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überholt

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Grammatikpartizipiales Adjektiv
Aussprache 
Worttrennung über-holt
Grundformüberholen
eWDG

Bedeutung

hinter der Entwicklung zurückgeblieben und daher nicht mehr gebräuchlich, veraltet
entsprechend der Bedeutung von überholen (II 1)
Beispiele:
überholte Anschauungen, Sitten, Bräuche, Vorstellungen
das Lehrbuch, diese Meinung ist längst, teilweise, völlig überholt
er vertritt eine längst überholte Theorie, Methode
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
holen · erholen · Erholung · nachholen · überholen · überholt
holen Vb. ‘hingehen und etw. herbringen, herbeischaffen, jmdn. veranlassen, bitten zu kommen’, reflexiv ‘sich etw. Schlimmes zuziehen’, ahd. halōn, (seltener) holōn (8. Jh.), holēn (9. Jh.), mhd. hol(e)n, (seltener) haln ‘herbeirufen, herbeibringen, erreichen, erwerben und mit sich fortführen’, asächs. halon ‘holen, ziehen, bringen’, mnd. mnl. hālen, nl. halen ‘holen, ziehen’, aengl. geholian ‘bekommen, erhalten’. Die Herkunft der (untereinander ablautenden) westgerm. Verbformen ist nicht sicher geklärt. Man verbindet sie gewöhnlich mit griech. kalé͞in (καλεῖν) ‘rufen, nennen, herbeirufen’, lat. calāre ‘aus-, zusammenrufen’ und stellt sie in Sinne von ‘(herbei)rufen’ bzw. ‘rufen beim gemeinschaftlichen Ziehen’ zu der unter hell (s. d.) angegebenen Wurzel ie. *kel(ə)- ‘rufen, schreien, lärmen, klingen’ (s. auch Hall). Oder man geht von einer Grundbedeutung ‘ziehen, mit Anstrengung herbeischaffen’ aus, vergleicht griech. kálōs (κάλως) ‘Seil, Tau, Kabel’ (das Frisk 1, 770 allerdings als technisches Fremdwort fernhalten will) und setzt eine Wurzel ie. *kal- ‘ziehen’ voraus; vgl. Mansion in: PBB 33 (1908) 547 ff. erholen Vb. reflexiv ‘sein Wohlbefinden wiedererlangen, wieder zu Kräften kommen, gesund werden, ausspannen’, ahd. irholōn (9. Jh.), irhalōn (10. Jh.) ‘herbeiholen, (Geld) einfordern’, mhd. erholn ‘einbringen, erwerben, Versäumtes nachholen, erfrischen’, reflexiv ‘sich erholen, ein Versäumnis gutmachen, sich anders besinnen’; Erholung f. (15. Jh.). nachholen Vb. ‘nachträglich holen, Versäumtes nachträglich erledigen, nacharbeiten’ (17. Jh.). überholen Vb. in unfester Zusammensetzung ‘herüberholen, übersetzen, ans andere Ufer befördern’, besonders im Ruf nach dem Fährmann hol’ über!, mhd. überholn (s. hallo); in fester Zusammensetzung ‘einholen und hinter sich lassen, an Geschwindigkeit übertreffen’ (16. Jh.), übertragen ‘in der Leistung übertreffen’, in der Technik ‘(Maschine, Fahrzeug) auf Fehler durchsehen, prüfen, Mängel beseitigen, ausbessern’, zuerst in der Seemannssprache (als Übersetzung von engl. to overhaul) ‘gründlich nachsehen und instand setzen’ (um 1870); vgl. Generalüberholung (20. Jh.); überholt Part.adj. ‘veraltet’ (20. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

antiquiert · archaisch · auf den Müllhaufen der Geschichte (gehörend) · veraltet · überaltert · überholt  ●  in die Mottenkiste (gehörend) fig. · (Das ist doch) Achtziger! ugs. · aus der Mottenkiste (stammend) ugs., fig. · old school ugs., engl. · von gestern ugs.
Assoziationen

altmodisch · altväterisch · hat seine (beste) Zeit hinter sich · hat seine Zeit gehabt · längst vergessen geglaubt · nicht mehr angesagt · veraltend · veraltet · überholt · überkommen  ●  out veraltet · passé veraltet · Schnee von gestern ugs., fig. · angestaubt geh., fig. · obsolet geh.
Assoziationen

anachronistisch · antiquiert · mittelalterlich · überholt  ●  Steinzeit fig., abwertend · finsteres Mittelalter fig., abwertend · gestrig fig. · rückständig abwertend · steinzeitlich fig., abwertend · verstaubt fig. · von Vorgestern fig. · vorgestrig fig. · vorsintflutlich fig., abwertend · (auf den) Müllhaufen der Geschichte (gehörend) ugs. · (das) wussten schon die alten Griechen ugs. · (ein) Anachronismus geh.
Assoziationen

altmodisch · angestaubt · hinterwäldlerisch · muffig · provinziell · rückständig · verschlafen · verschnarcht · zurückgeblieben · überholt  ●  verstaubt fig. · hinterm Mond ugs.
Assoziationen

entspricht nicht (mehr) dem Stand der Technik · nicht mehr auf dem aktuellen Stand · veraltet · von gestern · war mal · überholt  ●  Makulatur fig.
Assoziationen

(ein) Auslaufmodell (sein) · Geschichte (sein) · Vergangenheit sein · altbacken · altmodisch · anachronistisch · antiquiert · hat seine Chance gehabt · hat sich überlebt · hatte seine Chance · nicht mehr Stand der Technik · nicht mehr State of the Art · nicht mehr auf der Höhe der Zeit · nicht mehr in Mode · nicht mehr in die (jetzige) Zeit passen · nicht mehr zeitgemäß · unmodern · veraltet · überholt  ●  Old School engl. · aus der Zeit gefallen (sein) fig. · ausgedient haben auch figurativ · vorsintflutlich fig. · zum alten Eisen gehören(d) fig. · (der/die/das) gute alte (...) ugs. · Die Zeiten sind vorbei. ugs., Spruch · Schnee von gestern ugs. · abgelutscht ugs., salopp · abgemeldet ugs. · aus der Mode (gekommen) ugs. · ausgelutscht ugs., salopp · damit lockt man keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor ugs., sprichwörtlich · der Vergangenheit angehören geh. · durch ugs., Jargon · démodé geh., franz. · gehört entsorgt ugs. · hat seine besten Zeiten hinter sich ugs. · hat sich erledigt ugs., fig. · museumsreif ugs., scherzhaft-ironisch · nicht mehr aktuell ugs. · nicht mehr angesagt ugs. · nicht mehr up to date ugs., veraltend · out ugs. · passé ugs., veraltend · uncool ugs. · vorbei ugs. · war mal. (Heute ...) ugs.
Unterbegriffe
Assoziationen
  • alte, langweilige Geschichte  ●  Schnee von gestern ugs., fig. · alter Hut ugs., fig. · kalter Kaffee ugs., fig. · nichts Neues ugs. · olle Kamellen ugs., fig., rheinisch
  • altmodisch · altväterisch · hat seine (beste) Zeit hinter sich · hat seine Zeit gehabt · längst vergessen geglaubt · nicht mehr angesagt · veraltend · veraltet · überholt · überkommen  ●  out veraltet · passé veraltet · Schnee von gestern ugs., fig. · angestaubt geh., fig. · obsolet geh.
  • (das) Aus (für) · ...dämmerung · Ende · Götterdämmerung (als Beispiel) · im Endstadium (sein)  ●  (das) Totenglöcklein läutet (für) fig.
  • anachronistisch · antiquiert · mittelalterlich · überholt  ●  Steinzeit fig., abwertend · finsteres Mittelalter fig., abwertend · gestrig fig. · rückständig abwertend · steinzeitlich fig., abwertend · verstaubt fig. · von Vorgestern fig. · vorgestrig fig. · vorsintflutlich fig., abwertend · (auf den) Müllhaufen der Geschichte (gehörend) ugs. · (das) wussten schon die alten Griechen ugs. · (ein) Anachronismus geh.
  • antiquiert · archaisch · auf den Müllhaufen der Geschichte (gehörend) · veraltet · überaltert · überholt  ●  in die Mottenkiste (gehörend) fig. · (Das ist doch) Achtziger! ugs. · aus der Mottenkiste (stammend) ugs., fig. · old school ugs., engl. · von gestern ugs.
  • (Es) ist ausgestanden. · Das ist (längst) Geschichte. · Der Fall ist abgeschlossen. · Der Fall ist ad acta gelegt. · Die Angelegenheit ist abgeschlossen. · Die Geschichte ist (schon) lange vorbei. · Die Sache ist erledigt.  ●  Vorbei ist vorbei. Redensart · Was gewesen ist, ist gewesen. sprichwörtlich · Das Ding ist gelaufen. ugs. · Der Drops ist gelutscht. ugs., fig., Spruch · Der Fisch ist gegessen. ugs., Redensart, sprichwörtlich, fig. · Der Käse ist gegessen. ugs., fig., Spruch · Die Sache ist gegessen. ugs., fig. · Die Suppe ist gegessen. ugs., fig. · das war's (denn wohl) ugs.
  • (sich) etwas Neues einfallen lassen müssen  ●  ... alte ... nicht mehr variabel · ... neue Situation ... variabel · Das Blatt hat sich gewendet. fig. · es weht (jetzt) ein anderer Wind fig. · es weht ein neuer Wind fig. · nicht mehr weitermachen können wie bisher floskelhaft
  • auf altbewährte Weise · der Tradition entsprechend · nach alter Schule · nach alter Väter Sitte · wie eh und je  ●  Das haben wir schon immer so gemacht. ugs., Spruch
  • ewiggestrig · fortschrittsfeindlich · gegen jegliche Neuerung(en) · im Gestern leben(d) · nicht in der Gegenwart angekommen · reaktionär · reformunwillig · rückschrittlich · zurückgeblieben  ●  Früher war alles besser. ugs., Spruch · antimodernistisch geh. · rückwärtsgewandt geh. · vergangenheitsverklärend geh.
  • altehrwürdig · althergebracht · altüberliefert · angestammt · gebräuchlich · hergebracht · herkömmlich · klassisch · konventionell · tradiert · traditionell · überliefert  ●  von Alters her geh. · überkommen geh.
  • die Zeit geht hinweg (über) · in Vergessenheit geraten · vergessen werden · von der Tagesordnung verschwinden  ●  im Dunkel der Vergangenheit verschwinden variabel, fig. · dem Vergessen anheimfallen geh. · der Vergessenheit anheimfallen geh. · in der Versenkung verschwinden ugs. · niemand spricht heute noch von (...) ugs., variabel
  • Retro... · alt aussehen(d) · auf alt getrimmt · im Stil der ...er Jahre · im Vintage-Stil · retro  ●  Vintage-... engl. · im Vintage-Look engl. · vintage engl.
  • (sich) in eine andere Zeit versetzt fühlen (durch einen Anblick oder eine Erfahrung) · wie aus der Zeit gefallen (wirken)
  • Schnee von gestern (sein) · in (der) Bedeutungslosigkeit versinken · nicht mehr relevant (sein) · niemand interessiert sich (für)  ●  kein Hahn kräht (nach) ugs.

Verwendungsbeispiele für ›überholt‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Besonders verhängnisvoll war die Anwendung überholter Begriffe auf wirtschaftlichem Gebiet. [Gatzke, Hans W.: Europa und der Völkerbund. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1960], S. 14901]
Immer wieder entwickelt sich der politische Prozess als Korrektur überholter Positionen. [Die Zeit, 18.07.2011, Nr. 29]
Ist das wirklich nur ein altväterliches Beharren auf längst überholten gesellschaftlichen Normen? [Die Zeit, 14.12.2009, Nr. 50]
Kohl hat nun die Chance, sich von überholten Positionen zu lösen. [Die Zeit, 19.01.1998, Nr. 03]
Erst neulich erklärte er die geltenden Bestimmungen kurzerhand für »überholt«. [Süddeutsche Zeitung, 23.05.2002]
Zitationshilfe
„überholt“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/%C3%BCberholt>.

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