siehe auch -halber
-halb
GrammatikAffix
Wortbildung
mit ›-halb‹ als Letztglied:
1außerhalb
· 2außerhalb · dieserhalb · 2innerhalb · schattenhalb · sonnenhalb
DWDS-Verweisartikel
Bedeutung
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
halb · -halb · -halben · halber · halbieren · Halbinsel · halbseiden · Halbstarker · Halbwelt · Halbzeit
halb Adj. ‘den einen von zwei gleichen Teilen eines Ganzen ausmachend’, dann auch ‘unvollständig, unvollkommen, nicht ganz’, in adverbieller Verwendung (häufig verdoppelt halb …, halb … oder halb und halb) ‘zur Hälfte, zum Teil, beinahe, fast’ ahd. halb (8. Jh.), mhd. halp, asächs. mnd. mnl. nl. half, aengl. healf, engl. half, anord. halfr, schwed. dän. halv, got. halbs. Das Adjektiv germ. *halba- läßt sich, wenn man eine Ausgangsbedeutung ‘zerschnitten, geteilt’ annimmt, wie die unter 1Halfter (s. d.) dargestellten westgerm. Substantivformen mit aind. kálpatē ‘gelingt, fügt sich, wird zuteil’ (Part. Perf. kḷptá- ‘fertig, gerüstet’) sowie mit griech. skólops (σκόλοψ) ‘Spitzpfahl, Palisade, Dorn’, lat. scalpere ‘kratzen, ritzen, einschneiden’ (s. Skalpell), sculpere ‘schnitzen, meißeln, gravieren’ (s. Skulptur), lit. sklem̃bti ‘zuschneiden, behauen, glätten’ verbinden; es stellt sich dann zu einer p-Erweiterung der Wurzel ie. *(s)kel- ‘schneiden’ (wurzelverwandt sind ferner 2Helm, 1Holm, 1Schale, 2Schale, 1Schild, 1Scholle, 2Scholle, Skalp, verschleißen und vielleicht Schulter, s. d.). Als zweites Glied erscheint halb in Zahlenangaben wie nhd. anderthalb ‘eineinhalb’ (eigentlich ‘das andere, zweite nur halb’), älter ebenfalls dritt(e)halb ‘zweieinhalb’, viert(e)halb ‘dreieinhalb’ usw.; vgl. schon ahd. anderhalb (8. Jh.), thrittohalb (9. Jh.), mhd. anderhalp, drithalp, vierdehalp; dieser Bildungstyp ist im Germ. früh verbreitet (z. B. aengl. ōþer healf, þridde healf, anord. halfr annarr, halfr þriði). Hiervon zu unterscheiden sind die heute nur in zusammengesetzten Adverbien und Präpositionen vorkommenden Formen -halb, -halben ‘-seits, -wegen’ (vgl. außer-, inner-, ober-, unterhalb, allent-, meinethalben und oft konjunktional verwendetes deshalb, weshalb); halb, halben ‘auf Seiten, wegen’, zunächst im Nhd. noch selbständig als lokale und kausale Präpositionen mit vorangestelltem Genitiv geläufig (ahd. halb ‘wegen’, 10. Jh., mhd. halp, halbe, halben ‘auf Seiten, wegen’), beruhen auf adverbiellem Gebrauch erstarrter Kasusformen der neben dem Adjektiv existierenden femininen Substantive ahd. halba (um 800, auch mit im Adverb erhaltenem endungslosem Akkusativ halb), mhd. halbe, frühnhd. Halbe ‘Seite, Richtung, Gegend’ (vgl. ebenso asächs. halƀa, mnd. halve, aengl. healf, anord. halfa, got. halba, im Aengl. und Anord. auch ‘Hälfte’). Bis in die Gegenwart Präposition (mit vorangestelltem Genitiv) und daneben Kompositionsglied von Adverbien (vgl. ehren-, krankheits-, sicherheitshalber) ist halber ‘wegen’ (Ende 15. Jh.), eine wohl an das stark flektierte Maskulinum des Adjektivs halb angelehnte Umbildung von halben. – halbieren Vb. ‘in zwei Hälften teilen’, mhd. halbieren, im 13. Jh. aufkommende französierende Variante zu gleichbed. mhd. halben, helben (mit Präfix ahd. bihalbōn, umbihalbōn ‘umgeben, umringen’, 9. Jh.). Das Verb ist anfangs vor allem für die nach damaliger französischer Mode aus zwei Stoffen unterschiedlicher Farbe gefertigte Kleidung üblich, besonders im Part. Prät. mhd. gehalbier(e)t nach gleichbed. afrz. (mi) parti (vgl. entsprechendes mnd. halvēren, Part. Prät. halvērt); im 15. Jh. wird halbieren mathematischer Terminus (neben frühnhd. medieren nach spätlat. mediāre ‘sich in der Mitte befinden, halbieren’). Halbinsel f. ‘nur eine schmale Verbindung mit dem Festland aufweisendes und sonst vom Wasser umgebenes Landstück’ (17. Jh., zuvor ein halb Insel, 16. Jh.), freie Übersetzung von gleichbed. lat. paenīnsula (eigentlich ‘was fast eine Insel ist’, vgl. lat. paene ‘beinahe, fast’ und īnsula ‘Insel’). halbseiden Adj. ‘aus einem Mischgewebe von Seide und Baumwolle oder Leinen bestehend’ (17. Jh., zusammengewachsen aus halb seyden, 15. Jh., halb sidin, 14. Jh.); wegen der Minderwertigkeit und mangelnden Gediegenheit solchen Stoffes dient halbseiden schon bei Goethe zur abschätzigen Kennzeichnung und wird seit Beginn des 20. Jhs. übertragen für ‘fragwürdig, anrüchig, von zweifelhaftem Ruf’ gebraucht. Halbstarker m. ‘flegelhaft auftretender Jugendlicher’, Substantivierung des wenig üblichen Adjektivs halbstark (s. stark). Seit Ende des 19. Jhs. ist in Hamburg nd. de Halfstarken (Plur.) ‘verwahrloste Jugendliche aus den untersten sozialen Schichten, Randalierer, Rowdys’ geläufig, breitet sich in hd. Form aber vorerst nur zögernd aus; in den 50er Jahren des 20. Jhs. wird Halbstarker allgemein zu einer Kritik und Ablehnung ausdrückenden Bezeichnung für den männlichen Halbwüchsigen, dessen Verhalten als unreif und provozierend angesehen wird. Halbwelt f. ‘äußerlich elegante, aber moralisch verwerfliche Gesellschaftskreise’, in den 60er Jahren des 19. Jhs. aufkommende Nachbildung von frz. demi-monde; dieses ist Anfang des 19. Jhs. als ‘Welt der Prostituierten’ bezeugt, wird jedoch erst durch die Komödie „Le Demi-monde“ von A. Dumas dem Jüngeren (1855, hier im Sinne von ‘die wegen eines Fehltritts aus ihrer Klasse Ausgeschlossenen’) bekannt und gelangt bereits 1856 als fremdes Wort ins Dt., wo es zunächst versuchsweise mit halbe Welt übersetzt wird. Halbzeit f. ‘eine Hälfte der für ein Ballspiel vorgeschriebenen Gesamtspielzeit’ sowie ‘Pause zwischen den beiden Spielhälften’ (daher gelegentlich übertragen ‘Zeitpunkt nach Ablauf der ersten Hälfte eines bestimmten Zeitraums’); um 1900 eingeführter Sportterminus nach entsprechendem engl. half-time (1871, anfangs als Ausruf, der das Ende der ersten Spielhälfte anzeigt), das seit dem 17. Jh. in der Bedeutung ‘Hälfte eines bestimmten Zeitabschnitts’ belegt ist (so auch vereinzeltes frühnhd. Halbzeit).
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