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Ausbeutung, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Ausbeutung · Nominativ Plural: Ausbeutungen · wird meist im Singular verwendet
Aussprache  [ˈaʊ̯sbɔɪ̯tʊŋ]
Worttrennung Aus-beu-tung
Wortzerlegung ausbeuten -ung
Wortbildung  mit ›Ausbeutung‹ als Erstglied: Ausbeutungscharakter · Ausbeutungsgrad · Ausbeutungsobjekt · Ausbeutungssystem · Ausbeutungstheorie · Ausbeutungsverhältnis
 ·  mit ›Ausbeutung‹ als Letztglied: Selbstausbeutung
eWDG

Bedeutung

Ausnutzung
a)
abwertend Ausnutzung zu eigennützigen, negativen Zwecken
Beispiele:
eine rücksichtslose, schamlose, skandalöse Ausbeutung betreiben
die Ausbeutung der Notlage, der Leichtgläubigkeit anderer Menschen
DDR, Marxismus Aneignung von Arbeitsprodukten einer unterdrückten produzierenden Klasse durch Privateigentümer von Produktionsmitteln
Beispiele:
die verschärfte Ausbeutung der Arbeiter in den kapitalistischen Ländern
die Beseitigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen
b)
Ausnutzung zu gemeinnützigen, positiven Zwecken
Beispiele:
die Ausbeutung des vorliegenden Materials, der vorgeschichtlichen Funde
eine stärkere Ausbeutung des Bodens anstreben
Bergmannssprachedie Ausbeutung (= der Abbau) eines Erzvorkommens, Schachtes, einer Grube
um den Bezug der ausländischen Zeitungen und ihre Ausbeutung durch uns zu organisieren [ WelkHoher Befehl226]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
ausbeuten · Ausbeute · Ausbeutung
ausbeuten Vb. ‘ausschöpfen, Nutzen ziehen, durch Aneignung fremder Arbeit Profit erzielen’. Das Präfixverb (zur Etymologie s. 1Beute) begegnet im 15./16. Jh. als Ausdruck des Kriegswesens im Sinne von ‘erbeuten, Beute machen’, auch ‘Beute, Gewinn verteilen’. Daraus entwickelt sich die Bedeutung ‘Gewinn, Nutzen ziehen, ausschöpfen’; sie zielt zunächst auf Naturschätze jeder Art, gilt aber auch für das ertragreiche Ausschöpfen materieller und geistiger Werte. Im Anschluß an den marxistischen Terminus Ausbeutung (s. unten) wird ausbeuten der verbale Ausdruck für das ökonomische Verhältnis zwischen Kapitalisten und den besitzlosen Lohnarbeitern (1. Hälfte 19. Jh.) – Ausbeute f. ‘Kriegsbeute, Ertrag, Gewinn’ (16. Jh.). Ausbeutung f. ‘das Beutemachen, Verteilen der Kriegsbeute’ (16. Jh.), danach ‘Ausschöpfung, ertragreiche Nutzung’. Gleichbed. frz. exploitation wird in die Saint-Simonistische Ausbeutungstheorie übernommen und bezeichnet die ‘Ausnutzung der besitzlosen arbeitenden Klasse durch eine Minderheit von Eigentümern an Arbeitsmitteln’ (vgl. die Wendung l’exploitation de l’homme par l’homme). Mit diesem Wortinhalt wird frz. engl. exploitation zu einem geläufigen Ausdruck der französischen und englischen utopischen Sozialisten. Das Femdwort Exploitation übernehmen Marx und Engels in ihre ökonomischen Schriften; es wird seit Engels’ „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ (1845) zunehmend mit seinem dt. Äquivalent Ausbeutung wiedergegeben. Im Zusammenhang mit der Annahme eines Mehrwertes entwickeln Marx und Engels Ausbeutung zu einem zentralen Terminus der marxistischen Gesellschaftstheorie und bestimmen ihn als ‘Aneignung unbezahlter fremder Arbeit (des Mehrprodukts) durch die Eigentümer der Produktionsmittel’ in der antagonistischen Klassengesellschaft.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Ausbeuterei · Ausbeutung · Ausnutzung · Halsabschneiderei · Sklaverei  ●  Ausplünderei ugs., selten
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Ausbeutung‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Ausbeutung‹.

Verwendungsbeispiele für ›Ausbeutung‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Nur so können wir uns gegen die Ausbeutung unserer »weiblichen« Qualitäten schützen! [Schwarzer, Alice: Der »kleine Unterschied« und seine großen Folgen, Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. 1977 [1975], S. 182]
Auch deutet der Ausdruck »Ausbeutung« nach einer andern Richtung als der unsern. [Schumpeter, Joseph: Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, Berlin: Duncker u. Humblot 1997 [1912], S. 188]
Aber was ist es mit der Ausbeutung der Armen durch die Bauern? [Klemperer, Victor: [Tagebuch] 1950. In: ders., So sitze ich denn zwischen allen Stühlen, Berlin: Aufbau-Verl. 1999 [1950], S. 67]
Eigentümlicherweise will angesichts dessen heute keiner mehr Ausbeutung im Betrieb entdecken. [o. A.: VON DER ARBEITERKLASSE (Teil 1 und 2). In: Marxistische Zeit- und Streitschrift 1980-1991, München: Gegenstandpunkt Verl. 1998 [1990]]
So leidet die arbeitende Klasse weniger daran, daß ihr die Bildung vorenthalten wird, als an ihrer Ausbeutung. [o. A.: DIE KLASSENGESELLSCHAFT VERTEILT IHRE KARRIEREN. In: Marxistische Zeit- und Streitschrift 1980-1991, München: Gegenstandpunkt Verl. 1998 [1986]]
Zitationshilfe
„Ausbeutung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Ausbeutung>.

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