Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Bürgertum, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Bürgertums · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Bür-ger-tum
Wortzerlegung Bürger -tum
Wortbildung  mit ›Bürgertum‹ als Letztglied: Ackerbürgertum · Besitzbürgertum · Bildungsbürgertum · Großbürgertum · Handelsbürgertum · Kleinbürgertum · Stadtbürgertum · Weltbürgertum · Wirtschaftsbürgertum
eWDG

Bedeutung

Gesamtheit der Bürger
entsprechend der Bedeutung von Bürger (2)
Beispiele:
das aufstrebende, besitzende, gebildete Bürgertum
Sie schrecken das fortschrittliche Bürgertum doch einfach ab, Revolution zu machen [ BrechtMutter6]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Bürger · bürgerlich · Bürgerschaft · Bürgertum · Bürgermeister · Großbürger
Bürger m. ‘Bewohner einer Stadt, Angehöriger eines Staates’, ahd. burgāri, burgeri (9. Jh.), mhd. burgære, burger ‘Bewohner einer Burg, einer Stadt’. Mnl. borgher, burgher, nl. burger und vielleicht auch mnd. börger(e) sind Entlehnungen aus dem Hd. Gleichbed. aengl. burgwaran, -ware, -waras (Plur.) legt nahe, daß es sich auch bei der dt. Bildung ursprünglich um ein Kompositum handelt. Aengl. -waran, -ware, -waras (auch in ceasterwaran, -ware, einem Synonym von burgwaran), anord. -veri, Plur. -verjar (in skipverjar ‘Schiffsleute, Schiffsbesatzung’) gehören als Nomina agentis zu der unter wehren (s. d.) dargestellten Wortgruppe. Die Kompositionsglieder erscheinen auch in Eigennamen, vgl. aengl. Rōmware, -waran, anord. Rōmverjar ‘Römer’ und die in latinisierter Form bei antiken Schriftstellern überlieferten germ. Volksnamen wie Ampsivāriī (eigentlich ‘Emsanwohner’), Baiovāriī (Plur.). In ahd. Zusammensetzungen fällt ein w im Anlaut des zweiten Teils oft aus, dadurch ist Übergang zu den häufigen Suffixbildungen auf ahd. -āri, -eri (nhd. -er) möglich. Die Ausgangsbedeutung von Bürger wäre danach ‘Burgverteidiger’, daraus entwickelt sich ‘Bewohner einer Burg, einer Stadt, eines Staates’. Im Zusammenhang mit der Herausbildung der deutschen Städteverfassungen im 11./12. Jh. bezeichnet Bürger das freie, vollberechtigte Mitglied einer Stadtgemeinde. Mit der Entwicklung des Bürgertums als einer durch Besitz ausgezeichneten Gesellschaftsschicht wird Bürger (im Sinne von lat. cīvis) zum Staatsbürger (s. d.). Sofern Bürger (oder Großbürger, s. unten) ausdrücklich Bezeichnung des ‘Besitzbürgers’, zumal des Besitzers an Produktionsmitteln ist, wird es seit dem 19. Jh. vielfach durch Bourgeois (s. d.) verdrängt. – bürgerlich Adj. ‘den Staatsbürger betreffend, dem Bürgertum zugehörig, verpflichtet, seiner Weltanschauung verhaftet’, spätmhd. burgerlich, mnd. börgerlīk, Suffixbildung zum Substantiv, dem es in zahlreichen Verwendungen folgt, vgl. im rechtssprachlichen Bereich bürgerliches Recht für lat. iūs cīvīle. Bürgerschaft f. ‘Gesamtheit der Bürger’, mhd. burgerschaft, auch ‘Bürgerrecht’, mnd. börgerschop, auch ‘Abgabe für die Erlangung des Bürgerrechts’. Auf das Nd. bzw. Nordd. beschränkt ist die Verwendung ‘Bürgerausschuß, Stadtparlament’. Bürgertum n. ‘Bourgeoisie, Gesamtheit der Bürger, Mittelstand, Mittelschicht’ (Ende 18. Jh.), s. auch Bourgeoisie. Bürgermeister m. ‘Vorsitzender einer Gemeinde-, Stadtverwaltung’, mhd. burgermeister neben burgemeister, Zusammensetzung aus burger und meister. Burgemeister, Bürgemeister (noch mundartlich) ist wohl dissimilierte Form, kaum Kompositum mit dem alten Genitiv Sing. von Burg (mhd. burge) als Bestimmungswort. Mit Bürgermeister setzt sich im Nhd. die von Luther bevorzugte Form durch. Großbürger m. ‘mit besonderen Privilegien, mit bestimmtem Besitz ausgestatteter Stadtbewohner’ (17. Jh.; in Preußen, d. h. im Ordensgebiet, älter), dann allgemein ‘Besitzbürger, Bourgeois’; s. auch Kleinbürger.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Typische Verbindungen zu ›Bürgertum‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Bürgertum‹.

Verwendungsbeispiele für ›Bürgertum‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Freilich war er ein Kind seiner Zeit, der Zeit des emporstrebenden Bürgertums. [Ichenhäuser, Ernst Z.: Erziehung zum guten Benehmen, Berlin: Volk u. Wissen 1983, S. 376]
War sie ewig durch sich selbst dazu verurteilt, als degradiertes Bürgertum dahin zu vegetieren? [Reger, Erik [d.i. Dannenberger, Hermann]: Union der festen Hand, Kronberg/Ts.: Scriptor 1976 [1931], S. 265]
Ein Jahrhundert lang schwelgt das neue Bürgertum in moralisierender Literatur. [Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft Bd. 1, Frankfurt: Suhrkamp 1983, S. 128]
Unglückliche Ehen gab es – verhältnismäßig – gewiß nicht mehr als im Bürgertum. [Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 03.04.1919]
Sie organisiert sich nicht dem Bürgertum gegenüber als besondere Klasse. [Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe), 03.03.1905]
Zitationshilfe
„Bürgertum“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/B%C3%BCrgertum>.

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