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Gleis, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Gleises · Nominativ Plural: Gleise
Aussprache  [glaɪ̯s]
Wahrig und DWDS

Bedeutungen

1.
allgemeiner, Eisenbahn Fahrspur für schienengebundene Fahrzeuge aus zwei (auf Schwellen oder betonierten Fahrwegen montierten) parallel laufenden Metallschienen
Synonym zu Gleisstrecke
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein neues, altes, zusätzliches, stillgelegtes, totes Gleis
als Akkusativobjekt: die Gleise überqueren, blockieren; Gleise verlegen
in Präpositionalgruppe/-objekt: aus dem Gleis springen (= entgleisen); auf dem Gleis fahren, stehen, liegen; [es sind] Personen im Gleis (= Personen haben unbefugt die Gleise betreten); auf ein Gleis stürzen, fallen
mit Genitivattribut: die Gleise der Eisenbahn, Straßenbahn
Beispiele:
In der Regel baut man Bahnhöfe und Gleise gleichzeitig, was ist schon das eine ohne das andere? [Neue Zürcher Zeitung, 28.12.2016]
Ein Güterzug mit rund 40 Anhängern ist in Bremen aus dem Gleis gesprungen. [Die Zeit, 17.04.2015 (online)]
Die Gleise in Richtung Norden waren über Stunden gesperrt. [Der Spiegel, 13.08.2014 (online)]
Damit die ICE‑Züge mit Tempo 200 fahren können, baut die Bahn in Bamberg zwei zusätzliche Gleise. [Die Zeit, 16.08.2012]
Rechts werden Straßenbahnen überholt, deren Gleise in der Straßenmitte verlegt sind. [Dillenburger, Helmut: Das praktische Autobuch. Gütersloh: Bertelsmann 1965 [1957], S. 105]
2.
spezieller, Eisenbahn Fahrbahn der Züge vor einem Bahnsteig im Bahnhof für den Halt von Personenzügen; Bahnsteig an einer Gleisstrecke im Bahnhof
Kollokationen:
mit Genitivattribut: ein Gleis des Hauptbahnhofs
in Präpositionalgruppe/-objekt: der Zug fährt von, aus Gleis [drei]
Beispiele:
Immer wieder wird per Lautsprecher und Anzeige darauf hingewiesen, dass der Zug ausnahmsweise von Gleis 6 und nicht von Gleis 3 fährt. [Süddeutsche Zeitung, 28.12.2018]
An diesem Dienstagmorgen ist er am Gleis 11 des Hauptbahnhofs von Frankfurt am Main gestartet. [Der Spiegel, 18.02.2014 (online)]
Und wenn in Berlin der Anschlusszug spontan auf einem anderen Gleis einfährt, ist das Umsteigen Stress pur. [Süddeutsche Zeitung, 07.03.2013]
»Zug der Freiheit« steht auf der blauen Anzeigetafel an Gleis eins am Prager Hauptbahnhof. [Der Spiegel, 02.10.2009 (online)]
3.
übertragen Ordnung, Gewohnheit
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eingefahrene, ausgefahrene, alte Gleise [verlassen]
in Präpositionalgruppe/-objekt: [jmdn.] aus dem [gewohnten] Gleis werfen; [wieder] ins rechte Gleis [kommen]
Beispiele:
Muss denn immer alles in den gewohnten Gleisen laufen? [Die Welt, 08.10.2010]
Da war ich also, die Lobsängerin des friedliebenden, hart arbeitenden Ghana – und eine einzige Bemerkung über meinen ghanesischen Vater warf mich völlig aus dem Gleis. [Neue Zürcher Zeitung, 28.05.2016]
Mit dem Mauerfall springt der im Kalten Krieg bloß eingefrorene Weltlauf wieder in sein altes Gleis[…]. [Die Zeit, 17.02.2011]
Wohl jeder kann ein Lied davon singen, wie schwer es ist, eingefahrene Gleise zu verlassen. [Die Zeit, 14.07.2006]
Leicht fiel es mir nicht, nach Jahren ausgefahrene Gleise zu verlassen, umzudenken, einen interessanten objektbezogenen Unterricht neu vorzudenken und zu organisieren. [Berliner Zeitung, 16.06.1989]
4.
übertragen eingeschlagene Richtung, Weg, Standort
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein totes Gleis
in Präpositionalgruppe/-objekt: auf dem falschen Gleis [sein]; auf dem toten Gleis [sein]; in ein falsches Gleis [geraten]; in ein totes Gleis [geraten]
Beispiele:
Das ganze energetische Bauen ist auf dem falschen Gleis. [Welt am Sonntag, 18.09.2016]
Anfangs habe sie die Aufgabe stolz […] übernommen, nun wünsche sie »nicht auf ein totes Gleis gestellt« zu werden. [Die Welt, 25.09.2009]
Wie hoch ist das Risiko, arbeitslos oder mit 60 Jahren aufs tote Gleis abgeschoben zu werden? [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.01.2006]
Die verbriefte Aussöhnung zwischen Israel und Ägypten ist bereits auf ein totes Gleis geraten. [Die Zeit, 12.11.1982]

letzte Änderung:

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Gleis · Geleise · Geleis · entgleisen
Gleis Geleise Geleis n. ‘aus zwei parallellaufenden Schienen bestehende Fahrspur’, spätmhd. geleise ‘Radspur, getretener Weg’ (14. Jh.) ist eine Kollektivbildung zu dem im Nhd. untergegangenen Substantiv mhd. leis(e) f. ‘Spur’, ahd. in waganleisa ‘Wagenspur’ (9. Jh.), das mit lat. līra (aus *leisā) ‘Ackerfurche’, dēlīrus ‘geistig aus dem Gleis gekommen, verrückt’ (s. Delirium), aslaw. lěcha, russ. (landschaftlich) lechá (леха) ‘Beet, Ackerfurche’, lit. lýsė ‘Gartenbeet’ verwandt ist und zu der unter leisten (s. d.) angeführten Wurzel ie. *leis- ‘am Boden gezogene Spur, Furche’ gehört. – entgleisen Vb. ‘aus den Gleisen springen’, übertragen ‘vom rechten Weg abkommen, sich taktlos, ungeschickt benehmen’ (Mitte 19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Eisenbahn
Gleis  ●  Geleise schweiz., österr.
Unterbegriffe
  • Gleisstutzen · totes Gleis  ●  Blindgleis fachspr. · Kopfgleis fachspr., schweiz. · Sackgleis fachspr. · Stumpengleis fachspr., schweiz. · Stumpfgleis fachspr. · Stutzgleis fachspr.
  • Anschlussgleis · Gleisanschluss
  • Umfahrgleis · Umsetzgleis
  • Fächergleis · Strahlengleis
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Gleis‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Gleis‹.

Zitationshilfe
„Gleis“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gleis>.

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