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Grätsche, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Grätsche · Nominativ Plural: Grätschen
Aussprache  [ˈgʀɛːʧə]
Worttrennung Grät-sche
Grundformgrätschen
Wortbildung  mit ›Grätsche‹ als Erstglied: Grätschabschwung · Grätschaufschwung · Grätschsitz · Grätschsprung · Grätschstand · Grätschstellung
 ·  mit ›Grätsche‹ als Letztglied: Blutgrätsche · Kreisgrätsche
Mehrwortausdrücke  die Grätsche machen
Dieses Stichwort finden Sie im DWDS-Themenglossar Fußball.
Wahrig und DWDS

Bedeutungen

1.
Sport Stellung mit gestreckten und gespreizten Beinen; Sprung mit seitwärts gestreckten und gespreizten Beinen (über Bock, Pferd, Kasten)
Kollokationen:
in Präpositionalgruppe/-objekt: in die Grätsche gehen
Beispiele:
Sie [die jungen Trampolinspringer] zeigten das ganze Register der Grundsprünge wie Hocke, Bücke, Grätsche, Salto und Schraube, die dann in einigen Jahren […] bis zu extremen Kombinationen (wie zum Beispiel einem dreifachen Salto mit dreifacher Schraube) getrieben werden können. [die tageszeitung, 05.03.1990]
Die Gruppe der Schülerinnen und Schüler hüpften bei flotter Musik über Trampolin und Kasten und auch die Jungs und Mädchen des Jugendturnens überzeugten das Publikum unter anderem mit sauberen Grätschen und Rückwärtssalti. [Südkurier, 23.10.2019]
»Jetzt müsst ihr euch alle hintereinander aufstellen«, sagt M[…]. Gustav [ein Hund] weiß Bescheid. Im Slalom schlängelt er sich an den Kinderbeinen vorbei. Anschließend gehen alle Jungen und Mädchen in die Grätsche. [Neue Westfälische, 14.05.2015]
Beine in die Grätsche, nach unten beugen, Rücken dabei gerade machen. [Bild, 29.01.2015]
bildlich Damit [mit der Reduktion auf das Notwendigste] gelingt diesen Filmen auch die Grätsche zwischen heroisch‑romantischem Genre‑Kino und einer Anmutung von zeitgenössischer Realität. [Die Zeit, 05.10.2000]
Als erste Übung wird die Grätsche über den Bock geturnt. [Borrmann, Günter / Mügge, Hans: Gerätturnen in der Schule. Berlin: Volk u. Wissen 1957, S. 282]
bildlich, gelegentlich übertragen, umgangssprachlich
Phraseme:
in die Grätsche gehen
die Grätsche machen (= unter großem Gewicht, hoher Belastung oder angesichts enormer Herausforderungen in eine bedrohliche Schieflage geraten)
Beispiele:
Ein anderer Kürbis polterte in die Schubkarre, die unter dem Gewicht empfindlich in die Grätsche ging. [Thüringer Allgemeine, 31.10.2012]
Eigentlich sollte das stabile Stoffdach die Gartenmöbel darunter schützen. Aber wer rechnete in unseren Breiten schon mit 40 Zentimeter Schnee auf einmal? […] Das gute Stück machte die Grätsche. [Thüringer Allgemeine, 08.04.2021]
Schauen wir uns doch nur die Auswirkungen der vergangenen beiden Sommer an: Unsere Wälder haben die Grätsche gemacht. [Neue Osnabrücker Zeitung, 17.01.2020]
Noch nie wurde eine Wahl zum EU‑Parlament so wichtig genommen. Europa hat Fehler gemacht. Angesichts der Bedrohung von rechts ist es in die Grätsche gegangen. Hat die Demokratieverächter in Polen und Ungarn nicht rechtzeitig gestoppt. [Frankfurter Rundschau, 27.05.2019]
Als er […] endlich oben saß, ging das Luftkissen in die Grätsche. [Allgemeine Zeitung, 19.07.2003]
2.
Fußball Abwehrversuch eines Spielers, bei dem dieser versucht, den Ball mit ausgestreckten Beinen und am Boden rutschend zu erreichen, um ihn vom Gegenspieler zu trennen
siehe auch Blutgrätsche
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine eingesprungene, harte, brutale Grätsche
in Präpositionalgruppe/-objekt: zu einer Grätsche ansetzen
Beispiele:
Für eine Grätsche mit gestrecktem Bein zeigte Schiedsrichter Robert Hartmann Leverkusens Sebastian Boenisch die Rote Karte. [Der Spiegel, 05.12.2015 (online)]
Verbissene Zweikämpfe, beherzte Grätschen und insgesamt 22 Fouls – […] auf dem Platz [ging es] ordentlich zur Sache, was unter dem Strich aber nichts gegen das verbale Nachspiel im Anschluss an die Partie war. [Nachspielzeit im Eintracht-Streit, 09.03.2021, aufgerufen am 17.03.2021]
Der Schiedsrichter ahndete die Aktion mit der Roten Karte. Vor Gericht sagte er als Zeuge aus, dass der Beklagte von vorne kommend mit beiden gestreckten Beinen und offener Sohle eine Grätsche gemacht habe, die übertrieben hart gewesen sei. [Neue Osnabrücker Zeitung, 29.01.2021]
Hanke sah nach einer Grätsche gegen Kramny die Rote Karte. [Bild, 19.10.1998]
Er [Effenberg] sei feldverweisgefährdet, weil er versucht hatte, den Ball nahe der Seitenlinie zu fangen, und nach einer Kontroverse mit eingesprungener Grätsche Norbert Hofmann angesprungen hatte. [Süddeutsche Zeitung, 16.02.1998]
bildlich unfaire (verbale) Attacke
Beispiele:
Die Grätsche ist […] das (verbale) Mittel der Wahl, wenn man sich die jüngste Zeitgeschichte, wenn man sich die Politik und die Gesellschaft dieser Tage so anschaut. [Hamburger Abendblatt, 07.06.2016]
Kommendes Jahr wieder gemeinsam feiern, mehr Achtung gegenüber der Natur haben, Mitmenschlichkeit beibehalten und Grätschen gegen freie Berichterstattung einfach mal sein lassen: Das wären gute Vorsätze für 2021. [Neue Westfälische, 31.12.2020]
Wie sehr die CSU eine Koalition im Bund mit den Grünen fürchtet, verdeutlichten die verbalen Grätschen vergangener Tage: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Finanzminister Markus Söder […] geißelten übereinstimmend entsprechende Spekulationen. Grün? Nicht mit der CSU! [Süddeutsche Zeitung, 31.08.2016]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
grätschen · Grätsche
grätschen Vb. ‘die Beine spreizen, mit gespreizten Beinen springen’ (17. Jh.), üblich in der Fechtersprache (Mitte 18. Jh.), dann durch Vieth (1795) und Jahn (1814) in die Turnersprache übernommen; seitdem allgemein. Intensivbildung zu nicht mehr gebräuchlichem gräten ‘die Beine spreizen, große, weite Schritte machen’ (14./15. Jh.). Aus gräten und seinen zahlreichen mundartlichen Varianten (graten, grätten, gretten, greiten, gritten) kann ein Ansatz germ. *grī̌- ‘gespreizt, auseinanderklaffen’ erschlossen werden; weitere verwandtschaftliche Beziehungen sind nicht erkennbar. – Grätsche f. ‘Sprung, Stellung mit seitwärts gespreizten Beinen’, seit Jahn (1816) in der Turnersprache. Vgl. älteres Grät-, Grätschsprung (Vieth 1793), zuvor (in der Reitkunst) der gekretschelte Sprung (um 1660).

Typische Verbindungen zu ›Grätsche‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Grätsche‹.

Zitationshilfe
„Grätsche“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gr%C3%A4tsche>.

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selten häufig

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