Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Langeweile, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Langeweile · wird nur im Singular verwendet
Die gelegentlich vorkommende Flexion des adjektivischen Erstgliedes erinnert daran, dass die Wortzusammensetzung aus einer Wortgruppe hervorgegangen ist: vor, aus langer Weile.
Nebenform seltener Langweile · Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Langweile · wird nur im Singular verwendet
Aussprache  [ˈlaŋəˌvaɪlə] [ˌlaŋəˈvaɪlə][ˈlaŋvaɪlə]
Worttrennung Lan-ge-wei-le ● Lang-wei-le
Wortzerlegung 1lang Weile
Wortbildung  mit ›Langeweile‹/›Langweile‹ als Erstglied: langweilig  ·  mit ›Langeweile‹/›Langweile‹ als Grundform: langweilen
eWDG und DWDS

Bedeutung

auf mangelnde Abwechslung, fehlende Motivation, ausbleibende (interessante) Umweltreize o. Ä. zurückzuführendes, als unbefriedigend empfundenes Gefühl des Unbeschäftigtseins, Unausgefülltseins
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: gepflegte, lähmende, quälende Langeweile
als Akkusativobjekt: [sich] die, seine Langeweile vertreiben
in Präpositionalgruppe/-objekt: ein Mittel gegen (die) Langeweile
mit Präpositionalgruppe/-objekt: Langeweile in den Ferien, im Titelkampf
in Koordination: Langeweile und Überdruss, Einsamkeit, Frust, Leere
Beispiele:
Hat Langeweile heute einen schlechten Ruf? Ja, weil sie einem vermittelt, dass man nichts mit sich anfangen kann. Niemand macht einem Vorwürfe, wenn man mit Gips im Krankenhaus liegt. Wer aber gegenüber anderen zugibt, dass ihm langweilig ist, muss fürchten, dafür verurteilt zu werden. [Münchner Merkur, 16.02.2022]
Wer in den Herbstferien in Berlin bleibt, muss keine Langweile befürchten. Das Programm für Kinder und Jugendliche in der Hauptstadt ist groß und hat für jede Altersgruppe etwas zu bieten. Viele Events können sogar kostenlos besucht werden. [Berliner Morgenpost, 08.10.2021]
Juventus Turin sicherte sich am Wochenende zum neunten Mal in Serie den Titel in Italien, die Bayern holten sich zuvor zum achten Mal nacheinander die Meisterschaft in der Bundesliga, und Paris stand in Frankreich zum siebten Mal in den vergangenen acht Jahren in der Tabelle ganz oben. Wenn es um den nationalen Titel geht, herrscht in Europas Top‑Ligen meist gähnende Langeweile. Zumal auch in Spanien sich nur Real Madrid und der FC Barcelona munter abwechseln. Nur in England ist die Kandidatenliste mit dem FC Liverpool, Manchester City, FC Chelsea und Manchester United etwas breiter. Der Grund für die Monotonie – das liebe Geld. [Saarbrücker Zeitung, 30.07.2020]
Auf die Frage, warum Videospiele für Kinder und Jugendliche so faszinierend sind, gibt es viele Antworten. Einige vertreiben mit Videospielen ihre Langeweile oder wollen einfach nur körperlich entspannen, für andere sind dann wiederum die Erfolgserlebnisse oder das Ausleben von Tagträumen und Fantasien, ohne dabei Schaden zu nehmen, Gründe, Videospiele zu spielen. [Hamburger Abendblatt, 03.04.2019]
Zwei Männer, die Holzstämme und andere Gegenstände auf die Autobahn 1 geworfen haben, sind zu sieben beziehungsweise siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Die Urteile des Schwurgerichts Münster vom Montag lauten auf Mordversuch. Die Angeklagten im Alter von Mitte 20 hatten die Taten im Prozess als »Jungenstreich« bezeichnet. Sie hätten aus purer Langeweile gehandelt. [Neue Osnabrücker Zeitung, 23.06.2015]
Zum einen war das Konzert ein erneuter Beweis dafür, dass auch recht komplizierte Werke von sehr jungen Musikern in guter Qualität und mit nur wenigen Fehlern dargeboten werden können. Zum anderen waren die drei Werke des Abends relativ leicht eingängig und von so unterschiedlichem Charakter, dass keine Langweile aufkam. [Leipziger Volkszeitung, 02.05.2011]
Aber ist die Einsamkeit nicht der Vorname der Langeweile? [ GrassBlechtrommel473]WDG
spezieller, Psychologie (aus der Wahrnehmung der Umwelt als eintönig und gleichförmig resultierende) andauernde, die psychische Gesundheit beeinträchtigende Leere in der Gedanken- und Gefühlswelt eines Menschen
Beispiele:
Daniela W[…] konnte nicht mehr durchschlafen und verlor ihren Appetit, fühlte sich krank und schlapp. Freunde und Familie verstanden ihr Problem nicht, sagten zu ihr: Sei doch froh, dass du so viel Geld für so wenig Arbeit bekommst. Irgendwann informierte sie sich im Internet und stieß auf den Namen ihres Problems: Sie litt unter Bore‑out, an chronischer Langeweile durch permanente Unterforderung am Arbeitsplatz. Bore‑out ist genauso wie Burn‑out keine offiziell anerkannte Krankheit. Doch die damit verbundenen Symptome können so schwerwiegend sein, dass Menschen ärztliche Hilfe brauchen, manchmal sogar stationär aufgenommen werden müssen. [Die Welt, 17.12.2019]
Stimmt es, dass man vor Langeweile sterben kann? Bislang ist kein Fall bekannt geworden, in dem die Diagnose »Tod durch Langeweile« gestellt wurde, aber tatsächlich gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass Langeweile im Übermaß zu Beeinträchtigungen der Psyche führen kann. [Süddeutsche Zeitung, 26.09.2015]
Auch Unterforderung und Langeweile können zu chronischen Krankheiten führen [Überschrift] Die Schweizer Unternehmensberater Philippe Rothlin und Peter Werder prägten 2007 mit dem Buch »Diagnose Boreout« ein Symptom, dass als Krankheitsbild erst langsam erforscht wird. […] Im Gegensatz zum Burnout beschreiben die Buchautoren Beschäftigte, die aus Langeweile (boredom) oder Unterforderung im Job krank werden. [Aachener Zeitung, 09.09.2014]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
lang · lange · längs · längst · unlängst · Länge · langen · anlangen · erlangen · verlangen · Verlangen · länglich · langsam · Langeweile · langweilen · langweilig · Langfinger · Langmut · langmütig · Langohr · langwierig
lang Adj. räumliche und zeitliche Erstreckung bezeichnend, ahd. lang ‘langgestreckt, lange dauernd, ausführlich’ (8. Jh.), mhd. mnd. mnl. lanc ‘lang, langsam’, asächs. nl. lang, aengl. lang, long, engl. long, anord. langr, schwed. lång, got. laggs wird zusammen mit gleichbed. lat. longus, mpers. drang, pers. dirang ‘lang’ auf ie. *(d)longho-, Adjektivbildung zu einer nasalierten Gutturalerweiterung der Wurzel ie. *del- ‘lang’, zurückgeführt. Unnasaliert liegt die (ursprünglich zum Teil wohl zweisilbige) Gutturalerweiterung vor in aind. dīrgháḥ, griech. dolichós (δολιχός), aslaw. dlьgъ, russ. dólgij (долгий) ‘lang’, ebenso (mit d-Abfall) in lit. ìlgas, lett. ilgs und in got. tulgus ‘fest, standhaft’. Das erste Zeugnis des germ. Adjektivs zeigt der bei Tacitus in lat. Langobardī überlieferte Name der Langobarden, eigentlich ‘Langbärte’. Im Dt. bezeichnet lang sowohl die Erstreckung in einer Dimension, und zwar bei Körpern die der größten Ausdehnung (im Unterschied zu breit oder dick), als auch die Erstreckung in der Zeit. In festen Verbindungen, vgl. lange Finger machen ‘stehlen’, einen langen Hals machen ‘neugierig sein’, ein langes Gesicht machen ‘enttäuscht sein’. – lange Adv. ‘lange Zeit, bei weitem’, ahd. lango ‘vor langer Zeit, längst’ (8. Jh.), mhd. lange, langen ‘seit langem, lange Zeit’. längs Präp. Adv. ‘an etw. entlang, der Länge nach’, mhd. langes, lenges Adv. ‘vor langer Zeit, der Länge nach’, mnd. langes, frühnhd. auch längst (mit hinzugetretenem t, s. unten) sind adverbiale Genitive Sing. des Adjektivs. Das Adverb ist in der Gegenwart kaum noch in Gebrauch (etw. längs schneiden, nordd. längs kommen); als Präp. wird längs seit dem 14. Jh. verwendet. längst Adv. ‘seit langer Zeit, schon lange, bei weitem’, frühnhd. längst, auch langest, leng(e)st. Ursprünglich identisch mit längs (s. oben), dessen adverbiale Verwendung im Sinne von ‘vor langer Zeit’ die durch sekundäres -t erweiterte Form übernimmt; entsprechend unlängst Adv. ‘vor nicht langer Zeit, vor kurzem’, mit unorganischem -t aus dem adverbiellen Genitiv frühnhd. unlang(e)s (15. Jh.), mnd. unlanges, mnl. onlanges. Länge f. ‘Ausdehnung in die Hauptrichtung, Dauer, Längengrad’, ahd. lengī (9. Jh.), mhd. lenge. Länge bezeichnet insbesondere die räumliche Erstreckung im Unterschied zu Höhe und Breite, auch die Körpergröße, und erscheint als Grundwort in Maßbezeichnungen wie Hauptes-, Pferde-, Schiffslänge. langen Vb. ‘ausstrecken, sich erstrecken, reichen, auskommen’, mhd. langen ‘lang werden oder machen, sich ausstrecken, um etw. zu erreichen, Verlangen haben’, ahd. langēn ‘Verlangen haben’ (9. Jh.). anlangen Vb. ‘ankommen’ (16. Jh.). erlangen Vb. ‘bekommen, gewinnen, erwerben, erreichen’, mhd. erlangen ‘sich sehnen, verlangen, erreichen’, auch (unpersönlich) ‘lang dünken, langweilen’. S. auch gelangen, hinlangen. verlangen Vb. ‘nach etw. Sehnsucht haben, etw. begehren, fordern’, mhd. verlangen; Verlangen n. substantivierter Infinitiv, mhd. verlangen, auch ‘Verdruß, Kummer’. länglich Adj. ‘im Verhältnis zur Breite größere Länge aufweisend, ein wenig lang’, ahd. langlīh (9. Jh.), frühnhd. langelich, lengelich (15. Jh.), daneben frühnhd. langlecht, länglicht, mhd. lengeleht. langsam Adj. ‘zögernd, lange Zeit brauchend, träge’, ahd. (8./9. Jh.), asächs. langsam ‘lange dauernd’, aengl. langsum; s. -sam. Daneben ahd. langseimi (10. Jh.), mhd. lancseim; das zweite Wortglied (ahd. -seimi) stellt sich zu mhd. seine ‘langsam, träge’, verwandt mit seit, Seite (s. d.), oder es gehört im Sinne von ‘langsam fließend, tröpfelnd’ zu dem unter Seim (s. d.) behandelten Substantiv; die Bedeutung ‘zögernd, gemächlich, nach und nach’ wird von langsam übernommen. Langeweile f. ‘Gefühl des Nichtausgefülltseins, des Überdrusses, Mangel an Abwechslung’, mhd. lange wīle, Zusammenschreibung vereinzelt seit dem 14. Jh., fest im 17. Jh., doch noch bis zur Gegenwart mit Binnenflexion (aus Langerweile, der Langenweile begegnen); langweilen Vb. ‘Langeweile bereiten’, reflexiv ‘Langeweile haben’ (18. Jh.); langweilig Adj. ‘uninteressant’ (15. Jh.). Langfinger m. ‘Dieb’ (17. Jh.). Langmut f. ‘Geduld, Nachsicht’ (16. Jh.), Rückbildung (da sich ahd. langmuotī, 8. Jh., nicht fortsetzt) aus langmütig Adj. ‘geduldig’, ahd. langmuotīg (10./11. Jh.), mhd. lancmüetec, Weiterbildung des Adjektivs ahd. langmuot (8. Jh.), einer Übersetzung von gleichbed. kirchenlat. longanimis (zu lat. longus ‘lang’ und animus ‘Seele, Mut’). Langohr n. Name des Hasen (auch kleines Langohr) und des Esels (großes Langohr), wohl rotw. (16. Jh.); zu vergleichen ist die ähnliche Benennung des Hasen durch spätlat. aurītus (zu lat. auris ‘Ohr’), des Esels durch die zugehörige Deminutivform lat. aurītulus. Adjektivisches aurītus ‘(in auffälliger Weise) mit Ohren versehen’ dient zur Charakterisierung beider Tiere. langwierig Adj. ‘lange während, viel Zeit erfordernd, mühsam’, frühnhd. langwiric ‘lange dauernd, lange lebend’ (15. Jh.), Zusammensetzung mit dem Adjektiv ahd. wirīg ‘dauernd, dauerhaft’ (um 1000), mhd. wiric ‘dauerhaft’, zu ahd. werēn (s. währen). Weit früher als das Adjektiv erscheint das Abstraktum ahd. langwirī̌gī ‘lange Dauer’ (um 1000).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Einerlei · Eintönigkeit · Gleichförmigkeit · Monotonie · Stumpfsinn · Öde · Ödnis  ●  Fadesse österr. · Ennui geh. · Langeweile ugs. · Langweile ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Langeweile‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bieten die DWDS-Wortprofile zu ›Langeweile‹ und ›Langweile‹.

Zitationshilfe
„Langeweile“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Langeweile>.

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