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Schatten, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Schattens · Nominativ Plural: Schatten
Aussprache 
Worttrennung Schat-ten
eWDG

Bedeutungen

1.
verhältnismäßig dunkle Fläche
a)
die hinter einem beleuchteten, undurchsichtigen oder nicht völlig transparenten Körper gelegen ist und den Umriss dieses Körpers hat
Beispiele:
jmd., etw. wirft einen (langen, kurzen, grotesken, schwarzen, scharfen) Schatten
etw. gibt (kühlen, wohltuenden) Schatten
gehobenetw. spendet Schatten
der Schatten eines Berges, Gebäudes, Baumes, Menschen
im (grünen) Schatten des Gartens, Waldes
im Schatten eines Sonnenschirms, Gebüschs sitzen, liegen
jmds. Schatten fällt auf eine Wand
bei einer Mondfinsternis fällt der Schatten der Erde auf den Mond
die Bäume warfen lange bläuliche Schatten auf den Schnee
die dunklen Schatten der schnell dahinziehenden Wolken flogen über den See
abends werden die Schatten länger
gehobendie Dämmerung, Nacht breitete ihre Schatten über das Land
bildlich
Beispiele:
sie ist durch die Krankheit, das Unglück zu einem traurigen Schatten geworden
er ist nur noch ein Schatten (seiner selbst) (= er ist sehr elend)
ein Schatten huscht, fliegt über jmds. Gesicht (= jmds. Miene verfinstert sich)
diese Lüge warf einen Schatten auf ihre Freundschaft
gehobender Schatten des Todes
gehobendie (düsteren, schrecklichen, schweren) Schatten des Krieges, der Vergangenheit
übertragen
jmd., etw. steht im Schatten eines anderenjmd., etw. bleibt neben einem anderen unbeachtet, kommt neben einem anderen nicht zur Geltung
Beispiel:
er stand ganz im Schatten seines berühmten Vaters
etw. wirft seinen Schatten vorausetw. kündigt sich durch bestimmte Anzeichen an
Beispiele:
die Krankheit warf ihre Schatten (weit) voraus
sprichwörtlichgroße, künftige Ereignisse werfen ihre Schatten voraus
über seinen (eigenen) Schatten springenüber seine subjektiven Möglichkeiten hinausgehen, etw. scheinbar Unmögliches vollbringen
Beispiel:
du kannst nicht über deinen (eigenen) Schatten springen
b)
dunkle Stelle, dunkler Fleck, besonders im Röntgenbild
Beispiele:
die Röntgenaufnahme zeigt einen Schatten
umgangssprachlicher hat einen Schatten auf der Lunge (= die Röntgenaufnahme seiner Lunge zeigt eine dunkle Stelle)
Schatten unter den Augen (= Augenringe)
c)
übertragen schwaches Anzeichen, Spur
Beispiele:
dafür gibt es nicht den Schatten eines Beweises
nie gab es auch nur den Schatten einer Unstimmigkeit zwischen ihnen
auch nicht der leiseste Schatten eines Schuldbewusstseins war ihm gekommen
er antwortete mit einem Schatten von Ärger, Zweifel in der Stimme
ein Schatten leichter Besorgnis, von Angst huschte, flog über sein Gesicht
2.
der außerhalb des direkten Lichteinfalls gelegene, der durch Mangel an Licht verhältnismäßig dunkle Bereich, das Dunkel
Grammatik: nur im Singular, nur mit bestimmtem Artikel
Beispiele:
jmd. tritt aus dem Sonnenlicht in den Schatten
sich im Schatten aufhalten
mir ist es zu kühl im Schatten, ich gehe lieber in die Sonne
das Thermometer zeigt 30 Grad im Schatten
das Tal lag schon im Schatten, die Gipfel leuchteten noch in der Abendsonne
die Verteilung von Licht und Schatten auf einem Bild
bildlich
Beispiele:
er versuchte, ihn in den Schatten (= Hintergrund) zu drängen
er hielt sich bei der Auseinandersetzung im Schatten
der wahre Schuldige blieb im Schatten
sprichwörtlichwo viel Licht ist, ist auch viel Schatten
So lebt das Ehepaar Carraud ein stilles enges Leben im Schatten [ St. ZweigBalzac156]
übertragen jmdn., etw. in den Schatten stellenjmdn., etw. überbieten, übertreffen
Beispiel:
keiner konnte ihn, seine Leistung in den Schatten stellen
3.
schemenhafte Erscheinung, Gestalt
a)
wegen schlechter Sichtverhältnisse nicht genau zu erkennende, dunkle, verschwommene Gestalt, Erscheinung
Beispiele:
ein flüchtender, unheimlicher, gespenstischer Schatten
zwei dunkle Schatten huschten vorbei
am Fenster des Autos flogen im Nebel graue Schatten vorbei
bildlich
Beispiel:
jmd. jagt einem Schatten (= einem unklaren, unerreichbaren Ziel) nach
b)
jmd., der jmdm. unablässig folgt
Beispiele:
der Schatten ließ ihn nicht aus den Augen
Von Zeit zu Zeit sieht er sich um, ob sein Schatten ihm folgt. Sein Schatten folgt ihm [ KischMarktplatz299]
c)
das Reich der SchattenTotenreich in der griechischen Mythologie
bildlich
Beispiel:
gehoben, verhüllendin das Reich der Schatten hinabsteigen (= sterben)

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Schatten · schatten · beschatten · überschatten · schattieren · schattig · Schattenbild · Schattenriß · Schattenspiel
Schatten m. ‘hinter einem beleuchteten Körper entstehende dunkle Fläche, deren Umriß dem des Körpers entspricht, Dunkel, Dämmerung, visionäre Erscheinung, Geist’, auch ‘Sorge, Kummer, Spur, Anzeichen’. Die teils auf einem maskulinen, teils auf einem femininen w-Stamm (germ. *skaþwa- m., *skaþwō f.) beruhenden germ. Formen ahd. scato, Genitiv scatawes (8. Jh.), mhd. schate, auch schatewe, schetewe, asächs. skado, mnd. schāde, aengl. sc(e)adu, mengl. sceadewe, shadewe, engl. shade, shadow, mnl. scāde, scāduwe, nl. schaduw, got. skadus lassen sich mit griech. skótos (σκότος) ‘Finsternis, Dunkel’ und dehnstufigem air. scāth ‘Schatten, Schutz, Spiegel’ verbinden. Weiteres ist nicht mit Sicherheit auszumachen. Bereits das Mhd. zeigt auch schwache Flexion, aus deren obliquen Kasus sich die moderne Form Schatten entwickelt. – schatten Vb. ‘Schatten werfen, geben’, ahd. scatawen (8. Jh.), mhd. schatewen, schetewen ‘Schatten geben’, unpersönlich ‘schattig, dunkel werden’. Das bereits im Mhd. seltene Verb wird im 18. Jh. (durch Klopstock) wieder aufgenommen, bleibt aber nur in poetischer Sprache erhalten. beschatten Vb. ‘mit Schatten versehen’, ahd. biscatawen (9. Jh.), mhd. beschatewen, -schetewen. Nhd. jmdn. beschatten ‘(wie ein Schatten) unbemerkt (ver)folgen’ (1. Hälfte 20. Jh.) ist eine Wiedergabe von engl. to shadow und wird durch Kriminalromane verbreitet; danach auch in der Sportsprache seinen Gegner beschatten. überschatten Vb. (16. Jh.). schattieren Vb. ‘Schatten einzeichnen, eine Farbe durch Hell und Dunkel abtönen’, Ausdruck der Malerei (17. Jh.). schattig Adj. ‘voller Schatten, Schatten gebend’ (15. Jh.). Schattenbild n. ‘auf eine durchscheinende, beleuchtete Wand als Schatten geworfenes Bild’, auch ‘Trugbild’ (17. Jh.). Schattenriß m. ‘schwarz ausgefüllte Umrißzeichnung eines Körpers nach seinem Schatten’ (17. Jh.). Schattenspiel n. Art des Puppenspiels, bei dem Schatten von Figuren auf eine beleuchtete, lichtdurchlässige Wand geworfen werden (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Schatten · Schemen · schemenhafte Gestalt
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Schatten‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Schatten‹.

Verwendungsbeispiele für ›Schatten‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Wir aber sehen nur ihre schwankenden Schatten auf der Wand. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 50]
Der bei offenem Objektiv weich verlaufende Schatten wird bei geschlossenem Objektiv hart absetzend. [Croy, Otto: Fotomontage, Düsseldorf: Knapp 1952 [1937], S. 67]
Diese Pläne, so utopisch sie sind, werfen freilich zum Teil noch einen reaktionären Schatten. [Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung Bd. 2, Berlin: Aufbau-Verl. 1955, S. 0]
Mit dem Kapital ist die freie Arbeit, mit der Bourgeoisie das Proletariat gesetzt wie der Schatten mit dem Licht. [Freyer, Hans: Soziologie als Wirklichkeitswissenschaft, Leipzig u. a.: B.G. Teubner 1930, S. 91]
Wir sehen noch einmal den Schatten seiner Gestalt dort hinter dem Fenster. [o. A.: Reportage vom Besuch Mussolinis in Essen, 27.09.1937]
Zitationshilfe
„Schatten“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Schatten>.

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