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Schau, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Schau · Nominativ Plural: Schauen · wird meist im Singular verwendet
Aussprache  [ʃaʊ̯]
Grundformschauen
eWDG

Bedeutungen

1.
öffentliche Veranstaltung, die vor allem auf optische Wirkung abzielt
a)
Ausstellung
Beispiele:
eine große, kleine, internationale, regionale, eindrucksvolle, interessante, lehrreiche, instruktive Schau
eine Schau sorbischer Volkskunst, der Chemieindustrie
eine Schau zusammenstellen, eröffnen, besuchen
die Schau findet alljährlich im Mai statt
an der Schau beteiligen sich Aussteller aus über zwanzig Ländern
b)
unterhaltsame, revuehafte, durch effektvolle Aufmachung publikumswirksame Darbietung, Show
Beispiele:
eine attraktive, amüsante, unterhaltsame, spritzige, flotte, bunte Schau mit bekannten Solisten
eine billige, alberne Schau
eine temperamentvolle Schau südamerikanischer Lieder und Tänze, mit Schlagern der zwanziger Jahre
in der Schau wirkten viele internationale Stars mit
das Fernsehen bringt, zeigt, überträgt heute Abend eine Schau
die Schau (= das Ensemble) befindet sich auf einer Tournee durch Europa
umgangssprachlich, bildlich jmdm. die Schau stehlenjmdn. (mit Vorbedacht) um die (beabsichtigte) Wirkung bringen, indem man alle Aufmerksamkeit auf sich selbst zieht
Beispiele:
mit diesem Kleid wird sie wohl ihrer Rivalin die Schau stehlen
sie kam ihm in der Diskussion zuvor und stahl ihm dadurch die Schau
c)
abwertend, übertragen auf große, sensationelle Wirkung berechnete Veranstaltung
Beispiele:
die Boxmeisterschaften der Profis waren eine bloße Schau
die Reporter, die sich am Tatort, im Gerichtssaal eingefunden hatten, witterten eine (große) Schau
Die lärmende Schau bleibt aus. Dafür gibt es die Schau des Understatement [ Tageszeitung1966]
salopp eine Schau abziehengroßes Aufsehen erregen, außerordentlich angeben, sich aufspielen
Beispiel:
sie hat gestern beim Tanzen eine große, einmalige Schau abgezogen
eine Schau steigen lassenetw. Ungewöhnliches unternehmen, veranstalten
Beispiele:
wir lassen heute Abend eine große, tolle Schau steigen
mach keine Schau! (= spiel dich nicht so auf, zier dich nicht!)
2.
in abgeblasster Bedeutung
Grammatik: mit »stellen«, »tragen«
etw. zur Schau stellenetw., meist zum Zwecke des Verkaufs, ausstellen, zeigen
Beispiele:
Waren, Muster, Kunstwerke zur Schau stellen
auf der Messe werden Spitzenerzeugnisse aller Industriezweige zur Schau gestellt
abwertend etw. zur Schau tragenetw. Auffälliges, besonders Kleidung, Schmuck, körperliche Vorzüge, (mit Vorbedacht, in aufdringlicher Weise) sehen lassen, zeigen
Beispiel:
jmd. trägt einen kostbaren Schmuck, einen Anzug von modernstem Schnitt, Tätowierungen zur Schau
etw., jmdn., sich zur Schau stellenetw., jmdn., sich (mit Vorbedacht, in aufdringlicher Weise) der Betrachtung, Beachtung durch andere aussetzen
Beispiele:
etw., sich öffentlich, selbstgefällig, eitel, kokett zur Schau stellen
sie stellt gern ihr Wissen, ihre Tochter zur Schau
er wollte sich nicht vor allen als Wohltäter, Märtyrer zur Schau stellen (lassen)
etw. zur Schau tragen
etw. (nachdrücklich, in aufdringlicher Weise) mit einer bestimmten Absicht zeigen, ausdrücken
Beispiele:
etw. offen, auffällig, mit besonderem Nachdruck zur Schau tragen
er wollte seine Angst, Trauer, Zuneigung nicht offen zur Schau tragen
etw. (nach außen) zur Schau tragenetw. vortäuschen
Beispiele:
sein nur nach außen hin zur Schau getragener Optimismus
hinter seiner zur Schau getragenen Anteilnahme verbarg sich kalte Berechnung
3.
salopp etw., jmd. ist die, eine Schauetw., jmd. ist erstklassig, großartig
Beispiele:
der Schlager, Film, Wagen ist eine Schau
mein Vater, dein großer Bruder ist (eine) große, einmalige Schau
unser Urlaub war die, eine (große, tolle) Schau
4.
gehoben Gesichtspunkt, Blickwinkel
Beispiele:
ein Problem aus historischer, philosophischer Schau betrachten
etw. aus der Schau des Naturwissenschaftlers darstellen
landschaftlich Sicht, Ausblick
Beispiele:
man hat von dem Berg eine weite Schau ins Land
[die alte Dorfkirche] beherrschte, auf dem höchsten Punkt des Dorfes sich erhebend, die weite Schau über Heide, Strand und Marschen [ StormAquis submersus3,206]
5.
veraltet intuitives (ganzheitliches oder visionäres) Erfassen, Erleben von etw.
Beispiele:
eine mystische, visionäre, innere Schau
Schau gehört zur Phänomenologie und ist das Gegenteil von Erkenntnis [ BecherPoet. Konfession110]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
schauen · Schau · 1Schauer · anschauen · anschaulich · veranschaulichen · Anschauung · beschauen · Beschauer · beschaulich · zuschauen · Zuschauer · Schaufenster · Schauplatz · Schauspiel · Schauspieler · schauspielern
schauen Vb. ‘den Blick auf etw. richten, betrachten, achtgeben, sich kümmern um, innerlich erblicken, erfassen, erkennen’, ahd. scouwōn (8. Jh.), mhd. schouwen, asächs. skauwon, mnd. schouwen, schau(w)en, mnl. scouwen, nl. schouwen, afries. skāwia, skōwia, aengl. scēawian, engl. to show (germ. *skauwōn). Verwandt sind weiter (unsicheres) got. unskaus (für *usskaus?) ‘nüchtern, vorsichtig’ (d. i. -skaus ‘schauend’), griech. thyoskóos (θυοσκόος, aus *-σκοϝός) ‘Opferschauer’ sowie das unter schön (s. d.) behandelte Adjektiv, auch (ablautend) anord. skoða ‘schauen, untersuchen’, schwed. skåda und (mit nord. Entwicklung zum Guttural) anord. skygn ‘scharfsehend, klug’, skygna ‘schauen, spähen’. Alle Formen lassen sich auf eine mit s- anlautende Variante ie. *skeu- der Wurzel ie. *kē̌u- ‘worauf achten, beobachten, schauen’, auch ‘hören, fühlen, merken’ (wozu hören, s. d. weitere Verwandte) zurückführen. – Schau f. ‘(prüfendes) Ansehen, intuitives Erleben, Erfassen, Blickpunkt, Sichtweise’, mhd. schouwe, schowe, schou ‘suchendes, prüfendes Schauen’ (erhalten in Brautschau), ‘Blick, das Anschauen, Anblick, was angesehen wird, Gestalt’ (bis ins 17. Jh. auch m.); vgl. die Wendungen zur Schau stellen, zur Schau tragen ‘öffentlich zeigen, vorführen’ (18. Jh.). In neuerer Zeit (unter dem Einfluß von engl. show) häufig in Komposita für ‘Ausstellung’ (Blumen-, Leistungs-, Moden-, Tierschau) oder für eine ‘öffentliche, auf optische Wirkung ausgerichtete Veranstaltung’ (Bühnen-, Fernseh-, Superschau). In der Folge tritt das Simplex Schau oft für aus dem Engl. entlehntes Show (s. d.) ein. 1Schauer m. ‘Betrachter, Besichtiger, Prüfer’, ahd. scouwāri (um 1000), mhd. schouwære, schower ‘Betrachter, Münzprüfer, Fleischbeschauer’, frühnhd. auch ‘Seher, Prophet’. anschauen Vb. ‘ansehen, prüfend betrachten’, ahd. anascouwōn (9. Jh.), mhd. aneschouwen; anschaulich Adj. ‘leicht, optisch gut vorstellbar, bildhaft’, mhd. anschouwelich ‘in religiöse Betrachtung versunken’; veranschaulichen Vb. ‘durch Bilder, Vergleiche u. dgl. vorstellbar, deutlich machen’ (um 1800); Anschauung f. ‘das Sehen, Anblick’ (15. Jh.), ‘Betrachtungsweise, Vorstellung, Gesichtspunkt, Meinung’ (18. Jh.), ahd. anascouwunga ‘das Ausschauhalten, geistige Betrachtung’ (8. Jh.), mhd. anschouwunge ‘geistige, kontemplative Betrachtung’. beschauen Vb. ‘(prüfend, eingehend) betrachten, besehen’, ahd. biscouwōn ‘schauen, (an)sehen, berücksichtigen’ (8. Jh.), mhd. beschouwen; Beschauer m. ‘Prüfer’, ahd. biscouwāri ‘Betrachter, Beobachter’ (10. Jh.), mhd. beschouwære ‘(obrigkeitlicher) Besichtiger, Prüfer’; beschaulich Adj. ‘betrachtend, kontemplativ’, spätmhd. beschouwelich; vgl. besonders beschawlich leben (1460). zuschauen Vb. ‘den Blick auf einen Punkt richten, hin-, zusehen’ (16. Jh.); Zuschauer m. ‘wer auf etw. hinsieht, einer Vorführung zusieht’ (16. Jh.). Schaufenster n. ‘Fenster, in dem etw. zur öffentlichen Ansicht ausgestellt wird’ (19. Jh.). Schauplatz m. ‘öffentlicher Platz, auf dem Schauspiele aufgeführt werden, Theater’ (16. Jh.), ‘Platz, auf dem sich etw. abspielt, wo etw. geschieht’ (17. Jh.), vgl. Kriegsschauplatz. Schauspiel n. ‘jedes vor Zuschauern öffentlich gezeigte Spiel’, besonders ‘dramatische Dichtung und deren szenische Aufführung’ (Ende 15. Jh.), neben häufigerem Komödie, Tragödie; vom 18. Jh. an geläufig und Lustspiel und Trauerspiel ausdrücklich zusammenfassend. Schauspieler m. ‘wer in szenischen Aufführungen auftritt’ (16. Jh.), danach ‘darstellende Person auf dem Theater’, neben Komödiant (s. d.), dieses jedoch vom 18. Jh. an zurückdrängend. schauspielern Vb. ‘anderen etw. vormachen, vortäuschen’ (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

...kabinett · Ausstellung · Schau  ●  Exposition geh.
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Schau‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Schau‹.

bestückt dokumentieren eröffnen Eröffnung gezeigt Höhepunkt inszeniert konzipieren kuratiert kuratierte kuratierten Kurator Kuratorin Mittelpunkt opulent pariser sehenswert Spitzengilde stehlen stellen Titel tragen umfassend Werken widmen zusammengestellt zusammenstellen öffnen

Verwendungsbeispiele für ›Schau‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Natürlich wirkt es ebenso abstoßend, hypermoderne Kleidung zur Schau zu stellen. [Smolka, Karl: Gutes Benehmen von A – Z. In: Zillig, Werner (Hg.) Gutes Benehmen, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1957], S. 18910]
Tut sich nichts bei den Schauen, wird auch nicht berichtet. [Die Zeit, 16.01.1998, Nr. 4]
Heute nachmittag 2 Uhr geht die große Schau mit vielen bedeutenden Prüfungen weiter. [Vossische Zeitung (Sonntags-Ausgabe), 11.03.1923]
Einmal weckt die Mutter das Mädchen nachts und zeigt aus dem Fenster: Schau, der Vater geht jetzt zu der anderen. [Die Zeit, 18.11.2013, Nr. 46]
In New York schmunzelt man verlegen bei dem Namen, aber zu sehen sind Teile der Schau natürlich dennoch. [Die Zeit, 15.11.2013 (online)]
Zitationshilfe
„Schau“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Schau>.

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