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Schlafmütze, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Schlafmütze · Nominativ Plural: Schlafmützen
Aussprache  [ˈʃlaːfmʏʦə]
Worttrennung Schlaf-müt-ze
Wortzerlegung schlafen Mütze, Schlaf Mütze
Wortbildung  mit ›Schlafmütze‹ als Erstglied: schlafmützig
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
übertragen, umgangssprachlich siehe auch Nachtmütze (2)
a)
häufig abwertend passiv agierende, phlegmatische (und meist wenig Ausstrahlungskraft besitzende) Person; geistig träge, einfältige Person
Synonym zu lahme Ente (1)
Beispiele:
Aus den einstigen Blitzstartern sind mittlerweile Schlafmützen geworden, erneut war die erste Halbzeit ziemlich schwach. [3. Liga, 16. Spieltag: SVWW – VfB Lübeck 4:2, 17.12.2020, aufgerufen am 17.03.2021]
Aber worauf ich eigentlich noch einmal aufmerksam machen will[,] ist, dass die Schlafmützen des Bundestages mit überwältigender Mehrheit […] für und nicht gegen dieses Gesetz gestimmt haben. [Fracking gehört einfach verboten, 18.02.2017, aufgerufen am 01.09.2020]
Dilettant, Schlafmütze, Versager – die Beschimpfungen, so der Minister am Donnerstag im Bundestag, halte er aus. [Der Spiegel, 25.09.2003 (online)]
Der neue Stoß Sowjetrußlands gegen Berlin ist letztlich darauf angelegt, der ersten Weltmacht, nämlich den Vereinigten Staaten von Amerika, und damit der ganzen freien Welt eine möglicherweise weltgeschichtlich entscheidende politische und moralische Niederlage zu bereiten. Es ist hohe Zeit, daß die Harmlosen und Schlafmützen im deutschen Volk und in der Welt aufwachen und erkennen, daß es hier um etwas völlig anderes als um eine lokale oder gar um eine billige Prestigefrage geht. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1961]]
b)
Person, die morgens gerne länger schläft; sichtlich übermüdete bzw. nicht ausgeschlafene Person
siehe auch Langschläfer
Beispiele:
Ob Nachteule oder Partymaus, Schlafmütze oder Morgenmuffel – der herrlich frische und intensive Ingwerduft [der Duschcreme] […] weckt auch den müdesten Geist. [Pinkmelon, 23.01.2017, aufgerufen am 01.09.2020]
»Wach auf, du Schlafmütze!«, quakte meine Freundin Klara neulich. »Du bist ja schlimmer als ein Igel im Winterschlaf.« [Münchner Merkur, 19.03.2019]
Noch ganz verschlafen trudelt […] die Schlafmütze herein und hilft beim Vorbereiten [des Frühstücks]. [Crêpes unsere Frühstücksfavoriten auf dem Teller, 05.04.2016, aufgerufen am 01.09.2020]
Das 32 cm große Lämmchen hat einen superweichen Körper, ein rosa Bommelmützchen und ein niedliches Gesicht – das neue Lieblings‑Kuscheltier für müde Abenteurer und kleine Schlafmützen. [Gute-Nacht-Schäfchen – Ratgeberspiel, 07.08.2015, aufgerufen am 01.09.2020]
Unverkennbar war der Stolz, als die tapferen Frühaufsteher nach dem Abstieg den in der Hütte zurückgebliebenen Schlafmützen vom Erlebnis erzählten. [Jahrbuch des Schweizer Alpen-Clubs. Zürich: Schweizer Alpen-Club 2000]
Es fängt damit an, daß aus dem trinkfesten Kneipengänger plötzlich eine milchkaffeesüchtige Schlafmütze wird, die ganz dringend kurz nach Einbruch der Dunkelheit ins Bett muß. [Süddeutsche Zeitung, 28.08.1993]
2.
historisch Synonym zu Nachtmütze (1)
Beispiele:
Hier [auf dem Themenweg »Mittelalter«] erfahren Sie, warum die Burgbewohner nie ohne Schlafmütze ins Bett gingen […]. [Basler Zeitung, 19.12.2020]
Er trug eine gestrickte Schlafmütze aus dunkelblauer Wolle, zwischen den dichten Maschen schimmerte sein silbernes Kopfhaar. [Roth, Joseph: Radetzkymarsch, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1978 [1932], S. 181]
Ich erhielt einen geräumigen Schlafsaal, rings mit Heiligenbildern, namentlich, heiligen Jungfrauen, geschmückt und mit einem gewaltigen Bett ausgestattet, auf welches die Köchin vorsorglich auch eine weisse Schlafmütze gelegt hatte. [Jahrbuch des Schweizer Alpen-Clubs. Schweizer Alpen-Club, Zürich 1868]
»Das ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie ewig neu!« [–] »Und wem sie just passiret, dem bricht sie das Herz entzwei!« fuhr der Kranke murmelnd fort, indem er seine seidene Schlafmütze abnahm und sich damit eine Thräne aus dem Auge trocknete. [Die Gartenlaube, Jg. 5 (1857)]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
schlafen · Schlaf · Schläfe · beschlafen · entschlafen · schläfern · einschläfern · schläf(e)rig · zweischläfrig · Beischlaf · Schlafmütze · Schlafrock
schlafen Vb. ‘sich in einem (physiologisch bedingten) Ruhezustand befinden, in dem die Wahrnehmung der Umwelt stark herabgesetzt, nahezu ausgeschaltet ist’. Das starke, ursprünglich reduplizierende Verb ahd. slāfan (um 800), mhd. slāfen, asächs. slāpan, mnd. mnl. slāpen, nl. slapen, afries. slēpa, aengl. slǣpan, engl. to sleep, got. slēpan (germ. *slēpan) gehört zu einer im Germ. reich entwickelten Wortgruppe. Sie schließt sich an die unter Lappen (s. d.) genannte Wurzel ie. *lē̌b-, *lō̌b-, *lā̌b- ‘schlaff herabhängen(d)’ an, die hier, wie auch in 1schlapp, schlaff (s. d.), mit anlautendem s- auftritt. Dazu stellen sich lat. lābī ‘hin-, herabgleiten, sinken’ (s. labil, Lapsus, kollabieren), lat. labor ‘Mühe, Anstrengung, Arbeit’ (s. laborieren) und mit anlautendem s- lit. slõbti ‘schwach werden’, aslaw. slabъ, russ. slábyj (слабый) ‘schwach’. schlafen ist ursprünglich ‘schlaff sein’. – Schlaf m. ‘Zustand des Schlafens’, ahd. (8. Jh.), mhd. slāf, asächs. mnd. slāp, mnl. slaep, nl. slaap, afries. slēp, aengl. slēp, slǣp, engl. sleep, got. slēps (germ. *slēpa-). Demgegenüber sind anord. svefn, schwed. sömn, dän. søvn, aengl. swefn (germ. *swefna-) ebenso wie die Bezeichnungen des Schlafes in anderen ie. Sprachen aind. svápnaḥ, griech. hýpnos (ὕπνος) (s. hypnotisch), lat. somnus (s. somnambul), aslaw. sъnъ, russ. son (сон) Fortsetzungen eines alten r/n-Stammes zur Wurzelerweiterung ie. *su̯ep-, *sup- ‘schlafen’, zu der ebenso mhd. swep (Genitiv swebes) ‘Schlaf, Schlummer’, aengl. swefan, anord. sofa, schwed. sova, dän. sove ‘schlafen’ gehören. Spätmhd. slāf wird auch Bezeichnung für ‘Schläfe’. Vielleicht als ‘Stirnseite, auf der der Schlafende ruht’? Vgl. mnd. slāp, mnl. slaep, nl. slaap ‘Schlaf, Schläfe’. Der in dieser Bedeutung auftretende Plural wird im 18. Jh. zum Singular Schläfe f. beschlafen Vb. ‘mit einer Frau schlafen’, mhd. beslāfen, auch ‘schwängern’; ‘eine Nacht Bedenkzeit verstreichen lassen, ehe ein Beschluß gefaßt wird’ (16. Jh.). entschlafen Vb. ‘sterben’, ahd. intslāfan (9. Jh.), mhd. entslāfen ‘einschlafen, sterben’. schläfern Vb. ‘müde, schläfrig sein’, mhd. slāfern ‘schläfrig werden, einschlafen’; heute selten und meist unpersönlich es schläfert mich; dazu einschläfern Vb. ‘müde, schläfrig machen, in Schlaf versetzen’ (17. Jh.), heute besonders ‘(Tiere) durch Medikamente schmerzlos töten’, auch ‘narkotisieren, betäuben’; älter einschläfen, zu mhd. slæfen ‘schläfrig machen’. schläf(e)rig Adj. ‘müde’, auch ‘träge’ (16. Jh.), ahd. slāf(e)rag (9. Jh.), mhd. slāferic, slæferic. zweischläfrig Adj. ‘für zwei Schläfer passend’ (18. Jh.). Beischlaf m. ‘das Miteinanderschlafen’ (15. Jh.); dafür ahd. mitislāf (um 1000). Schlafmütze f. ‘Mütze, die im Bett aufgesetzt wird’ (17. Jh.), ‘langsamer, träger Mensch’ (18. Jh.). Schlafrock m. ‘bequemer, zum Schlafengehen und im Haus zu tragender Mantel, Morgenrock’, mhd. slāfroc (14. Jh.); nicht aus Schlaufrock (‘zum Hineinschlüpfen’) herzuleiten (s. Schlaufe).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(ihm/ihr) kann man im Laufen die Schuhe besohlen ugs., Spruch · Lahmarsch derb · Penner derb · Schlafmütze ugs. · Schnarchnase ugs. · Schnecke ugs., fig. · Tranfunzel ugs. · Transuse ugs. · Trantüte ugs. · lahme Ente ugs., fig.
Assoziationen
  • jemand mit der Einstellung "kommste heut nicht, kommste morgen"  ●  Faulpelz ugs. · Faultier ugs., scherzhaft · Stingel ugs., bairisch · fauler Hund ugs. · fauler Sack ugs., variabel
  • (sich) zu nichts aufraffen können · in Lethargie verharren · in Untätigkeit verharren · nicht aktiv werden  ●  (den) Arsch nicht hochkriegen derb, fig. · (sich) nicht aufraffen können ugs. · nicht aus dem Quark kommen ugs., fig. · nicht in die Gänge kommen ugs. · nicht in die Puschen kommen ugs., fig.
  • Trödler  ●  Lahmarsch derb · Langweiler ugs. · Schlaftablette ugs. · Träne ugs. · Tränentier ugs. · trübe Tasse ugs.
  • behäbig · lahm · langsam · schleppend · schwerfällig · träge  ●  beamtenhaft ugs., fig., abwertend · bummelig ugs. · lahmarschig derb · tranig ugs.
  • (nur) millimeterweise · im Schritttempo · in Zeitlupe · quälend langsam · schleichend · schleppend · sehr langsam  ●  im Schneckentempo übertreibend · im Zeitlupentempo übertreibend · (etwas) kommt so langsam wie beim Ochsen die Milch ugs., scherzhaft · im Schleichtempo ugs. · im Schnarchgang ugs., fig., negativ
  • Fischöl · Polaröl · Tran

Typische Verbindungen zu ›Schlafmütze‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Schlafmütze‹.

Zitationshilfe
„Schlafmütze“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Schlafm%C3%BCtze>.

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