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Stockzahn, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Stockzahn(e)s · Nominativ Plural: Stockzähne
Aussprache  [ˈʃtɔkʦaːn]
Worttrennung Stock-zahn
Wortzerlegung 1Stock Zahn
eWDG und DWDS

Bedeutungen

1.
A , CH , sonst veraltet Synonym zu BackenzahnWDG
Beispiele:
Das Zähneknirschen löst das Nägelkauen als emotionales Entlastungsventil ab. Jeder und jede Zweite kaut nachts auf den Stockzähnen. Bruxismus, so der Fachbegriff, nutzt die Zahnoberfläche massiv ab. [Bote der Urschweiz, 25.09.2019]
Festsitzende oder abnehmbare Zahnspangen […] müssen auch als Präventions‑ und Vorbereitungsmaßnahmen verstanden werden. Als Präventionsmittel funktionieren sie insofern, dass eine Verletzung an den Frontzähnen[…] vermieden werden kann, wenn die vorstehenden Zähne »zurückkorrigiert« werden. Werden sie als Vorbereitungsmittel eingesetzt, dann wird ein Stockzahn gerade aufgestellt, bevor er für eine Brücke korrekt beschliffen wird oder vor ihm ein Zahnimplantat gesetzt wird. [Tiroler Tageszeitung, 14.11.2013]
Bei kaltem Wetter leide ich immer wieder unter Zahnschmerzen. Wenn ich von der Kälte in die warme Stube komme, fängt der Schmerz an. Betroffen davon sind vor allem die Stockzähne, die z. T. eine Füllung haben. [Zahnarzt Luzern, 04.02.2013, aufgerufen am 31.08.2020]
Die Kriminalisten stellten fest, dass der oder die unbekannte Tote ein tadelloses Gebiss aufwies. Lediglich ein Stockzahn hatte eine Plombe. [Kurier, 15.01.2011]
[…] alle vierfüßigen oder Säugtiere, welche die Natur zum Nagen am Pflanzenwerk bestellt hat, haben in jeder Kinnlade, oben und unten, nur zwei einzige, und zwar scharfe Vorderzähne, und gar keine Eckzähne, sondern eine Lücke bis zu den Stockzähnen. [Johann Peter Hebel: Poetische Werke. München 1961 [1834]]
Am […] Morgen schob ich einen Papierknödel zwischen Wange und Stockzähne, band ein Taschentuch um das »geschwollene Gesicht« und schilderte dem Herrn Rektor heiser und lallend das höllische Zahnweh, das mich am verwichenen (= vorherigen) Tage gezwungen hatte »dem Unterrichte fern zu bleiben«. [Ganghofer, Ludwig: Lebenslauf eines Optimisten. Berlin: Directmedia 2004 [1911]]
2.
Phrasem:
A , CH auf, an, hinter den Stockzähnen lachen, grinsen, lächeln, schmunzeln (= nur mit Mühe verhindern können, dass man lachen oder deutlich sichtbar grinsen muss)
Beispiele:
Manchmal geht sie durchs Dorf und sieht an einer Wäscheleine ein Lätzchen von ihr hängen. […] »Ich sage nichts, das ist auch nicht wichtig. Ich schmunzle auf den Stockzähnen und freue mich darüber, dass sie gebraucht werden.« [Thurgauer Zeitung, 26.02.2021]
Die Spitze der Osttiroler ÖVP (= die wichtigsten Mitglieder der Österreichischen Volkspartei in Osttirol) lacht bis auf die Stockzähne. Einen Fünfer vor dem Wahlergebnis, das gab es für sie seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr. [Kleine Zeitung, 28.05.2019]
Willi S[…] entsinnt sich an die Zeit im Lehrerseminar von Rorschach, wo ihn vor allem der Musiklehrer begeisterte: »Der Lehrer kam sogar an unsere Hochzeit.« »Der kam aber nicht wegen dir, sondern wegen mir«, wirft seine Frau ein und lacht auf den Stockzähnen. [Basler Zeitung, 27.04.2018]
Die Quote für Frauen lehnt man ab. »Nein zu Zwang« heißt es dann, nur die Besten sollen den Job bekommen. Dazu kann man in Kenntnis der realen Verhältnisse nur müde am linken hinteren Stockzahn lächeln. [Oberösterreichische Nachrichten, 16.05.2013]
Die Konstruktion, die in einer winzigen Dachterrasse mit Rundsicht gipfelt, bildet manche Knacknuss für Statiker. Als verrückt gelte die Idee bei einigen, sagte das Brüderpaar bei der Baustellenbegehung und lächelte auf den Stockzähnen. [Neue Zürcher Zeitung, 29.04.2006]
Was die beiden [Einbrecher] mit den freundlichen Grüßen am Tatort bezweckten, blieb nicht nur den ermittelnden Kriminalbeamten ein Rätsel, auch die beiden Richter mußten ob der »höflichen« Unverschämtheit auf den Stockzähnen grinsen. [Neue Vorarlberger Tageszeitung, 29.01.1997]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Stock · Stockwerk · Grundstock · Stockente · Stockfisch · Stockzahn
Stock m. ‘Baumstumpf mit Wurzel, Knüttel, Stab, Geschoß eines Hauses, Grundlage’, ahd. (8. Jh.), mhd. stoc ‘Baumstumpf, Knüttel, Balken, Stange, Stab’, asächs. stokk, mnd. stok, mnl. stoc, nl. stok, afries. stok, aengl. stoc(c), engl. stock, anord. stokkr, schwed. stock (germ. *stukka-) sind verwandt mit Stück und verstauchen (s. d.) sowie außergerm. mit aind. tujáti, tuñjáti ‘bewegt sich heftig, treibt an, reizt auf, schleudert’, mir. tūag ‘Axt, Bogen’, tōcht ‘Teil, Stück’, lit. stū́gti ‘in die Höhe stehen’, stùguras ‘dürrer, verstrockneter Stengel, Strunk, Pfosten’. Alle Formen lassen sich auf ie. *(s)teug- zurückführen und damit letztlich auf eine (allerdings nur in Erweiterungen vorliegende) Wurzel ie. *(s)teu- ‘stoßen, schlagen’ (wozu auch stoßen, s. d.). Als Ausgangsbedeutung ist ‘abgeschlagener Ast, Stamm’, auch ‘Stumpf’ anzunehmen. Die Bedeutung ‘in der Erde stehengebliebener Baumstumpf mit den Wurzeln, Klotz’ ist erhalten in (über) Stock und Stein ‘(durch) ungerodetes Land, ohne Weg’, mhd. stoc unde stein, ähnlich Stock und Block, Stock und Stumpf; ferner in Bienenstock (s. d.), Opferstock ‘kirchlicher Kollektebehälter’ (15. Jh.), dafür mhd. stoc, eigentlich ‘ausgehöhlter, verschließbarer Holzklotz’. Sie wird vielfach in Bezeichnungen aus Holzklötzen hergestellter Geräte bewahrt (vgl. Amboßstock, Hackstock, Prägestock) und dient in übertragenem Sinne zur Bezeichnung einer Masse (vgl. Eiterstock, Gebirgsstock). Die Bedeutung ‘Balken, Stab’ (so noch in Spazier-, Takt-, Zeige-, Zollstock) entwickelt sich zu ‘hölzernes Ständerwerk eines Hauses’ (im Unterschied zum gemauerten Fundament), dann (spätmhd.) zu ‘Geschoß eines Gebäudes’ (vgl. Stockwerk n. um 1500). Bereits ahd. stoc steht für den ‘Hauptschoß einer Pflanze’, vgl. ahd. kōl-, reba-, wīnstoc, danach ‘in einen Topf gesetzte Blumenpflanze’ (16. Jh.), vgl. Blumenstock. Aus Vergleichen (z. B. mhd. lac er stille alsam ein stoc) entwickelt sich stock- zu einem verstärkenden Kompositionselement zunächst bei Adjektiven, vgl. stockstill ‘unbeweglich, schweigsam’, stockfinster, stockblind (16. Jh.), stockdumm, stockdunkel, stocksteif (17. Jh.), stocktaub (18. Jh.), stockreaktionär (19. Jh.), dann auch bei Personenbezeichnungen, die einen Menschen als befangen in den Ansichten, Anschauungen, Überzeugungen seines Landes, Stammes oder Standes charakterisieren sollen, z. B. Stockengländer, Stockpreuße, Stockaristokrat, Stockphilologe (19. Jh.). – Grundstock m. ‘Grundlage, Beginn einer Anhäufung’, besonders ‘(Grund)vermögen, Fonds’ (18. Jh.), aus Grund (s. d.) und Stock in der übertragenen Bedeutung ‘Masse, Menge’ (s. oben); vgl. engl. stock ‘Kapital’. Stockente f. ‘Wildente’ (17. Jh.), oft in Baumstümpfen oder -höhlen brütend. Stockfisch m. ‘getrockneter Kabeljau’, spätmhd. stocvisch, eigentlich ‘an einer Holzstange, einem Stangengerüst zum Trocknen aufgehängter Fisch’, als eingeführte Fastenspeise nach mnd. (hansisch) stokvisch. Stockzahn m. ‘Backenzahn’ (15. Jh.), zu Stock im Sinne von ‘(Baum)stumpf, Klotz’ (s. oben).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Backenzahn  ●  Stockzahn schweiz., österr., bayr. · Seitenzahn ugs.
Oberbegriffe
Unterbegriffe

Typische Verbindungen zu ›Stockzahn‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Stockzahn‹.

Zitationshilfe
„Stockzahn“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Stockzahn>.

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