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Treppenwitz, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Treppenwitzes · Nominativ Plural: Treppenwitze
Aussprache 
Worttrennung Trep-pen-witz
Wortzerlegung Treppe Witz
eWDG

Bedeutung

Begebenheit, die wie ein Witz wirkt, weil sie zu einem bestimmten, historischen Vorgang, Ereignis im Widerspruch steht
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Treppe · Trapp · 2Trappe · Treppenwitz
Treppe f. ‘aus Stufen gebildeter Aufgang’. Die nur im Dt. und Nl. begegnenden Substantivformen mhd. trappe, treppe, mnd. treppe, trappe, troppe, mnl. trap(pe), nl. trap gehören zur Wortgruppe um trappen, trippeln, Trip und trampeln (s. d.) und bedeuten eigentlich ‘Tritt, Stufe’. Dazu stellen sich aengl. treppan ‘treten, in einer (Tritt)falle, (Vogel)schlinge fangen’, anfrk. (latinisiert?) trappa (Lex Salica, 6. Jh.), ahd. trappa (Hs. 12. Jh.), aengl. træppe, treppe, engl. trap, mnl. trap(pe) ‘(Tier)falle’, eigentlich ‘(Vogel)schlinge, (Tritt)falle’ (vgl. engl. trapper ‘Fallensteller, nordamerikanischer Pelztierjäger’, s. Trapper) und nhd. (landschaftlich) Trapp, 2Trappe f. ‘Trittfalle, Fußspur, Hufspur des Pferdes’ (15. Jh.), vgl. Wolfstrapp, Roßtrappe. Außergerm. vergleichbar sind russ. (landschaftlich) drjabý (дрябы) Plur. ‘Erntewagen’, poln. drabina ‘Leiter’ und vielleicht auch lit. drebė́ti ‘zittern, schlottern, beben’. Auszugehen ist von ie. *dreb-, das wie die unter treten und zittern (s. d.) genannten Ansätze ie. *drei-, *drā- als Erweiterung der Wurzel ie. *der- oder *derə- ‘laufen, treten, trippeln’ angesehen werden kann. Die dieser Wurzel zuzuordnenden germ. Wörter, auch treten und zittern, dürften als lautmalende bzw. affektische Weiterbildungen aufzufassen sein (mit emphatischem, im Hd. unverschobenem -pp- in den oben genannten Substantiven für ‘Stufe, Treppe’ und ‘Falle’ und in aengl. treppan sowie in nhd. trappen, trippeln, mit emphatischer Nasalierung in got. anatrimpan ‘bedrängen’, nhd. trampeln). Treppe ist wie die alte (heute noch im Rhein. gebrauchte) Nebenform Trappe ursprünglich ein nd.-md. Wort, dem obd. 1Stiege (s. d.) gegenübersteht. Es bezeichnet anfangs vor allem die Einzelstufe; die heutige Bedeutung ‘Gesamtheit der Stufen’ setzt sich um die Mitte des 17. Jhs. durch. – Treppenwitz m. ‘geistreiche Antwort, die jmdm. erst nachträglich einfällt’ (gleichsam auf der Treppe, nach Verlassen des Gesprächspartners). Wohl in Anschluß an Diderot, der bemerkt, daß ein empfindsamer Mensch, durch einen geistreichen Ausspruch verwirrt, erst auf der untersten Treppenstufe wieder zu sich finde, wird im Dt. die Fügung frz. l’esprit d’escalier geprägt (1. Hälfte 19. Jh.) und mit Treppenwitz übersetzt (um 1850). Beide Ausdrücke finden im oben genannten Sinne rasch bildungssprachliche Verbreitung (vgl. Treppenwitz der Weltgeschichte, Titel eines Buches von Hertslet 1882). Danach (um 1900) wird die Wendung auch von französischen Schriftstellern, allerdings in der Form l’esprit de l’escalier, aufgenommen.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(wohl ein) schlechter Scherz · Ironie des Schicksals · Treppenwitz (der Weltgeschichte)

Typische Verbindungen zu ›Treppenwitz‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Treppenwitz‹.

Verwendungsbeispiele für ›Treppenwitz‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Man stufte das Unternehmen als eine Art Treppenwitz ein, als für Kritik zu armselig. [Die Zeit, 25.11.1994, Nr. 48]
Es ist schon mehr als ein Treppenwitz, wenn es mitunter drei Jahre dauert, bis ein Patent erteilt wird. [Süddeutsche Zeitung, 04.01.1999]
Das ist der Treppenwitz der Geschichte, was sich da abgespielt hat. [Der Tagesspiegel, 14.04.2003]
Seit Jahren, fällt mir auf, habe ich das schöne Wort »Treppenwitz« nicht mehr gehört oder gelesen. [Die Zeit, 28.07.2008, Nr. 30]
Dass er ausgerechnet in Moskau Hilfe suchen müsse, sei ein Treppenwitz. [Die Zeit, 05.11.2013 (online)]
Zitationshilfe
„Treppenwitz“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Treppenwitz>.

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