Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Wanst, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Wanst(e)s · Nominativ Plural: Wänste
Nebenform D-Mittelost Wanst · Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Wanst(e)s · Nominativ Plural: Wänster
Aussprache  [vanst]
Wortbildung  mit ›Wanst‹ als Letztglied: Dickwanst · Fettwanst · Zerrwanst
Mehrwortausdrücke  sich den Wanst vollschlagen

Bedeutungsübersicht

  1. 1. [salopp] ...
    1. a) Synonym zu Bauch (1)
    2. b) [gelegentlich] [metonymisch, abwertend] dicker, oft reicher und mächtiger Mann
  2. 2. [D-Mittelost , salopp, abwertend, sonst scherzhaft] (oft lästiges, störendes) Kind
  3. 3. [fachsprachlich] Synonym zu Pansen
eWDG und DWDS

Bedeutungen

1.
salopp
a)
Synonym zu Bauch (1)
Beispiele:
Fazit: »Die Seele hungert, der Wanst wird satt.« [Rhein-Zeitung, 27.11.2001]
Die befreiten Geißlein umtanzen [im Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein] den Brunnen, in den der durstige Wolf auf der Suche nach Trinkwasser hineinfällt. Zuvor hatte die Mutter den Wanst des Wolfes mit Wackersteinen gefüllt. [Mit Wohlfahrtsmarken helfen, 21.04.2020, aufgerufen am 31.08.2020]
Das Wichtigste aber beim dreitägigen [historischen] Spektakulum: »Schmauset und saufet, bis Euch die Wänste und Mieder bersten!« [Allgemeine Zeitung, 16.09.2019]
M[…] stellte sich vor, was es in dem Laden so alles geben könnte: Ein ledernes Wams, das den Wanst des Braumeisters vor Sudspritzern schützt, wenn er am Kupferkessel maischt? [Neue Westfälische, 23.02.2017]
spezieller, oft abwertend dicker Bauch (vor allem von Männern)
Synonym zu Wampe, Bierbauch
Kollokationen:
als Akkusativobjekt: sich einen Wanst anfressen
Beispiele:
Er werde in Zukunft auf die eine oder andere nächtliche Fressorgie verzichten, sagt er und klatscht sich auf den zugegeben stattlichen Wanst. [Neue Vorarlberger Tageszeitung, 07.12.2014]
Wanst, Winterstarre oder schnell weg: Berlins Tierwelt bereitet sich auf die kälteste Jahreszeit vor. [Berliner Morgenpost, 16.11.2014]
Und schon fühle ich mich wieder wie damals […] angesichts von […] unserem alten Deutschlehrer […], der mich mit sadistischen Blicken bedenkt, wenn er mir meine mäßige Klassenarbeit zurückgibt. Und dabei die Hosenträger auf seinen monumentalen Wanst klacken lässt. [Der Tagesspiegel, 22.03.2014]
Während des langen Winters hat er sich einen so dicken Wanst angefuttert, dass er jetzt nicht mehr aus seiner rostigen Rüstung herauskommt. [Frankfurter Rundschau, 23.08.2012]
Feiste Backen hatte der Kerl, einen prächtigen Wanst, stechende Augen und den Mund voller Goldzähne. [Bieler, Manfred: Der Bär. Hamburg: Hoffmann und Campe 1983, S. 102]
b)
gelegentlich, metonymisch, abwertend dicker, oft reicher und mächtiger Mann
Beispiele:
Nur muss für den [ermordeten] Dicken eine ausreichende Menge Zement her. Man möchte ja nicht, dass da ein hässlicher Wanst auf der Weser treibt. Das sieht nicht aus. [Die Frauenleiche aus der Weser, 08.05.2020, aufgerufen am 07.12.2020]
Dieses Pack! diese [sic!] Wänste! es [sic!] sammelte sich eine schöne Wut an – und ein schönes Mitleid. [von Niebelschütz, Wolf: Der blaue Kammerherr. Stuttgart [u. a.]: Dt. Bücherbund [1991] [1949], S. 785]
Wat wollten sie denn? Sattwerden? Scheiße. Auch mal überfressen wollten sie sich, wie die Wänste da oben. Am Profit beteiligt sein? Scheiße. Auch mal den Nichtstuer wollten sie spielen, wie die Wänste da oben. [Reger, Erik [d. i. Dannenberger, Hermann]: Union der festen Hand. Kronberg/Ts.: Scriptor 1976 [1931], S. 452]
Wie heißt der gröhlend Wanst: Jerg von Herteneck. Der hat dir tapfer ins Gesicht geblasen. [Kolbenheyer, Erwin Guido: Das Gestirn des Paracelsus. München: J. F. Lehmanns 1964 [1921], S. 335]
[…] lächerlich, daß wir uns von diesem dummen Wanst […] um unseren Plan bringen ließen […] [ WelkHoher Befehl94]WDG
2.
D-Mittelost , salopp, abwertend, sonst scherzhaft (oft lästiges, störendes) Kind
Synonym zu Göre
Beispiele:
Christine[…] ist Arbeiterin und lebt im Heimatdorf ihres Mannes im Thüringer Wald. Ihre Schwiegermutter ist wütend wegen der bevorstehenden Niederkunft: »Glaub’ bloß nicht, dass ich mich um die Wänster kümmere!« [Thüringer Allgemeine, 22.03.2021]
Mir gegenüber hockt ein kleiner Wanst mit seiner Oma. [Irrational: Werd ich die U-Bahn doch vermissen?, 18.07.2013, aufgerufen am 01.09.2020]
»Das hätte es früher, als wir noch Wänster waren, nie gegeben«, sagt da der Übungsleiter nicht selten. [Leipziger Volkszeitung, 29.03.1999]
Die protestantischen Würdenträger scheinen die gesamte Lutherdekade dafür ausgerufen zu haben, um gegen die [anlässlich Halloween] verkleideten, nach Süßigkeiten bettelnden Wänste Sturm zu schlagen. [Döbelner Allgemeine Zeitung, 02.11.2013]
Jemand, der aus anderen Regionen Deutschlands, sogar Sachsens, kommt, mag noch zusammenzucken, wenn er das erste Mal einen Vater hört, der seinen Sprössling als Wanst bezeichnet. Bald wird er herausfinden: Das ist eine durchaus liebevolle Bezeichnung für kleine, knuddelige, freche – Wänster eben. [Leipziger Volkszeitung, 12.09.2007]
Wörter wie Gören und Wänster bringt sie nicht über die Lippen, selbst im Gespräch mit Freunden nennt sie die Schüler ihrer 2. Klasse »meine 22«. [Neues Deutschland, 10.03.1984]
3.
fachsprachlich Synonym zu Pansen
Beispiele:
Das Sammeln der Nahrung ist beim Rind vom Zerkauen zeitlich getrennt[.] Dementsprechend hat der Magen zwei große Abschnitte, einen, der die gesammelte Nahrung aufnimmt, einen zweiten, der die gekaute Nahrung zur weiteren Verdauung führt. Der Sammelmagen muß der größere Abschnitt sein, denn die gerupfte Nahrung beansprucht einen großen Raum. Der Fleischer nennt diesen Magenteil Wanst oder Pansen. [Wiehle, Hermann / Harm, Marie: Lebenskunde für Mittelschulen – Klasse 1. Halle [u. a.]: Schroedel [u. a.] 1942, S. 83]
Damit aus einem mit rauer Zunge umschlungenen Grashalm, aus dem angeblich Rheuma lindernden Wiesenschaumkraut oder überall aufkommenden Löwenzahn am Ende Milch und Fleisch wird, benutzt die Kuh nicht nur vier Mägen, sondern vor allem eine Menge winziger auf Biochemie spezialisierter Helfer. Sie sitzen als Völkergemisch im grössten der drei »Vormägen«, meist Pansen (Wanst) genannt. [Basler Zeitung, 13.03.2018]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Wanst m. ‘dicker Bauch’, ahd. wanast, wenist (11. Jh.), mhd. wanst ‘Eingeweide der Bauchhöhle’ (zunächst bei Tieren), ‘Magen (Pansen) und Gedärme, der Tierbauch und seine Fettpolster’ (mit st-Suffix) sowie (ablautend) isl. vinstur, norw. (mundartlich) vinster ‘Labmagen’, schwed. (mundartlich) vinster, vänster ‘Krankheit im Magen eines Schafes’ (mit str-Suffix) lassen sich mit aind. vaniṣṭhúḥ ‘ein im Opfer verwendeter Teil der Eingeweide eines Tieres’, griech. ḗnystron (ἤνυστρον) ‘Labmagen’, lat. vēnsīca, vēsīca ‘Blase, Harnblase’ vergleichen. Weiteres ungewiß. Seit dem 15. Jh. steht Wanst in derber Ausdrucksweise auch für den menschlichen Bauch, dann übertragen für einen fetten, habgierigen Menschen.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(dicker) Bauch · Bierbauch · Schmerbauch  ●  Feinkostgewölbe ugs., fig. · Plauze ugs. · Rettungsringe ugs., fig. · Speckgürtel ugs. · Wampe ugs. · Wanst ugs.
Assoziationen

Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Wanst‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Wanst‹.

Zitationshilfe
„Wanst“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Wanst>.

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selten häufig

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