Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

aufs Geratewohl

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GrammatikMehrwortausdruck
Aussprache 
Hauptbestandteil Geratewohl
Häufige Falschschreibung aufs Geradewohl
Formgeschichte Das Substantiv Geratewohl ist eine Zusammenrückung der imperativischen Wunschformel gerate wohl! (wol gerātenmhd ‘gut gedeihen’).
DWDS-Vollartikel

Bedeutung

ohne festes Ziel, ohne bestimmten Zweck, Plan
Beispiele:
Man könnte dieselbe Erfahrung auch mit einem Lexikon machen, sobald man es aufs Geratewohl aufschlägt, statt in ihm gezielt nachzuschlagen, doch das haben nur die seltsamsten Nerds getan. In der Wikipedia dagegen ist es sehr viel müheloser, verloren zu gehen. [Die Welt, 21.03.2019]
»Niemand kann einfach so in Deutschland aufs Geratewohl Tests an Tieren durchführen«, sagt Schönfelder. »Das Genehmigungsverfahren ist lang und komplex, und derjenige, der den Versuch durchführen will, muss stets auch eine überzeugende Antwort darauf liefern, warum dieser Test nicht auf den Einsatz von Tieren verzichten kann.« [Die Welt, 13.02.2018]
Hier können wir uns treiben lassen, aufs Geratewohl und ohne Stadtplan, dann wird es am spannendsten. [eBook.de, 27.06.2016, aufgerufen am 14.09.2018]
Im Klartext: Drohneneinsatz aufs Geratewohl wäre nicht möglich, bei begründetem Anfangsverdacht im Rahmen einer Fahndung aber sehr wohl. [Der Spiegel, 30.07.2012 (online)]
Da der Wegweiser umgefallen ist, kann der Wanderer nicht erkennen, welche Stadt in welcher Richtung liegt. Er geht daher aufs Geratewohl in eine Richtung. [Die Welt, 19.11.2011]
Wer will schon aufs Geradewohl losziehen und in verschiedenen Läden nachfragen, ob es dort Bausätze für Gartenhäuser gibt. [Wo gibt´s einen Bausatz für ein Gartenhaus?, 02.03.2011, aufgerufen am 01.09.2020] ungültige Schreibung

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
geraten · Geratewohl · entraten
geraten Vb. ‘gelingen, gedeihen, sich entwickeln’ und ‘(an einen Ort) gelangen, (in eine Situation, einen bestimmten Zustand) kommen’, ahd. girātan ‘beraten, beschließen’ (um 800), mhd. gerāten ‘raten, anordnen, gelingen, gedeihen, wohin gelangen, anfangen, entbehren’, asächs. girādan ‘verschaffen, ausführen, bewirken’, mnd. gerāden ‘zu etw. kommen, wohin geraten, anraten, gedeihen’, got. garēdan ‘Vorsorge treffen’. Die Präfixbildung, zunächst nur nachdrücklichere Variante des unter raten (s. d.) behandelten Verbs, zeigt seit dem Mhd. und Mnd. die heutigen Verwendungsweisen, die sich vielleicht an die für mhd. gerāten vereinzelt bezeugte Bedeutung ‘treffen’ (vgl. mhd. rāten ‘erraten, das Richtige treffen’) anschließen lassen. Im Sinne von ‘entbehren’ (mhd. und frühnhd. geläufig, nach mhd. rāt ‘Entbehrung, Verzicht’, s. Rat) tritt geraten im 17. Jh. literatursprachlich hinter (jetzt ebenfalls unüblichem) entraten zurück. Substantivierung einer imperativischen Wunschformel (vgl. mhd. wol gerāten ‘gut gedeihen’) ist Geratewohl n. (älter auch m.), nur noch lebendig in der Wendung aufs Geratewohl ‘auf gut Glück’ (16. Jh., daneben auf ein Geratewohl bis ins 18. Jh., auf Geratewohl bis ins 19. Jh.). entraten Vb. ‘entbehren, ohne etw. auskommen’, mhd. entrāten.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Assoziationen
  • Risiko · Unterfangen · Wagestück · Wagnis · riskantes Unternehmen  ●  Wagstück geh.
  • auf gut Glück · aufs Geratewohl · beliebig · blind · blindlings · ins Blaue hinein · nach dem Motto "Nützt's nichts, schadet's nichts" · nach dem Motto "Wird schon gutgehen" · ohne (erkennbares) System  ●  auf Verdacht ugs., fig.
  • (etwas) entscheidet der Zufall · Glückssache (sein) · dem Zufall überlassen bleiben · purer Zufall (sein)  ●  (etwas) dem Zufall anheimgeben geh. · reiner Zufall (sein) ugs.
  • (einfach) sagen 'du machst das jetzt' · (jemandem) sagen 'Du schaffst das (schon).' · (jemandem) sagen 'Mach mal!' · (sich) mit völlig neuen Aufgaben konfrontiert sehen · (sich) vor völlig neue Herausforderungen gestellt sehen  ●  (das Prinzip unserer Einarbeitung ist) learning by doing engl. · (jemanden) ins kalte Wasser werfen fig. · Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Spruch, variabel · training on the job engl. · (jemanden) ins kalte Wasser schmeißen ugs., fig.
  • ohne Orientierung · ohne Richtung · orientierungslos · wahllos · ziellos

auf gut Glück · aufs Geratewohl · beliebig · blind · blindlings · ins Blaue hinein · nach dem Motto "Nützt's nichts, schadet's nichts" · nach dem Motto "Wird schon gutgehen" · ohne (erkennbares) System  ●  auf Verdacht ugs., fig.
Assoziationen

aufs Geratewohl · immer der Nase nach · ins Blaue hinein · ohne festes Ziel
Assoziationen
  • (sich) auf seine Intuition verlassen · seinem Instinkt vertrauen

als Versuchsballon · ins Blaue hinein · versuchsweise  ●  (einen) Versuchsballon starten fig. · anlasslos fachspr. · auf Verdacht ugs. · aufs Geratewohl geh.
Assoziationen
Zitationshilfe
„aufs Geratewohl“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/aufs%20Geratewohl>.

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