Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

aushalten

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GrammatikVerb · hält aus, hielt aus, hat ausgehalten
Aussprache 
Worttrennung aus-hal-ten
Wortzerlegung aus- halten
Wortbildung  mit ›aushalten‹ als Erstglied: Aushaltung

Bedeutungsübersicht

  1. 1. etw. ertragen
    1. [umgangssprachlich] in Korrelation mit unpersönlichem »es«
  2. 2. ausharren, durchhalten
  3. 3. [Musik] ...
  4. 4. [abwertend] ⟨jmdn. aushalten⟩ für den Unterhalt von Personen zweifelhaften Charakters sorgen
  5. 5. Sonderbedeutungen
    1. a) [Bergmannssprache] etw. aussondern
    2. b) [Forstwesen] ...
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. ertragen
Beispiele:
Angst, Durst, Kälte, Schmerzen aushalten
eine Anstrengung, Krankheit, Operation, einen Schlag aushalten
er hat diesen erbarmungswürdigen Zustand, dieses Elend lange genug ausgehalten
das Toben, Geschrei, Gerede aushalten
eine Woche hielten die Verteidiger den Ansturm, die Belagerung, Beschießung aus
sie hatte alles, vieles im Leben, die schweren Kriegsjahre allein aushalten müssen
den (misstrauischen) Blick aushalten (= ihm standhalten)
jmd., etw. hält den Druck, die Erschütterung, Prüfung aus
leicht verderbliche Waren halten den Transport nicht aus (= überstehen ihn nicht)
jmd., etw. hält den Vergleich aus (= ist durchaus vergleichbar)
umgangssprachlich
Grammatik: in Korrelation mit unpersönlichem »es«
Beispiele:
hier lässt es sich aushalten (= hier ist gut sein)
es ist mit ihm, ohne ihn (nicht) auszuhalten
der Kranke konnte es im Bett nicht aushalten
sie musste es auf dem Lande drei Jahre aushalten
es ist nicht mehr zum Aushalten
es ist kaum noch zum Aushalten
2.
ausharren, durchhalten
Beispiele:
ehrlich, mutig, treu(lich) bei jmdm. aushalten
es in keinem Beruf aushalten
sie hält nirgends lange aus
er hält beim Laufen nur eine kurze Strecke, wenige Minuten aus
er hatte seine Lehrjahre, seine Zeit ausgehalten
bis zum letzten Blutstropfen, bis zum letzten Mann aushalten
die Maschine, der Mantel, Stoff hält noch lange aus (= wird nicht so schnell abgenutzt werden)
die Stangen hielten unter dem Druck aus (= brachen nicht)
es fanden sich immer ein paar, die mit ihm aushielten [beim Trinken] [ ViebigDie vor d. Toren202]
3.
Musik
Beispiele:
einen Ton aushalten (= eine Zeitlang klingen lassen)
die (ganze, letzte) Note, Quinte, Terz aushalten
Nun erklang ein ferner Akkord, lang ausgehalten [ E. T. A. Hoffm.1,197]
4.
abwertend jmdn. aushaltenfür den Unterhalt von Personen zweifelhaften Charakters sorgen
Beispiele:
eine Geliebte aushalten
eine Clique aushalten
sich von jmdm. aushalten lassen
er erfuhr alles, dank einer kleinen Armee von Spitzeln, die er aushielt [ K. MannMephisto334]
5.
Sonderbedeutungen
a)
Bergmannssprache etw. aussondern
Beispiel:
Berge (= taubes Gestein), Grus, Abraummassen aushalten
b)
Forstwesen
Beispiel:
Holz aushalten (= gefälltes Holz dem Bedarf entsprechend zersägen)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
halten · Halt · Halter · Haltung · abhalten · Anhalt · anhalten · Anhalter · aushalten · behalten · Behälter · Behältnis · einhalten · Einhalt · enthalten · erhalten · unterhalten · Unterhalt · Zuhälter · zuhalten · Unterhaltung
halten Vb. ‘festhalten, bewahren’, ahd. haltan ‘festhalten, befolgen, (be)hüten’ (8. Jh.), mhd. halten, halden ‘hüten, weiden, bewahren, verehren, festhalten, gefangenhalten, meinen, sich benehmen, an einem Punkt anhalten, stillhalten’, asächs. haldan ‘halten, hüten, feiern’, mnd. hōlden ‘hüten, bewachen, schützen, weiden, einhalten, veranstalten, festhalten, stillhalten, sich verhalten’, mnl. nl. houden, aengl. haldan, healdan, engl. to hold, anord. halda, schwed. hålla, got. haldan ‘hüten, weiden’. Sieht man den Dental des ehemals reduplizierenden germ. Verbs als präsensbildendes Formans an und geht von einer Grundbedeutung ‘(Vieh) hüten’ aus, dann läßt sich eine Verbindung zu griech. kéllein (κέλλειν) ‘antreiben, bewegen, anfahren, landen’, lat. celer ‘schnell, rasch’, aind. kaláyati ‘treibt (Vieh), hält, trägt, macht’ und Anschluß an die Wurzel ie. *kel- ‘treiben, zu schneller Bewegung antreiben’ herstellen, die möglicherweise mit *kel(ə)- ‘rufen, schreien, lärmen, klingen’ (s. hell) identisch ist (vgl. Pokorny 1, 548; anders Seebold 249, der auf Grund der Bedeutung ‘hüten, weiden’ das germ. Verb auf die Wurzel ie. *ku̯el(ə)- ‘drehen, sich um etw. herumbewegen’ zurückführen möchte, s. Hals). Aus der Grundbedeutung ‘hüten’ entwickelt sich einerseits ‘achthaben, beobachten, bewahren’, andrerseits ‘festhalten’ sowie ‘an-, stillhalten, in einem Zustand verharren’, schließlich (vielleicht unter dem Einfluß von haben) ‘für etw. ansehen, glauben, meinen’. – Halt m. ‘Stütze, das (Inne)halten’, mhd. halt ‘Bestand, Ort, Aufenthalt’. Halter m. ‘Haltevorrichtung’ (vgl. Federhalter), ‘wer etw. hält’ (vgl. Statthalter), ahd. haltāri ‘Erretter, Erlöser’ (um 1000; vgl. bihaltāri ‘Wächter’, 8. Jh.), mhd. haltære, halter ‘Hirt, Bewahrer, Erlöser’. Haltung f. ‘Körperhaltung, Pose, innere Einstellung, Beherrschtheit’, spätmhd. haltunge, auch ‘Gewahrsam, Verwahrung, Inhalt’. abhalten Vb. ‘fernhalten, hindern, durchführen’ (15. Jh.). Anhalt m. ‘Anhaltspunkt, Ursache’, mhd. anhalt; anhalten Vb. ‘festhalten, stehenbleiben, stoppen, andauern, zu etw. bewegen, um etw. bitten’ (1. Hälfte 15. Jh.); Anhalter m. ‘wer fremde Autos anhält, um sich mitnehmen zu lassen’, geläufig in der Wendung per Anhalter fahren (Mitte 20. Jh.); zuvor im Sinne von ‘Förderer, (An)treiber’ (16. Jh.). aushalten Vb. ‘bis zum Ende durchstehen, ertragen, Unterhalt gewähren’, mhd. ūʒhalten ‘instand halten, verpflegen’. behalten Vb. ‘nicht weggeben, bewahren’, ahd. bihaltan ‘beachten. bewahren, schützen’ (8. Jh.), mhd. behalten, -halden ‘für sich behalten, bewahren, Erfolg haben, beherbergen, einhalten, (vor Gericht) durch Zeugen erhärten’; Behälter m. ‘Gefäß’, frühnhd. auch ‘Gefängnis’ (15. Jh.); vgl. mhd. behaltære, behalter ‘Beobachter, Bewahrer, Erlöser’, ahd. bihaltāri ‘Wächter’ (8. Jh.); Behältnis n. ‘Behälter, Gefäß’ (15. Jh.), mhd. behaltnisse ‘das Halten, Erhaltung, Vorbehalt, Gewahrsam, Gedächtnis’, ahd. bihaltnessi ‘das Zurückhalten’ (9. Jh.). einhalten Vb. ‘aufhören, aufhalten, beachten’ (15. Jh.); Einhalt m. ‘Einschränkung, Eindämmung’ (Mitte 15. Jh.), dann besonders in der Verbindung Einhalt gebieten, tun (16. Jh.); frühnhd. auch für Inhalt. enthalten Vb. ‘(sich) fernhalten, zurückhalten, enthaltsam sein, zum Inhalt haben’, mhd. enthalten ‘stillhalten, zurückhalten’; dazu enthaltsam ‘mäßig, abstinent’ und Enthaltsamkeit (beide 18. Jh.). erhalten Vb. ‘empfangen, bekommen, bewahren’ (16. Jh.). unterhalten Vb. ‘etw. sichern, bewahren, sich erfreuen, ein Gespräch führen’ (17. Jh.); Unterhalt m. (17. Jh.); Zuhälter m. ‘wer von den Einkünften einer Prostituierten lebt’ (Mitte 19. Jh.), wohl in der Sprache der Polizei gebildet nach älterem Zuhalter ‘wer zu einem hält, Anhänger’ (15. Jh.), mnd. toholder, tohelder, zu zuhalten Vb. im Sinne von ‘zu einer Person halten, ihr beistehen’, auch mit einem zuhalten ‘es mit einem halten, ein außereheliches Verhältnis haben’ (15. Jh.). Unterhaltung f. (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Assoziationen

aushalten · vertragen  ●  abkönnen ugs. · klarkommen (mit) ugs. · mitmachen ugs., fig. · verknusen ugs.
Assoziationen

(für jemandes) Unterhalt aufkommen · (jemanden) durchbringen · (jemanden) versorgen  ●  aushalten abwertend · alimentieren geh., selten · durchfüttern ugs.
Assoziationen
  • (eine) Familie ernähren · (jemandes) Lebensunterhalt bestreiten · dafür sorgen, dass Geld reinkommt · das Familieneinkommen erwirtschaften  ●  hungrige Mäuler stopfen veraltend · (sich) krummlegen (für) ugs. · am Kacken halten vulg.

(die) Zähne zusammenbeißen · (etwas) aushalten · (sich) zusammenreißen  ●  da durchmüsssen ugs., fig.
Assoziationen
  • mannhaft ertragen  ●  (die) Zähne zusammenbeißen fig. · Indianer kennt keinen Schmerz. ugs., Spruch

Typische Verbindungen zu ›aushalten‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›aushalten‹.

Verwendungsbeispiele für ›aushalten‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Niemand hält es auf die Dauer allein aus, dafür sind wir nicht gemacht. [Wölfl, Norbert: Die wiedergefundene Zärtlichkeit, Genf u. a.: Ariston 1995 [1983], S. 249]
Ich habe dann gemeint, es nicht mehr aushalten zu können. [Schwarzer, Alice: Der »kleine Unterschied« und seine großen Folgen, Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. 1977 [1975], S. 59]
Zur Zeit hält er es nicht allein bei sich aus. [Safranski, Rüdiger: Friedrich Schiller, München Wien: Carl Hanser 2004, S. 157]
Etwa eine halbe Million Kinder halten es sogar länger als fünf Stunden dort aus. [Die Zeit, 20.04.2000, Nr. 17]
Das bedeutet allerdings nicht einfach, eine Art Chaos aushalten zu können. [Die Zeit, 06.04.2000, Nr. 15]
Zitationshilfe
„aushalten“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/aushalten>.

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