Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

bezwingen

Lesezeichen zitieren/teilen ausklappen
GrammatikVerb · bezwingt, bezwang, hat bezwungen
Aussprache 
Worttrennung be-zwin-gen
Wortzerlegung be- zwingen
Wortbildung  mit ›bezwingen‹ als Erstglied: bezwingbar · bezwingend · Bezwinger · bezwinglich · Bezwingung
eWDG

Bedeutungen

1.
über jmdn., etw., sich Gewalt bekommen, jmdn., etw., sich besiegen
Beispiele:
den Feind, einen sportlichen Gegner, ein Land, eine Mannschaft bezwingen
ein wildes Tier bezwingen
seine Neugier, Leidenschaften, seinen Schmerz, Ärger bezwingen
sich nur mit Mühe bezwingen können
jmd. wird vom Schlaf bezwungen
eine bezwingende Geste, Schönheit, Musik
Ihr habt das Herz mir bezwungen [ SchillerBürgschaft]
Mine wollte auffahren, aber sie bezwang sich [ ViebigTägl. Brot445]
2.
eine Schwierigkeit bewältigen
Beispiele:
einen Berg, die steile Wand bezwingen
den Kosmos bezwingen
mit doppelter Übersetzung konnten die Radfahrer alle Höhenwege bezwingen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
zwingen · zwingend · bezwingen · Zwinger · Zwang · zwängen · zwangsläufig
zwingen Vb. ‘gewaltsam zu etw. nötigen, zu etw. veranlassen, mit etw. fertig werden, etw. meistern’. Das stark flektierende Verb ahd. thwingan (8. Jh.), twingan (9. Jh.) ‘zwingen, unterjochen, beherrschen, festbinden’, mhd. twingen, dwingen, auch quingen, (seit 14. Jh.) zwingen ‘(zusammen)drücken, pressen, (be)drängen, nötigen, einschließen, beherrschen, bändigen’, asächs. thwingan ‘zwingen, bedrängen’, mnd. dwingen, mnl. dwinghen, nl. dwingen, afries. thwinga, aschwed. (auch schwach) þvinga, schwed. tvinga (germ. *þwingan) und schwach flektierendes anord. (aus dem Mnd.?) þvinga ‘zwingen, quälen’ lassen sich lediglich mit awest. θwązǰaiti ‘gerät in Bedrängnis’ vergleichen. Daraus ist ein Ansatz ie. *tu̯eng̑h- ‘bedrängen’ erschließbar. Ob (bei einer ie. Auslautvariante auf -k-) auch toch. AB twāṅk- ‘einzwängen’, lit. tveñkti (Wasser) ‘stauen’, reflexiv ‘sich versammeln’ und (unnasaliert) griech. sáttein (σάττειν) ‘vollstopfen, festdrücken, bepacken, beladen, ausrüsten’ hier anzuschließen sind, ist zweifelhaft. Als Grundbedeutung für das germ. Verb ist ‘einen Körper durch Gewaltanwendung zusammenpressen’ anzunehmen; übertragener Gebrauch im Sinne von ‘überwältigen, überwinden, meistern, bedrängen, einengen, rügen’ ist in ahd. Zeit bereits voll ausgeprägt. tw-Anlaut (bei Notker einsetzend, vereinzelt schon im 9. Jh.) herrscht im Mhd. (bis etwa gegen Ende des 15. Jhs.), zw-Anlaut setzt im 14. Jh. ein. Häufig sind Fügungen wie zu etw. gezwungen (‘genötigt, verpflichtet’) sein (15. Jh.), sich gezwungen (‘genötigt’) sehen (17. Jh.). – zwingend Part.adj. ‘bedrückend, verpflichtend, unabdingbar’ (16. Jh.), ‘schlüssig, folgerichtig, überzeugend’ (18. Jh.); geläufig zwingende Not (17. Jh.), besonders zwingendes Gesetz (16. Jh.), dann rechtssprachlich zwingendes Recht ‘Recht, das keine abweichende Regelung durch Vereinbarung unter den Betroffenen zuläßt’ (19. Jh.). bezwingen Vb. ‘überwältigen, meistern’, ahd. bithwingan ‘einengen, zügeln’ (8. Jh.), mhd. betwingen ‘bedrängen, beengen, bändigen, (er)zwingen’. Zwinger m. ‘von innerer und äußerer Mauer, von Schloß- oder Stadtmauer und Graben begrenzter Raum, in dem der vorgedrungene Feind überwältigt werden soll’, allgemein ‘Befestigungsanlage’ (15. Jh.), auch (da im Zwinger zu dessen Bewachung starke Hunde oder Bären gehalten wurden) ‘Tiergehege, Käfig’ (ebenfalls 15. Jh.), mhd. twingære, twinger, zwinger ‘Dränger, Überwältiger, Zwingherr (d. i. Grundherr mit Hoheitsrechten über Land und Leute)’; vgl. ahd. nōtthwingāri ‘gewaltsamer, heftiger Mensch’ (Hs. 12. Jh.). Zwang m. ‘Druck, Nötigung durch Macht, Androhen von Gewaltanwendung’, ahd. thwang ‘Zügel’ (um 900), githwang ‘Zucht, Zwang’ (9. Jh.), mhd. twanc (auch zwanc) ‘Beengung, Gewalt, Einschränkung, Not, Bedrängnis’, ablautendes Verbalabstraktum. zwängen Vb. ‘gewaltsam einengen, Druck ausüben, pressen’, ahd. thwengen ‘bedrängen, züchtigen, beängstigen’ (9. Jh.), mhd. twengen (auch zwengen) ‘Zwang antun, drücken, zusammenpressen, bändigen’, mnd. dwengen ist Kausativum zu dem unter zwingen (s. d.) behandelten Verb. zwangsläufig Adj. ‘zwingend eintretend, unabwendbar, notgedrungen’ (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(jemandem) (eine) Niederlage beibringen · besiegen · bezwingen · niederringen · niederzwingen · schlagen  ●  (jemandem) (eine) Niederlage zufügen geh. · (jemandem) den Rest geben ugs. · (jemandem) die Luft abdrehen ugs., fig. · (jemanden) an die Wand klatschen ugs., fig. · allemachen ugs. · fertigmachen ugs. · kleinkriegen ugs., fig. · platt machen ugs. · plätten ugs. · wegpusten ugs. · zerfetzen ugs.
Oberbegriffe
  • (mit etwas) in Wechselwirkung treten (Sache) · aufeinander einwirken · interagieren · sich gegenseitig beeinflussen
Unterbegriffe
  • handstreichartig besetzen · im Handstreich einnehmen · im Nu erobern · im Sturm nehmen · mühelos besiegen  ●  überrollen fig.
Assoziationen

bezwingen · übermannen · überwältigen

(Widerstand) brechen · (etwas) bezwingen · (etwas) überwinden
Assoziationen
  • (die) Spielregeln ändern sich fig. · (ein) Gamechanger (sein) engl., fig., Neologismus · Dadurch ändert sich alles. ugs., floskelhaft · Das ändert alles. ugs., floskelhaft

besiegen (Krankheit) · bezwingen · stärker (gewesen) sein · zum Aufgeben zwingen · überwinden  ●  in die Knie zwingen (Gegner) fig.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›bezwingen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›bezwingen‹.

Verwendungsbeispiele für ›bezwingen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ich kann mich gerade noch bezwingen, es nicht laut zu sagen. [Riedel, Susanne: Eine Frau aus Amerika, Berlin: Berlin Verlag 2003, S. 128]
Auf mehr als 300 verschiedenen Routen kann man sie bezwingen. [Die Zeit, 27.04.2006, Nr. 18]
Und neben Herrn Don Juan von Braun erinnern sich auch andere ältere Herren an ihr Talent, bezwingend zu blicken. [Die Zeit, 25.01.1988, Nr. 04]
Er hat sie nicht alle bezwungen, aber der Kampf ist noch nicht zu Ende. [Die Zeit, 27.08.1971, Nr. 35]
Da zog er sich, endlich bezwungen, in seine Küche zurück. [Die Zeit, 07.04.1955, Nr. 14]
Zitationshilfe
„bezwingen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/bezwingen>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
bezweifeln
Bezweifelung
Bezweiflung
bezwingbar
Bezwingbarkeit
bezwingend
Bezwinger
bezwinglich
Bezwingung
BfA

Worthäufigkeit

selten häufig

Geografische Verteilung

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Verteilung über Areale

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Verlaufskurve

Verlaufskurve 1600−1999
Verlaufskurve ab 1946

Bitte beachten Sie, dass diese Verlaufskurven nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind und Fehler enthalten können. Weitere Informationen dazu erhalten Sie auf dieser Seite. Klicken Sie auf die Verlaufskurve, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Weitere Wörterbücher

Belege in Korpora

Metakorpora

Referenzkorpora

Zeitungskorpora

Webkorpora

Spezialkorpora