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degoutant

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: degoutanter · Superlativ: am degoutantesten, Steigerung selten
Aussprache  [deguˈtant]
Worttrennung de-gou-tant
Herkunft aus dégoûtantfrz ‘Ekel erregend, widerlich, abscheulich’ < dégoûterfrz jmdn. ekeln, anekeln’
DWDS-Vollartikel

Bedeutung

A , CH , sonst veraltend, noch bildungssprachlich abstoßend, widerwärtig, Ekel erregend
Kollokationen:
als Adverbialbestimmung: degoutant erscheinen, wirken
als Prädikativ: etw. als degoutant empfinden
Beispiele:
Die »Kronen Zeitung« […] nahm die Tatvideos Dienstag früh von der Seite. Der Verein Medienjournalismus Österreich verurteilte indessen die veröffentlichten Fotos und Videos. Diese Form von Journalismus sei unverantwortlich und degoutant, hieß es. Und: »Sie gibt den Tätern auch noch eine Bühne.« [Salzburger Nachrichten, 04.11.2022]
»Tomatensuppe auf van Gogh? Kartoffelbrei auf Monet? Das ist doch degoutant! Was ist los mit den jungen Leuten? Diese Generation ist wirklich das Allerletzte«, echauffiert sich Sternekoch Ramses F. Lokisson […]. Die jüngsten Nahrungsmittelwürfe auf berühmte Kunstwerke haben den mehrfach ausgezeichneten Kulinariker wütend gemacht. [Die Wahrheit: Vor Wut kochen, 28.10.2022, aufgerufen am 08.11.2022]
Wenig hilfreich finde ich allerdings die Rhetorik von der »geschäftsmäßigen« oder – was noch degoutanter klingt – von der »gewerbsmäßigen« Hilfe zur Selbsttötung. [Süddeutsche Zeitung, 27.01.2014]
Klar, dass ihre Genesung mit der Entdeckung eines Klaviers in der Anstalt beginnt. An diesem Klavier ereignet sich auch die degoutanteste Szene des Films: Veronika spielt Edward ein Stück vor und masturbiert dann vor ihm. [Die Welt, 30.09.2010]
Bereits Teil 1 [des Computerspiels »Manhunt«] erwies sich als degoutantes Werk von voyeuristischer Brutalität à la »Hostel«, einem US‑Horror‑Hit, der bei uns nie in die Kinos kam. [Neue Zürcher Zeitung, 03.07.2007]
Längst ist es selbst bei den gehobenen Ständen nicht mehr nur nicht degoutant, Fan zu sein, es ist schick geworden. [Süddeutsche Zeitung, 01.08.2003]
Man veranstaltet schamlose öffentliche Verhöre in Gefühlswelten, versucht Bekenntnisse abzunötigen, bloßzustellen. Man hat wieder Angst, und zwar typisch deutsch: vor den eigenen Wählern, denen man damit ein aussagekräftiges, typisch deutsches »Reifezeugnis« ausstellt. Das alles ist degoutant, es ist lächerlich, und es ist gefährlich. [Süddeutsche Zeitung, 07.04.2001]
[…] wer sich auf das Niveau weit jenseits der berühmten Gürtellinie wagt, könnte vielleicht sogar Geschmack am neusten Coup der Beiden finden, der heute Abend in der Bar jeder Vernunft Berlin‑Premiere hat: »Klatschnasses Bärchen 2000«. Ein Wortspiel, das erst auf den zweiten Blick und nach ein wenig Kopfarbeit degoutant wirkt. [Berliner Morgenpost, 04.09.2000]
Doch empört über den jungen Lord, der sich degoutant gegenüber Luise aufführt, stellt Wilhelm den Lord scharf zur Rede. [Reclams Opernlexikon. Berlin: Directmedia 2001 [1998]]
Wäre nicht die Polizei gekommen, hätte sich ein Herz genommen, – wer weiß? Sie bereitete der degoutanten Show ein sanftes Ende ohne Schrecken. Bei gedämpftem Licht ließ sie Pubertätsprotest in Langeweile versickern […]. [Diktatur der Jeunesse dorée, 24.03.1967, aufgerufen am 18.08.2015]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Gout · Hautgout · goutieren · Degout · degoutieren · degoutant · Gusto · degustieren · Degustation
Gout m. ‘Geschmack, Wohlgefallen’, Übernahme (17. Jh.) von afrz. frz. goût ‘Geschmack’, aus lat. gustus ‘das Kosten, Genießen, Geschmack’. Hautgout m. ‘pikanter Geschmack’ abgehangenen Wildes, entspricht der gleichbed. Fügung frz. haut goût (eigentlich ‘hoher, starker Geschmack’), ins Dt. als Kompositum entlehnt (18. Jh.); zu frz. haut ‘hoch’ (aus lat. altus) und frz. goût (s. oben). goutieren Vb. ‘Geschmack, Gefallen finden, gutheißen, billigen’ wird in der 2. Hälfte des 18. Jhs. aus afrz. goster, frz. goûter ‘kosten, schmecken, genießen, Geschmack finden, billigen’ entlehnt, dem lat. gustāre ‘kosten, genießen’ (verwandt mit nhd. 2kosten, Kür, s. d.) voraufgeht. Degout m. ‘Widerwille, Abneigung’, Übernahme (Anfang 18. Jh.) von gleichbed. frz. dégoût. degoutieren Vb. ‘anwidern’ (17. Jh.), frz. dégoûter. degoutant Part.adj. ‘abstoßend, widerwärtig, abscheulich’ (18. Jh.), entsprechend frz. dégoûtant Part. Präs. – Gusto m. ‘Geschmack, Geschmacksrichtung, Verlangen’. Aus gleichbed. ital. gusto (lat. gustus, s. oben) wird in der 1. Hälfte des 16. Jhs. Gust ins Schweizerdt. entlehnt und begegnet dann bis Ende des 17. Jhs. bei obd. Schriftstellern. Im 18. Jh. wird die volle Form Gusto aufgenommen und allgemein bekannt. degustieren Vb. ‘probieren, kosten’, entlehnt (17. Jh.) aus gleichbed. lat. dēgustāre, zu lat. gustāre (s. oben) und de- (s. d). Degustation f. ‘Verkostung, Wein-, Kostprobe’, lat. dēgustātio (Genitiv dēgustātiōnis), frz. dégustation.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Brechreiz auslösend · Ekel erregend · abscheulich · abstoßend · ekelerregend · ekelhaft · ekelig · eklig · widerlich · widerwärtig  ●  unappetitlich auch figurativ · ungustiös österr. · bäh ugs., Babysprache · degoutant geh.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›degoutant‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›degoutant‹.

Zitationshilfe
„degoutant“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/degoutant>.

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selten häufig

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