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Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Aufriß, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
reißen Vb. ‘entzwei-, auseinandergehen, gewaltsam (in einzelne Teile) auseinandertrennen, an etw. ziehen, zerren, sich teilen, trennen, lösen, (von Raubtieren) ein Beutetier töten’, reflexiv ‘sich ritzen, sich verletzen’, ahd. rīʒan ‘einritzen, schreiben’ (9. Jh.), mhd. rīʒen ‘reißen, zerreißen, einritzen, schreiben, zeichnen’, asächs. wrītan ‘zerreißen, verwunden, einritzen, schreiben’, mnd. wrīten ‘reißen, schreiben, zeichnen’, mnl. rīten, nl. rijten, aengl. wrītan ‘einritzen, reißen, schreiben, zeichnen’, engl. to write ‘schreiben’, anord. rīta ‘einritzen, schreiben’. Sichere außergerm. Beziehungen finden sich nicht. Man versucht, im Hinblick auf griech. rhīnós (ῥινός) ‘Haut von Mensch und Tier, besonders Rindshaut, der aus Rindshaut hergestellte Schild’, rhī́nē (ῥίνη, aus *u̯rīnā) ‘Feile, Raspel’ die germ. Formen an eine Dentalableitung zu ie. *u̯rei-, *u̯rī-, Erweiterung der Wurzel ie. *u̯er- ‘aufreißen, ritzen’, anzuschließen; s. auch reizen, Riß, ritzen. reißen bedeutet ursprünglich ‘ritzen’, speziell ‘(Runen)zeichen auf Buchenstäbchen einritzen’, dann ‘schreiben, zeichnen’ und (an ‘ritzen, einschneiden’ anschließend) ‘gewaltsam trennen’. – Reißbrett n. ‘Brett als Unterlage zum Anfertigen technischer und geometrischer Zeichnungen’, Reißzeug n. ‘Geräte zum technischen Zeichnen’ (Reißfeder, -schiene, -zirkel u. a.) schließen als Bildungen des 17. Jhs. an reißen ‘zeichnen’ an. Reißen n. ‘Gliederschmerzen, Rheumatismus’ (18. Jh.). abreißen Vb. ‘losreißen, gewaltsam abtrennen, abgehen, sich lösen, niederreißen, abbrechen, abnutzen’, früher auch ‘ein Bild im Umriß entwerfen’, mhd. aberīʒen ‘herabreißen, entreißen, rauben’; Abriß m. ‘das Niederreißen, Abbruch, Zeichnung, Entwurf, gedrängte Darstellung, Überblick’ (16. Jh.). anreißen Vb. ‘ein kleines Stück einreißen, einen kleinen Riß anbringen, zu verbrauchen beginnen’, in der Technik ‘Linien, Formen von Werkstücken vorzeichnen’, umgangssprachlich ‘durch marktschreierische Methoden Käufer anlocken’ (15. Jh.). aufreißen Vb. ‘gewaltsam öffnen, auseinanderreißen, sich öffnen, aufplatzen’, mhd. ufrīʒen; in der Technik ‘einen Aufriß zeichnen’; Aufriß m. ‘Zeichnung eines senkrechten Schnittes oder der Außenseite eines Gegenstandes, gedrängter Überblick, kurze Darstellung’ (17. Jh.). ausreißen Vb. ‘herausreißen, herausziehen, durch Reißen entfernen, durch Reißen kaputtgehen, sich lösen, die Flucht ergreifen, davonlaufen’, ahd. ūʒrīʒan (Hs. 12. Jh.), mhd. ūʒrīʒen; vgl. Reißaus nehmen ‘davonlaufen, fliehen’ (Ende 16. Jh.), aus dem Imperativ reiß aus! einreißen Vb. ‘einen Riß bekommen, einen Riß verursachen, abbrechen, zerstören, zur Gewohnheit werden’, frühnhd. ‘überhandnehmen’ (15. Jh.). verreißen Vb. ‘vernichtend kritisieren’, zuvor ‘durch vieles Tragen zerreißen (von Kleidern), in Stücke reißen, vernichten’, mhd. verrīʒen ‘zerreißen’. zerreißen Vb. ‘(gewaltsam) trennen, in Stücke reißen, auseinanderreißen, (durch Abnutzung) entzweigehen, ein Loch in ein Kleidungsstück reißen’, mhd. zerrīʒen ‘zerreißen, zerfetzen, zerfleischen’. Reißer m. ‘wer reißt, zerreißt, Gerät zum Zerreißen von Textilien’ (17. Jh.), ‘wer Käufer in den Laden lockt’ (gleichsam an sich reißt, s. oben anreißen), dann auch ‘Artikel, der sich gut verkauft’ sowie ‘spannungsvolles, auf Publikumswirksamkeit berechnetes Bühnenstück, Buch, Filmwerk’ (2. Hälfte 19. Jh.).
Zitationshilfe
„Aufriß“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Aufri%C3%9F>.

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