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Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Bann, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Bann m. ‘zwingende Gewalt’, ahd. (9. Jh.), mhd. ban, asächs. bann, afries. bonn, bann, aengl. gebann, engl. ban, anord. bann (germ. *banna-), Abstrakta zu einem reduplizierenden Verb, das in ahd. bannan (10./11. Jh.), gibannan (9. Jh.), mhd. bannen, asächs. aengl. bannan ‘befehlen, aufbieten, vor Gericht fordern’ (germ. *bannan) begegnet. Das germ. (Nasalpräsens aufweisende) Verb ist verwandt mit lat. fārī ‘künden, sprechen, sagen’, griech. phánai (φάναι) ‘kundmachen, sagen’, russ.-kslaw. bajati ‘erzählen, besprechen, heilen’, russ. (älter) bájat’ (баять) ‘reden, sprechen’ und mit diesen an die Wurzel ie. *bhā- ‘sprechen’ anzuschließen, zu der vielleicht auch aind. bhánati ‘spricht, tönt’ gehört (vgl. Mayrhofer 2, 469). Mit einer zu vermutenden Grundbedeutung ‘feierlicher Spruch’ entwickelt sich Bann zu einem zentralen Begriff des mittelalterlichen Rechts. Es bezeichnet einen ‘Befehl’, ein ‘Gebot, Verbot unter Strafandrohung’, danach auch ‘Einberufung zum Gericht’ wie auch in mhd. herban das ‘Aufgebot der Waffenfähigen zum Kriegsdienst’. Es gilt für die ‘Gerichtsgewalt’ (vgl. mhd. bluotban ‘Gerichtsbarkeit über Leben und Tod’), für das ‘Herrschaftsgebiet’ und den ‘Gerichtsbezirk’. Bann ist schließlich die ‘Ächtung’ und der ‘Ausschluß aus der Gemeinschaft der katholischen Kirche’ (dafür heute Exkommunikation, s. d.), zumal in der Wendung Acht und Bann (s. 1Acht und vgl. Bannbulle). Heute wird Bann nur noch zur Darstellung und Beschreibung der genannten mittelalterlichen Verhältnisse verwendet oder aber übertragen im Sinne von ‘zwingende Gewalt, Fesselung, Zauber’ (jmdn. in seinen Bann ziehen, im Banne der Musik stehen) gebraucht. – Das Verb bannen (s. oben) geht in spätmhd. Zeit (wie auch andere reduplizierende Verben) zur schwachen Flexion über. Seine Bedeutung ‘in den Bann tun’ (d. i. ‘exkommunizieren’) hält sich in historisierender Ausdrucksweise bis zur Gegenwart; allgemein heute im Sinne von ‘an einem Ort festhalten, an einen Ort verweisen, durch Spannung fesseln’. verbannen Vb. ‘aus einem Gebiet weisen, verstoßen, ausschließen’, ahd. firbannan ‘in den Bann tun, ächten’ (8. Jh.), mhd. verbannen ‘gebieten, in den Bann tun, verstoßen, verfluchen’.
Zitationshilfe
„Bann“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Bann>.

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