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Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Elfenbein, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Elfenbein n. ‘Zahnbein der Stoßzähne des Elefanten’. Ahd. helfant (9. Jh.) gilt wie griech. eléphās (ἐλέφας) sowohl für ‘Elefant’ als auch für ‘Elfenbein’ (das Elfenbein ist den Germanen wie den Griechen früher bekannt als das Tier); danach verdeutlichend das Kompositum ahd. helfantbein ‘Elefantenknochen, Elfenbein’ (um 1000; s. Bein), entsprechend aengl. elpen-, ylpenbān, mnd. elpenbēn, mnl. nl. elpenbeen. Seit dem 10. Jh. (mit Aufgabe des -t- in der Kompositionsfuge) ahd. helfanbein, woraus mhd. helfenbein. Dagegen hält sich anlautendes h- zum Teil bis ins 18. Jh.; Luther verwendet (in Anlehnung an lat. elephās ‘Elefant’) ausschließlich Elfenbein. – elfenbeinern Adj. ‘aus Elfenbein’ (16. Jh.), älter elfenbeinen (bis 19. Jh.) nach ahd. helfantbeinīn (um 1000), mhd. helfenbeinīn. Elfenbeinturm m. auch elfenbeinerner Turm begegnet als sprachliches Bild für ‘Abgeschlossenheit des schöpferisch tätigen Menschen (besonders des Dichters, Künstlers, Wissenschaftlers) von der Gesellschaft, seine Einstellung, sich von Problemen der Gegenwart nicht berührt zu zeigen, Weltabgeschiedenheit’ seit dem 19. Jh. in mehreren europ. Sprachen, zuerst vermutlich bei dem französischen Literaturkritiker und Schriftsteller Sainte-Beuve (frz. tour d’ivoire), im Dt. seit Anfang des 20. Jhs. Dagegen stammt das Bild des elfenbeinernen Turmes als Symbol der Reinheit und Festigkeit aus der allegorischen (besonders mariologischen) Auslegung des biblischen Hohenliedes (7, 4) und ist in vielen Sprachen bekannt; vgl. Bergmann in: ZfdA 92 (1963) 292 ff.
Zitationshilfe
„Elfenbein“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Elfenbein>.

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