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Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

gerecht, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
gerecht Adj. ‘den geltenden Rechtsnormen entsprechend, rechtlich, rechtmäßig’, ahd. gireht Adj. ‘gerade, aufrecht, richtig, rein’ (um 900, zuvor schon ungireht ‘unrecht, böse’, 8. Jh.), girehto Adv. Konj. Interjektion ‘gewiß, fürwahr, nämlich’ (9. Jh.), anfrk. gerehto Adv. ‘in rechter Weise’, mhd. gereht Adj. ‘gerade, auf der rechten Seite befindlich, geschickt, passend, mit dem Rechte übereinstimmend’, gerehte Adv. ‘in rechter Weise, rechts’, mnd. gerecht Adj. ‘gerade, richtig, passend, rechtlich’, mnl. gherecht, nl. gerecht Adj. ‘gerade, richtig, rechtlich, rechtmäßig’, aengl. geriht, got. garaíhts Adj., garaíhtaba Adv. ‘gerecht’ sind Präfixbildungen zu dem unter recht (s. d.) dargestellten Adjektiv. Im Dt. bleibt die ursprüngliche Bedeutung ‘gerade’ noch bis ins 18. Jh. erhalten. Daneben entwickelt sich der heute vorherrschende Gebrauch im Sinne von ‘den Rechtsnormen entsprechend’, der schon für das Got. bezeugt ist, erst allmählich im Mhd. und Mnd.; vgl. hierzu die Fügung jmdm., einer Sache gerecht werden ‘jmdm., einer Sache Genüge tun, voll entsprechen’ (eigentlich ‘jmdm. sein Recht verschaffen’, 15. Jh.). Die Verwendung ‘passend, gemäß’, die in jmd. ist in allen Sätteln (älter auch in, auf alle Sättel) gerecht ‘jmd. kennt sich in allem aus’ (16. Jh.) fortlebt, begegnet noch in Zusammensetzungen wie jagd-, kunst-, maß-, mundgerecht, deren zweites Glied -gerecht in der Gegenwart die Funktion eines produktiven Kompositionssuffixes übernimmt. – Gerechtigkeit f. ‘den geltenden Rechtsnormen entsprechendes Handeln und Urteilen, Rechtsprechung, mit der Rechtspflege beauftragte Institution’, mhd. grehtikheit (1. Hälfte 12. Jh.), dann gerehtecheit, gerehtikeit ‘Rechtschaffenheit, den sittlichen Normen gemäßes Verhalten’ und (vor allem spätmhd.) ‘Rechtspflege, rechtlich begründete Befugnis, Rechtsanspruch’. Gerechtigkeit ‘rechtlich begründete Befugnis, verliehenes Recht, Privileg’ (auch im Plur. Gerechtigkeiten) als Terminus des Feudalrechts ist noch im 19. Jh. lebendig (vgl. Brau-, Fischerei-, Jagd-, Münzgerechtigkeit). In gleichem Sinne daneben Gerechtsame f. (15. bis 19. Jh.); vgl. zu dieser Substantivbildung vereinzelt belegtes ahd. girehtsamōn ‘rechtfertigen’ (um 800) sowie nhd. gerechtsam ‘rechtmäßig, gerecht’ (17. bis 19. Jh.).
Zitationshilfe
„gerecht“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/gerecht>.

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