Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

rassisch, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Rasse f. Gruppe (Unterart) von Tieren, Pflanzen, die sich durch gemeinsame erbliche Merkmale und physiologische Eigenschaften von anderen Gruppen unterscheiden, große Gruppe von Menschen mit gemeinsamen charakteristischen erblichen Körpermerkmalen, im Dt. zuerst Razza, Raza (16./17. Jh.) nach ital. razza, danach Race (18. Jh., bis etwa 1900 in dieser Schreibweise) nach frz. race ‘Geschlecht, Stamm, Abstammung, Nachkommenschaft, Gattung, Sorte, Art (von Menschen und Tieren)’. Herkunft ungewiß. FEW 10, 115 ff. macht wahrscheinlich, daß mfrz. frz. race aus ital. razzo m. bzw. razza f. ‘Geschlecht’ (13./14. Jh.) bzw. aus einem in Italien üblichen mlat. rassa ‘Abmachung unter den Angehörigen eines Berufes, einer Familie’ entlehnt sei, dem lat. ratio ‘Rechnung, Berechnung, Rechenschaft, Denken, Denkvermögen, Vernunft, Grund, Maß, Gesetzmäßigkeit, Ordnung, Methode, Prinzip’ (s. rational), spätlat. ‘Sippenverband, Gruppe (von Tieren, Früchten)’, wohl auch ‘Gestüt’, zugrunde liegt. Rasse steht zunächst für ‘Geschlecht, Familie, Menschengruppe, -schlag mit bestimmten gemeinsamen Eigenschaften und Verhaltensweisen’, wird in der 2. Hälfte des 18. Jhs. ein naturgeschichtlicher Ordnungsbegriff zur Bezeichnung einer Tier- bzw. Pflanzengruppe mit übereinstimmenden typischen (vererbbaren) Merkmalen des äußeren Erscheinungsbildes in einem gleichen geographischen Verbreitungsgebiet, oft im eingeschränkten Sinne ‘(durch systematische Züchtung gewonnenes) edles Geschlecht mit ausgeprägten, hervorragenden Eigenschaften’ (vgl. Rassehund, -pferd, -tier). Gegen Ende des 18. Jhs. wird Rasse als anthropologischer Begriff auch auf Menschen in der oben angeführten Bedeutung übertragen und im 19. Jh. vielfach mit ‘Volk’ gleichgesetzt. In Anlehnung an die unwissenschaftliche Vorstellung von der Ungleichwertigkeit der Rassen (vgl. „Essai sur l’inégalité des races humaines“ Gobineau 1853) entwickelte der deutsche Faschismus eine Rassentheorie bzw. -ideologie, mit der er die Ausbeutung, Unterdrückung und Vernichtung bestimmter Völker oder ethnischer Gruppen zu rechtfertigen suchte. – rassig Adj. ‘mit den Eigenschaften einer guten Rasse ausgestattet’, auch (besonders von Pferden) ‘edel, feurig, vollblütig’ (1. Hälfte 20. Jh.). rassisch Adj. ‘die Rasse, Rassenzugehörigkeit des Menschen betreffend, auf der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse, Bevölkerungsgruppe beruhend’ (1922).
Zitationshilfe
„rassisch“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/rassisch>.

Weitere Informationen zum Zitieren …

Wortinformationsseiten im DWDS

Im Etymologischen Wörterbuch stöbern

a ä b c d e é f g h i
j k l m n o ö p q r
s t u ü v w x y z -