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fremd

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: fremder · Superlativ: am fremdesten
Aussprache 
eWDG

Bedeutung

siehe auch ¹Fremde
1.
einem anderen Land, Volk, Ort, einer anderen Gegend angehörend, aus einem anderen Land, Volk, Ort, einer anderen Gegend stammend
Grammatik: attributiv
Beispiele:
der Autor berichtet spannend über fremde Länder, Menschen und Sitten
er lernte schnell, sich in der fremden Sprache auszudrücken
die Aneignung von fremden Sprachen
diese Sprache hat viel fremdes Wortgut aufgenommen
der Zuzug fremder Arbeitskräfte
über den Fall des Gesandten einer fremden Macht … der in unserm Land gewisse Aufträge seiner Regierung ausgeführt hatte [ BrechtKalendergeschichten174]
[er hatte uns] nach und nach bekannt gemacht mit allen vom Regime verfemten Dichtern deutscher und gelegentlich auch fremder Zunge [ SchallückReineke191]
es sei nicht gut, im Alter noch auf fremden Boden verpflanzt zu werden [ HesseGertrud2,154]
2.
nicht sein eigen
Grammatik: attributiv
a)
einem anderen gehörend, einen anderen angehend, anderer Leute
Beispiele:
etw. ist nicht für fremde Ohren, Augen bestimmt
nach dem Tod des Vaters kam, fiel das Grundstück in fremde Hände (= an jmdn., der nicht zur Familie gehört)
etw. in fremde Hände geben
misch dich nicht immer in fremde Angelegenheiten, Sachen, Dinge
sich [Dativ] fremde Erfahrungen zunutze machen
fremdes Leid rührt ihn nicht
er konnte nur mit fremder Hilfe, Unterstützung wieder Fuß fassen
sich mit fremden Federn schmücken
er hat das nicht mit eigenen, sondern mit fremden Mitteln finanziert
Hier kann nur strengste Erziehung durch fremde Hand noch helfen [ KästnerLottchen116]
Man ißt nirgends umsonst zwanzig Jahre lang fremdes Brot [ G. HermannGebert421]
im Besitz eines anderen
Beispiele:
sich an fremdem Eigentum vergehen, vergreifen
die Aneignung fremden Eigentums
b)
Beispiele:
unter fremdem (= angenommenem) Namen schreiben
unter fremdem Namen (= inkognito) reisen
3.
nicht bekannt
Beispiele:
ein fremder Mann sprach sie an
in der Abendgesellschaft sah ich viele fremde Gesichter
solche Gedanken waren ihr fremd
sie war fremd in der Stadt (= kannte sich in der Stadt nicht aus)
aus der Knabenzeit her, wo Wirtshaus, Wein und Zigarre noch verbotene, fremde, herrliche Dinge waren [ HesseSteppenw.4,353]
Verstellung ist der offnen Seele fremd [ SchillerPiccolominiI 3]
nicht vertraut
Beispiele:
als ich ihn nach langer Zeit wiedersah, sah er fremd und verändert aus
er ist mir ganz fremd geblieben
sein ganzes Wesen ist mir fremd
ich habe mich unter diesen Menschen ganz fremd gefühlt
eine fremde Atmosphäre
etw. erscheint jmdm. fremd
seine Stimme klingt ganz fremd
Meta war mir immer fremder geworden [ H. W. RichterSpuren309]
Orte mit oft einsilbigen, fremd anmutenden Namen [ BindingMoselfahrt16]
umgangssprachlich fremd tunsich zurückhalten
Beispiel:
keines begreift, warum die Spielkameraden so fremd tun [ GoesBrandopfer37]
4.
nicht zu etw., jmdm. passend, nicht in etw. gehörig
Beispiele:
das ist ein fremder Zug an ihm
[daß] das Wachstum des eigentlichen Stammes von den fremden Mikroorganismen zurückgedrängt wird [ Urania1962]
ein schmächtiges Kerlchen, das wie fremd in seiner Uniform zu stecken schien [ GoesBrandopfer48]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
fremd · Fremder · Fremdling · Fremde · befremden · befremdlich · entfremden · Entfremdung · Fremdsprache · Fremdwort · Verfremdung · verfremden
fremd Adj. ‘von auswärts stammend, nicht heimisch, nicht zugehörig, unbekannt’. Das gemeingerm. Adjektiv ahd. fremidi (8. Jh.), mhd. vremede, vremde, vröm(e)de, asächs. fremiði, mnd. vrȫmede, mnl. vreemde, vremde, vreemt, nl. vreemd, aengl. frem(e)de, got. framaþeis ist mit dem (Bindevokal aufweisenden) Suffix germ. -iþja- / -iðja- (ie. -ti̯o-) gebildet zu (im Nhd. untergegangenem) germ. *fram, belegt in ahd. fram Adv. (8. Jh.), mhd. fram Adv. ‘vorwärts, fort, weiter, sogleich’, Präp. ‘fort von, von … her’, asächs. fram Adv. ‘hervor, weg, heraus’, aengl. fram, from Adv. ‘fort, vorwärts, weg’, Präp. ‘weg von, von … her’, anord. fram Adv. ‘vorwärts’, got. fram Adv. ‘weiter’, Präp. ‘von … her’, so daß eine Grundbedeutung ‘entfernt, fern’ angenommen werden kann. Germ. *fram ist wie anord. framr ‘tapfer, vorzüglich’, aengl. fram ‘stark, tüchtig, tapfer’ mit griech. prómos (πρόμος) ‘Vorderster, Vorkämpfer, Führer, Fürst’, umbr. promom ‘zuerst, anfangs’ eine m-Ableitung (s. auch verwandtes fromm) von ie. *prō̌, einer der Varianten von ie. *per ‘das Hinausführen über’, womit vornehmlich Adverbien und Präpositionen gebildet werden (s. z. B. für, vor, ver-). Aus dem Adjektiv substantiviert Fremder m. ‘Auswärtiger, Gast’, mhd. vremder. Dafür auch Fremdling m. mhd. vremdelinc. Fremde f. ‘Ort, wo man nicht heimisch ist’, mhd. vrem(e)de ‘Entfernung’. befremden Vb. ‘unangenehm berühren, fremdartig anmuten’ (15. Jh.); vgl. ahd. irfremiden ‘ausschließen, verstoßen’ (?; 8. Jh.), gifremiden ‘jmdm. etw. entziehen, sich von jmdm. abwenden’ (9. Jh.), mhd. vremeden ‘abfallen, meiden’; befremdlich Adj. ‘verwunderlich, unerfreulich’ (16. Jh.). entfremden Vb. ‘fremd machen, entziehen’, mhd. enphremden, entvremden; Entfremdung f. ‘Abkühlung, Lösung (einer Beziehung), Entfernung’ (15. Jh.). Fremdsprache f. (19. Jh.). Fremdwort n. (19. Jh.), älter dafür fremdes Wort (16. Jh.). Verfremdung f. Stilmittel des epischen Theaters (20. Jh., Brecht); dazu in entsprechendem Sinne verfremden Vb. zuvor ‘fremd machen, entfremden, enteignen’ (15. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

ausländisch · fremd · fremdländisch · fremdstaatlich · nicht heimisch  ●  landfremd veraltet · welsch veraltet, abwertend · mit Migrationshintergrund ugs. · nicht von hier ugs.
Assoziationen

Assoziationen
  • Wildfremder · irgendeine dahergelaufene Person · irgendwer · völlig Fremder · völlig Unbekannter · wildfremde Person

Assoziationen

andere(r) · anders · andersartig · fremd · neu (ungewohnt) · ungewohnt · ungewöhnlich  ●  gewöhnungsbedürftig negativ, ironisierend
Assoziationen

(hier) fremd · nicht von hier · ortsfremd
Assoziationen
  • nicht ortskundig sein · sich (in einer Gegend) nicht auskennen  ●  nicht von hier sein ugs.

fremd · hyperreal · nicht real · traumartig · traumähnlich · unvertraut · unwirklich · verfremdet · übernatürlich
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›fremd‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›fremd‹.

Verwendungsbeispiele für ›fremd‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Denjenigen, die das schreiben, ist offensichtlich die Idee fremd, sich am Kunden zu orientieren. [Kellner, Hedwig: Das geheime Wissen der Personalchefs, Frankfurt a. M.: Eichborn 1998, S. 233]
Wohl, weil sie gedacht hat, ich wäre da besser aufgehoben als bei einem fremden Arzt. [Schwarzer, Alice: Der »kleine Unterschied« und seine großen Folgen, Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. 1977 [1975], S. 69]
Wieder setzen wir bei dem extremen Fall der Übersetzung aus einer fremden Sprache ein. [Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode, Tübingen: Mohr 1960, S. 354]
Dasein ist ihm selbst ontisch »am nächsten«, ontologisch am fernsten, aber vorontologisch doch nicht fremd. [Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen: Niemeyer 1986 [1927], S. 13]
Manche wird es in wenigen Tagen doch wieder an den vertrauten fremden Ort ziehen. [Die Zeit, 16.12.1999, Nr. 51]
Zitationshilfe
„fremd“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/fremd>.

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