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kleinmütig

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung klein-mü-tig
Wortzerlegung klein Mut -ig
Wortbildung  mit ›kleinmütig‹ als Grundform: Kleinmut
eWDG

Bedeutung

gehoben mutlos, ohne Entschlusskraft
Beispiele:
kleinmütig werden
Während sich die kaiserlichen Truppen in raschen Märschen näherten … hatte der Kleinmütige zwischen Übergabe und Verteidigung geschwankt [ C. F. Meyer4,263]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
klein · verkleinern · zerkleinern · Kleinheit · Kleinigkeit · Kleinigkeitskrämer · kleinlich · Kleinlichkeit · Kleinbürger · kleinbürgerlich · Kleinbürgertum · kleingläubig · Kleinkunst · kleinlaut · kleinmütig · Kleinmut · Kleinstaat · Kleinstaaterei · kleinstädtisch · Kleinstädter · Kleinstadt
klein Adj. ‘von geringem Ausmaß, von geringer Größe (an Raum und Zeit, Gewicht, Zahl und Wert), jung, nicht erwachsen, unbedeutend’, ahd. kleini ‘glänzend, glatt, sauber, sorgfältig, zierlich, dünn, gering’ (9. Jh.), mhd. klein(e) ‘rein, niedlich, zierlich, fein, hübsch, scharfsinnig, klug, unansehnlich, gering, schwach’, asächs. klēni ‘zart, schlank, klug, scharfsinnig’, mnd. klēne ‘dünn, zierlich, wenig’, mnl. cleine, clēne, nl. klein ‘klein, gering, wenig’, aengl. clǣne ‘rein, keusch, unschuldig, klar, offen, treu’, engl. clean ‘rein, sauber’ führen auf den nur im Westgerm. auftretenden ja-Stamm germ. *klainja-, der sich außergerm. mit griech. glainó͞i (γλαινοί) Plur. ‘Schmuck (an der Kopfbedeckung, am Helm)’ vergleicht und mit ableitendem Nasal zu ie. *g̑ləi-, einer erweiterten Form der Wurzel ie. *g̑el(ə)- ‘hell, heiter glänzen, heiter sein, lächeln, lachen’, gehören kann, vgl. armen. całr ‘Gelächter’, griech. gelā́n (γελᾶν) ‘lachen’, aglaós (ἀγλαός) ‘glänzend, herrlich’, glḗnos (γλῆνος) ‘Prachtstück’. ‘Glänzend’ geht im Westgerm. über zu ‘rein, sauber’ (wie noch in engl. clean), woraus sich im Dt. die zahlreichen weiteren Bedeutungen entwickeln. Aber auch Anschluß an unter kleben (s. d.) angeführtes ie. *glei- ‘kleben, schmieren’ bei Verwandtschaft mit den Nasalableitungen griech. glínē (γλίνη) ‘Leim’, aslaw. glinьnъ ‘tönern, irden’, russ. (landschaftlich) glína (глина) ‘Lehm, Ton’ wird erwogen, wobei ein Bedeutungsübergang von ‘geschmiert, verschmiert, verputzt’ zu ‘glänzend (vor Fettigkeit), glatt, rein’ vorauszusetzen wäre. Aus ‘fein, zierlich, niedlich’ (mhd.) entwickelt sich klein zum Gegenwort von groß. – verkleinern Vb. ‘kleiner machen, verringern’ (17. Jh.), älter verkleinen (mhd. verkleinen). zerkleinern Vb. ‘in kleine Stücke teilen’ (19. Jh.), neben zerkleinen (im Bergbau) ‘Gestein zerschlagen’ (19. Jh.). Kleinheit f. ‘geringe Größe, geringes Ausmaß, Beschränktheit, Enge’, mhd. kleinheit ‘Zartheit, Feinheit’. Kleinigkeit f. ‘Sache von geringem Wert, Geringfügigkeit’, mhd. kleinecheit ‘Feinheit, Kleinheit’; Kleinigkeitskrämer m. ‘wer Kleinigkeiten übertrieben wichtig nimmt’ (18. Jh.). kleinlich Adj. ‘pedantisch, engherzig’, mhd. kleinlich ‘fein, zart, zierlich, mager, scharf sehend’; vgl. ahd. kleinlīhho Adv. (9. Jh.); Kleinlichkeit f. ‘übertriebene Genauigkeit, Pedanterie’, mhd. kleinlīcheit ‘Fein-, Zart-, Kleinheit’. Kleinbürger m. Angehöriger der unteren Mittelschicht, im Sinne von ‘Spießbürger’ wohl zuerst bei Börne (um 1830), zuvor gelegentlich für ‘Arbeiter’ (18. Jh.); kleinbürgerlich Adj. ‘spießig, beschränkt’ (Immermann 1838), ‘das Kleinbürgertum betreffend, zu ihm gehörend’ (19. Jh.). Kleinbürgertum n. (19. Jh.); kleingläubig Adj. ‘zweifelnd, nicht von festem Glauben’ (16. Jh.). Kleinkunst f. ‘kleine künstlerische Arbeit, die entsprechende Kunstrichtung selbst, Kunsthandwerk’ (um 1860), auch ‘kabarettistische Darbietungen’ (20er Jahre 20. Jh.; vgl. Kleinkunstbühne ‘Kabarett’). kleinlaut Adj. ‘verlegen, nicht vorlaut’, älter ‘schwach lautend, leise’ (15. Jh.). kleinmütig Adj. ‘mutlos, verzagt, ohne Entschlußkraft’, mhd. kleinmuotic; dazu die Rückbildung Kleinmut m. ‘Mangel an Mut und Entschlußkraft’ (16. Jh.). Kleinstaat m. ‘kleiner, aber souveräner Staat’, Kleinstaaterei f. ‘Aufspaltung in viele Kleinstaaten, politische Zerrissenheit’ (beide Jahn 1814). kleinstädtisch Adj. ‘einer Kleinstadt eigen, provinziell’ (17. Jh.), Kleinstädter m. (18. Jh.); danach Kleinstadt f. (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

angsterfüllt · angstvoll · bang · bange · bebend · bekümmert · besorgt (um, wegen) · furchtsam · furchtsam (vor) · in tausend Ängsten (sein) · kleinmütig · mit Zittern und Zagen · zitternd · ängstlich  ●  mit flatterndem Herzen geh., dichterisch · phobisch fachspr.
Assoziationen
  • (sich) fremd fühlen · (sich) nicht zugehörig fühlen · fremdeln · unsicher sein (in fremder Umgebung)
  • krankhaft misstrauisch  ●  paranoid fachspr.
  • (jemandem) ist der Schreck in die Glieder gefahren · (sehr) erschrocken · bang(e) · eingeschüchtert · verschüchtert · verängstigt

(sich) klammern (an) · feig · feige · kleinmütig · mutlos · schüchtern · ängstlich  ●  (sich) nichts trauen ugs., regional · duckmäuserisch ugs. · hasenfüßig ugs. · hasenherzig ugs. · keine Eier in der Hose haben derb · keinen Arsch in der Hose haben ugs. · memmenhaft ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›kleinmütig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›kleinmütig‹.

Verwendungsbeispiele für ›kleinmütig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Das ist sicher richtig, und doch ist es auch etwas kleinmütig. [Der Spiegel, 08.03.1982]
Die Politik sei oft zu kleinmütig, sie traue sich zu wenig. [Die Zeit, 23.08.2010, Nr. 34]
Vielleicht bin ich auch zu kleinmütig, kleingläubig auf jeden Fall. [Die Zeit, 02.11.1990, Nr. 45]
Das macht sie einerseits kleinmütiger, andererseits aber auch wieder freier. [Die Zeit, 12.01.1976, Nr. 02]
Zum Restaurieren taugen sie nicht, dafür sind sie zu impulsiv, zu wenig kleinmütig und immer noch zu reich in ihrer Armut. [Thelen, Albert Vigoleis: Die Insel des zweiten Gesichts, Düsseldorf: Claassen 1981 [1953], S. 118]
Zitationshilfe
„kleinmütig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/kleinm%C3%BCtig>.

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