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liebäugeln

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GrammatikVerb · liebäugelt, liebäugelte, hat geliebäugelt
Aussprache 
Worttrennung lieb-äu-geln
Wortzerlegung lieb äugeln
eWDG

Bedeutungen

1.
mit etw. liebäugelnmit dem Gedanken an etw. spielen, etw. gern haben wollen, tun oder sein wollen
Beispiele:
sie liebäugelte schon lange mit dem Mantel im Schaufenster, mit dieser Uhr
er liebäugelt mit dem Gedanken, ein Auto zu kaufen
daß er im geheimen damit liebäugelt, den Hengst gelegentlich auch zum Reiten zu benutzen [ ZuchardtNarr410]
Uneingestanden hatte Brenten oft damit geliebäugelt, ebenfalls einmal Gewerkschaftssekretär … zu werden [ BredelVäter375]
2.
mit jmdm. liebäugelnmit jmdm. zärtliche, liebevolle Blicke tauschen
Beispiel:
du hast ganz schön mit ihm geliebäugelt
bildlich mit jmdm. sympathisieren
Beispiel:
Er verhöhnte die Fortschrittler, die mit den Fürsten liebäugelten [ MehringDt. Geschichte227]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Auge · Augapfel · äugeln · liebäugeln · äugen
Auge n. Organ des Gesichtssinnes. Ahd. ouga (8. Jh.), mhd. ouge stimmt mit asächs. ōga, mnd. ōge, mnl. ōghe, nl. oog, aengl. ēage, (angl.) ēge, engl. eye, anord. auga, schwed. öga, dän. øje, got. augō überein. Die Herleitung von germ. *augan- aus ie. *okū- ‘sehen, Auge’, das sich aus aind. ákṣi, griech. ómma (ὄμμα), Dual ósse (ὄσσε), lat. oculus (s. Okular), aslaw. oko, russ. (älter) óko (око), lit. akìs ‘Auge’ erschließen läßt, ist durch die germ. Lautgestalt erschwert, wird aber doch für wahrscheinlich gehalten. Allgemein nimmt man an, daß der Vokal eines regulär entwickelten germ. *agw- (dieses z. B. noch in ahd. awizoraht ‘augenscheinlich’, um 800, acsiunī ‘äußere Erscheinung’, 9. Jh.) unter dem Einfluß von germ. *auzan- ‘Ohr’, vgl. ahd. ōra und (mit grammatischem Wechsel) got. ausō (s. Ohr), umgebildet wurde. Vielleicht hat dabei auch Ausgleich zwischen verschiedenen Flexionsformen eine Rolle gespielt; vgl. Feist ³64. – Augapfel m. ‘kugelförmiger Sehkörper des Auges’, ahd. ougaphul (Hs. 12. Jh.), mhd. ougapfel; die durch Ähnlichkeit mit der runden Frucht motivierte übertragene Verwendung von Apfel (s. d.) ebenfalls in aengl. ēagæppel, mnl. ōgheappel, nl. oogappel. Gleichbed. anord. augasteinn, schwed. ögonsten, engl. eyeball oder frz. globe de l’œil gehen von ähnlichen Vorstellungen aus. äugeln Vb. ‘jmdm. bedeutungsvolle Blicke zuwerfen’, als Ausdruck des Gartenbaus ‘okulieren’. Mhd. öugeln, wohl zur Deminutivform öugel von mhd. ouge ‘Auge’ gebildet, heißt zunächst ‘mit Augen versehen’ (so Part. Prät. geöugelt mit Bezug auf Pfauenfedern, Mitte 14. Jh.). Die Bedeutung ‘verliebte Blicke tauschen’, mhd. nur durch den substantivierten Infinitiv daʒ öugeln belegt (daneben steht mnd. ȫgelen ‘äugeln, schmeicheln’), findet sich seit dem 16. Jh. und häufiger vom 18. Jh. an. Im 16. Jh. verbreiteter als das einfache Verb ist gleichbed. liebäugeln Vb. wie älteres liebkosen (s. d.) als Zusammenrückung entstanden und heute vorwiegend in übertragenem Sinne ‘mit dem Gedanken an etw. spielen’ geläufig. Die Verwendung von äugeln für das schon dem mittelalterlichen Weinbau bekannte Veredelungsverfahren, die dem übertragenen Gebrauch von Auge für ‘Knospe’ folgt, wird im 17. Jh. üblich. äugen Vb. ‘blicken’, besonders in der Jägersprache von Tieren. Ahd. ougen (8. Jh.), mhd. ougen, öugen bedeutet ‘vor Augen bringen, zeigen’ (s. ereignen; außerdem ist ahd. ougen ‘Knospen ansetzen’, um 1000, bezeugt), daneben mnd. ȫgen auch ‘sehen, schauen’; in diesem Sinne im älteren Nhd. selten, seit Anfang des 19. Jhs. öfter vorkommend, namentlich als Jagdausdruck.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

bebalzen · beturteln · flirten · herumschäkern · herumturteln · kokettieren · liebäugeln · schäkern · turteln  ●  poussieren veraltet · scharmutzieren veraltend · tändeln veraltend · herummachen (mit) ugs. · liebeln ugs. · rummachen (mit) ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›liebäugeln‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›liebäugeln‹.

Verwendungsbeispiele für ›liebäugeln‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Haben Sie jemals damit geliebäugelt, sich den bewaffneten Kämpfern anzuschließen? [Die Zeit, 07.10.2013, Nr. 40]
Über kurz oder lang wird man aber mit einem moderneren Gerät liebäugeln. [C’t, 2000, Nr. 25]
Auch deutsche Schulen liebäugeln seit kurzem mit Sponsoren aus der Industrie. [Süddeutsche Zeitung, 12.06.1999]
Viele Stadtväter liebäugeln tatsächlich mit weiteren Einschränkungen bei der Sozialhilfe. [Der Spiegel, 18.04.1983]
Einige Wortführer der Studentenrevolte liebäugelten freilich mit der Idee der Revolution. [Der Spiegel, 17.07.1989]
Zitationshilfe
„liebäugeln“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/lieb%C3%A4ugeln>.

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