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mobilmachen

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Alternative Schreibung mobil machen
GrammatikVerb · macht mobil, machte mobil, hat mobilgemacht/mobil gemacht
Aussprache  [moˈbiːlmaχn̩]
Worttrennung mo-bil-ma-chen · mo-bil ma-chen
Wortzerlegung mobil machen
Rechtschreibregeln § 34 (2.2), § 34 (2.1)
Wortbildung  mit ›mobilmachen‹/›mobil machen‹ als Erstglied: Mobilmachung
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
jmd. macht (jmdn.) mobilauf das Eintreten einer besonderen, weitreichenden Lage vorbereiten, z. B. in Einsatzbereitschaft, den Kriegszustand o. Ä. versetzen; zu einem bevorstehenden (para)militärischem, polizeilichen o. ä. Einsatz hinzuziehen, beordern, einziehen
Schreibung: mobilmachen
Beispiele:
Am 7. September hatte Preußen zur Sicherung seiner Neutralität, besonders gegen Rußland, 80.000 Mann mobilgemacht. [Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: [o. A.]: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3. Bd. 5. Berlin 1961]
Die Ukraine macht Zehntausende zusätzliche Soldaten der Armee mobil: Das Parlament hat beschlossen, Soldaten, die bereits lange Zeit im Einsatz gegen die prorussischen Separatisten im Osten des Landes sind, durch Reservisten zu ersetzen. Rund 50.000 junge Menschen oder Personen, die bereits eine besondere militärische Ausbildung erhalten haben, sollen einrücken und ab Dienstag kommender Woche bewaffnet werden. [Die Zeit, 15.01.2015]
Die Sandinisten verteidigen sich gegen den »Bürger«krieg [sic!] der Amis in Nicaragua; sie halten es für notwendig, das Volk dafür einzuspannen; sie beschaffen sich Waffen und Berater aus Kuba und der Sowjetunion. Sie machen jetzt die Bevölkerung mobil für die drohende Intervention der USA. [Marxistische Zeit- und Streitschrift 1980–1991. München: Gegenstandpunkt 1998 [1984]]
Die wichtigsten Vorschläge, wie sie im Haushalt 1981 zum Ausdruck kommen, sind: a) Qualitative Verbesserung unserer strategischen Streitkräfte, damit der Beginn eines Nuklearkrieges auch weiterhin für die Sowjetunion nachteilig bleibt, b) Verbesserung der Fähigkeit unserer Streitkräfte, in Zusammenarbeit mit unseren NATO‑Verbündeten rasch mobilzumachen und wirksam für die Verteidigung Europas zu kämpfen, um den Beginn eines konventionellen Kriegs für die Sowjetunion und ihre Verbündeten des Warschauer Pakts eindeutig als unvorteilhaft erscheinen zu lassen. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1980]]
Da: – von fern her ein Ruf, unverständlich zunächst, dann deutlicher: »Österreich macht mobil!« Und unten, am Ende der Straße, flutete es hervor mit schwarz‑gelben Fähnchen, in festem Schritt, dem der Gesang den Rhythmus gab: »Gott erhalte Franz den Kaiser –«[.] Konrad war bis zum Potsdamer Platz vorgedrungen, als der Zug sich näherte. [Braun, Lily: Lebenssucher. Berlin: Directmedia 2001 [1915]]
Wenn jetzt mobilgemacht wird, muß ich mich ja doch stellen; und da möchte ich mich selbstverständlich lieber hier stellen, wo ich doch Aussicht habe, bald mitzukommen, als in Travemünde, Hamburg oder Bahrenfeld, wo man uns wahrscheinlich nur dazu verwenden würde, den Nordostsee‑Kanal [sic!] zu bewachen. [Brief von Franz Blumenfeld vom 01. August 1914. In: Witkop, Philipp (Hg.): Kriegsbriefe gefallener Studenten. München: Müller 1928 [1914], S. 21]
übertragen jmd. macht (jmdn., etw.) mobil (gegen, für jmdn., etw.)(für oder gegen jmdn., etw.) aktiv werden, sich einsetzen, Anstrengungen unternehmen; jmdn., zu größerem Engagement bewegen, dazu bringen, sich (für oder gegen jmdn., etw.) einzusetzen
Beispiele:
Mit rund 2.200 Aktionen in Deutschland will die Gewerkschaft im Herbst gegen die Politik der Regierung mobilmachen, die gegen die Mehrheit der Menschen gerichtet sei. [Fränkischer Tag, 02.11.2010]
Weil sie für Milch und Fleisch immer weniger bekommen, machen Landwirte in ganz Deutschland mobil. Sie wollen Discounter, Molkereien und Schlachthöfe zwingen, mehr zu zahlen. [Süddeutsche Zeitung, 04.12.2020]
Anstehende Probleme packt sie furchtlos an und macht alle Kräfte mobil, um Ziele zu erreichen. [Jahreshoroskop 2019 für die Skorpion-Frau, 07.12.2018, aufgerufen am 01.09.2020]
[…] seit Monaten machen Bürgerinitiativen wie »Best for Britain« und parteiübergreifende Gruppen von Abgeordneten für eine zweite [Brexit-]Abstimmung mobil. [Süddeutsche Zeitung, 24.09.2018]
Soziale Netzwerke nehmen auch in der Präsidentschaftswahl mittlerweile eine gewichtige Rolle ein. Parteien und Anhänger machen für ihren Favoriten mobil. [Der Standard, 24.04.2016]
Um, wie in Hannover, 2.000 Leute [zu einem Punkertreffen in München] mobilzumachen, so S[…], sei es zu spät, da hätte die Arbeit längst beginnen müssen. Die 200 Punker aus der heimatlichen Szene seien aber überwiegend »relativ handsam«. Hannover sei die »Traditionsstadt« der Punker, Vergleichbares sei wohl in anderen Städten nicht machbar, meinte der Polizeidirektor. [Süddeutsche Zeitung, 07.09.1995]
2.
etw., jmd. macht etw., jmdn. mobilin Bewegung bringen, versetzen; verkehrstechnisch befähigen, fit machen, ertüchtigen (z. B. mit einem Verkehrsmittel ausstatten)
Beispiele:
Als der Autopionier [Gottlieb Daimler] 1887 im württembergischen Cannstatt seine Firma gründete, hatte er andere Sorgen, als über Diebstahlschutzvorrichtungen für sein Markenzeichen nachzudenken: Der Tüftler wollte die Gesellschaft überhaupt erst einmal mobil machen, und zwar mit Motoren made by Daimler. [Der Spiegel, 23.06.2009 (online)]
Vor der Motorisierung mussten Arbeitspferde die Post, die Straßenbahn, die Feuerwehr und das übrige Transportwesen mobil machen. Im Juni 1925 wurden die 640 in der [Berliner] Posthalterei stationierten Pferde überflüssig, motorisierte Postfahrzeuge übernahmen den Transport. [Parteihochschule wird zu Luxuswohnungen, 03.02.2020, aufgerufen am 14.06.2023]
Erst wenn etwa 40 Prozent einer Magmakammer geschmolzen sind, verhält sich der Brei wie eine Flüssigkeit. Doch auch große Mengen Gas können Magma mobil machen (= verflüssigen, zum Fließen bringen). [Der Spiegel, 23.04.2015 (online)]
Ein revolutionäres Fahrzeugkonzept für das 21. Jahrhundert werden fünf Universitäten für Ford entwickeln. Diese Wettbewerbsaufgabe hat die Ford Motor Company genau einhundert Jahre, nachdem das Model T die Welt mobilgemacht [hat], Hochschulen weltweit gestellt. [Ford Model T, 30.06.2008, aufgerufen am 14.06.2023]
Die [Wirtschaft] ist noch leer an diesem Morgen. Es ist ja erst zehn Uhr. Auch L[…] schläft noch. K[…] macht die Frau des Wirtes mobil. Er erreicht, daß er in die Schlafkammer geführt wird, wo L[…] unter einem rotgewürfelten Deckbett schnauft. [Fallada, Hans: Wer einmal aus dem Blechnapf frißt. Bd. 2. Berlin [u. a.]: Aufbau 1990 [1934], S. 209]
übertragen, verhüllend Die Überbevölkerung zementierte in den Augen der deutschen Ökonomen [in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft] die vermeintliche Rückständigkeit der Wirtschaftsstrukturen, behinderte die Durchsetzung der »optimalen Arbeitsproduktivität im Großraum«; mit anderen Worten gingen die Wirtschaftsexperten davon aus, daß zunächst ein Teil der Überbevölkerung »beseitigt« werden mußte, um überhaupt das Arbeitskräftepotential des »Großraums« nutzen zu können, um die sozialen Strukturen und damit auch die Arbeitskräfte »mobil« zu machen (= Migrationsmaßnahmen und anderen bevölkerungspolitischen Maßnahmen unterwerfen). [konkret, 2000 [1989]]

letzte Änderung:

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Front machen gegen (jemanden) · anfeinden · angehen (gegen) · befehden · mobilmachen (gegen) · vorgehen gegen (jemanden)
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›mobilmachen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›mobilmachen‹.

Zitationshilfe
„mobilmachen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/mobilmachen>.

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