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stürmen

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GrammatikVerb · stürmt, stürmte, hat/ist gestürmt
Aussprache 
Worttrennung stür-men
GrundformSturm
Wortbildung  mit ›stürmen‹ als Erstglied: Stürmer · Stürmerei  ·  mit ›stürmen‹ als Letztglied: anstürmen · bestürmen · dahinstürmen · davonstürmen · drauflosstürmen · durchstürmen · einstürmen · entlangstürmen · erstürmen · fortstürmen · Gestürm · heranstürmen · hereinstürmen · hinausstürmen · hineinstürmen · hinterdreinstürmen · losstürmen · nachstürmen · voranstürmen · vorstürmen · vorwärtsstürmen · zustürmen
 ·  mit ›stürmen‹ als Binnenglied: himmelstürmend / himmelsstürmend
eWDG

Bedeutungen

1.
gehoben es stürmtein starker Wind weht, ein Sturm tobt
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
seit drei Tagen stürmt es
es hat die ganze Nacht gestürmt und geschneit
selten das Wetter stürmtes herrscht stürmisches Wetter
Beispiel:
da eben das Wetter wieder zu stürmen anfing [ KleistKohlhaas3,145]
übertragen
Beispiele:
eine stürmende Leidenschaft
Er … fühlte, wie es in ihm stürmte [ HeyseI 3,88]
jmd. stürmtjmd. ist erregt, wütend
Beispiel:
Sie konnte sich erhitzen, stürmen, geifern [ FalladaJeder stirbt370]
2.
etw. heftig angreifen
a)
Militär etw. im Sturm, Sturmangriff nehmen, erobern
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
eine Stadt, Anhöhe, Brücke, feindliche Stellung stürmen
die Infanterie hat den Graben des Gegners gestürmt
bildlich
Beispiele:
den Fahrkartenschalter, die Theaterkasse, den Bus stürmen
am Schluss der Vorstellung stürmten die begeisterten Zuschauer die Bühne
übertragen
Beispiel:
Wir sind keine Jugend mehr. Wir wollen die Welt nicht mehr stürmen [ RemarqueIm Westen91]
b)
Militär einen Sturmangriff durchführen, im Sturmangriff vorgehen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
die Infanterie stürmt (mit dem Bajonett)
sie stürmten dreimal, wurden aber immer wieder zurückgeschlagen
c)
Sport beim Fußball, Handball, Hockey, Rugby das gegnerische Tor bedrängen, um einen Treffer zu erzielen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
in der zweiten Halbzeit stürmte unsere Mannschaft pausenlos und erzielte zwei Tore
er stürmt (= spielt als Angriffsspieler, Stürmer)
3.
jmd., etw. stürmt auf etw.jmd., etw. eilt, jagt, rast auf etw.
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
die Kinder stürmen auf den Schulhof, aus dem Zimmer, in den Garten, nach Hause, zum Karussell, zur Mutter
der Hund stürmte durch, über die Wiesen
der Zug ist durch die Nacht gestürmt
Bis gegen Mitternacht stürmten Eiskörner und Wasserfluten talwärts durch das … Dorf [ BredelFünfzig Tage11]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Sturm · stürmen · anstürmen · Ansturm · Stürmer · stürmisch
Sturm m. ‘starker Wind, Aufruhr, Angriff’, ahd. sturm (um 800), mhd. sturm (md. auch storm) ‘Unruhe, Lärm, Kampf, Unwetter’, asächs. mnd. mnl. nl. aengl. engl. schwed. storm, anord. stormr (germ. *sturma-) kann mit Formen ohne anlautendes s- wie aengl. þrymm ‘Menge, lärmende Schar’, anord. þrymr ‘Lärm, Krachen’, lat. turma ‘Schar, Schwadron, Schwarm’ verbunden und als m-Ableitung zu der unter Quirl (s. d.) angeführten Wurzel ie. *tu̯er-, *tur-, *tu̯ṛ-, *tru- ‘drehen, quirlen, wirbeln’ gestellt werden, wozu auch das unter stören (s. d.) behandelte Verb gehört. Ausgehend von einer Bedeutung ‘quirlende, lebhafte, wirbelnde Bewegung’, steht das Substantiv in älterer Zeit häufig für ‘Kampf, Streit, kriegerischer Angriff’, z. B. Sturm laufen ‘anrennen’ (17. Jh.), älter den Sturm anlaufen (16. Jh.), zum Sturm (‘Angriff’) antreten, älter den Sturm antreten ‘angreifen’ (16. Jh.), (zum) Sturm (‘Aufruhr’) schlagen (16. Jh.). Vgl. Sturm und Drang literarische Strömung des 18. Jhs., sogenannte Geniezeit (19. Jh.), benannt nach einem Dramentitel von F. M. Klinger (1776) im Sinne von ‘innerer Aufruhr’. – stürmen Vb. ‘sehr windig sein, kriegerisch anrennen, erobern’, ahd. sturmen (8. Jh.), mhd. stürmen ‘Unruhe machen, lärmen, sich bewegen, schwirren, streiten, kämpfen, berennen’. anstürmen Vb. ‘anrennen, angreifen, vorwärtsstürmen’, mhd. anestürmen; Ansturm m. ‘Angriff, Andrang, große Nachfrage’ (14. Jh.). Stürmer m. ‘wer stürmt, Kämpfer’, mhd. sturmære, stürmære. stürmisch Adj. ‘drängend, lebhaft, lärmend’, geläufig seit dem 16. Jh., vgl. mhd. stürmec sowie stürmische Adv. und ahd. sturmlīh (Hs. 12. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(schnell) laufen · hasten · hetzen · rasen · rennen · schnellen · sprinten · spurten · wirbeln  ●  fegen fig. · galoppieren Tier · schießen fig. · dahinpreschen ugs. · die Beine in die Hand nehmen ugs., fig. · düsen ugs. · eilen geh. · fetzen ugs. · fitschen ugs., ruhrdt. · fliegen (mit Richtungsangabe) geh., dichterisch, fig. · flitzen ugs. · jagen ugs. · pesen ugs. · preschen ugs. · sausen ugs. · stieben geh. · stürmen ugs. · wetzen ugs., regional · zischen ugs., fig.
Oberbegriffe
  • einen Fuß vor den anderen setzen · gehen · laufen · zu Fuß gehen  ●  fußeln veraltend, regional · latschen ugs., salopp · zu Fuß laufen ugs.
  • (sich) fortbewegen · von A nach B kommen
  • (aktive) Fortbewegungsweise · Gangart
Unterbegriffe
Assoziationen

bestürmen · erstürmen · stürmen · vorandringen · voranpreschen · voranstürmen · vordringen · vorpreschen · vorstürmen

Typische Verbindungen zu ›stürmen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›stürmen‹.

Verwendungsbeispiele für ›stürmen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Kurze Zeit darauf stürmt Herr B., der zweite Anwärter auf den neuen Posten, in den Raum. [Goetz von Schüching, Ruth: Durch gute Lebensart zum Erfolg, Leipzig: Hesse & Becker 1932 [1925], S. 7]
Es war unmöglich, das Haus, das stark besetzt schien, frontal zu stürmen. [Klabund: Der Marketenderwagen. In: Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1918], S. 2324]
Hunderte stürmten, nach flüchtiger Kontrolle ihrer Ausweise durchs uniformierte Personal, hinüber. [Der Spiegel, 13.11.1989]
An der ägyptischen Front verhinderten starke Sand stürme am gestrigen Tag jede operative Tätigkeit. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1942]]
Wieder stürmte es, wieder schneite es, wieder war es in der Nacht kurz nach elf. [Fallada, Hans: Wer einmal aus dem Blechnapf frißt – Bd. 2, Berlin u. a.: Aufbau-Verl. 1990 [1934], S. 154]
Zitationshilfe
„stürmen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/st%C3%BCrmen>.

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