Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

widerlich

Lesezeichen zitieren/teilen ausklappen
GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung wi-der-lich
Wortzerlegung widern -lich
eWDG

Bedeutung

abwertend
1.
höchst unangenehm auf die Sinnesorgane wirkend, ekelerregend
Beispiele:
Ratten, Quallen, Spinnen sind (ihm) widerlich
ein widerlicher Beigeschmack, Geruch
das schmeckt (ja) widerlich!
die durchschwitzten Sachen waren widerlich feucht
es war widerlich schwül
ich spürte einen fremden Atem, warm und widerlich roch er nach Tabak und Zwiebeln [ BöllZug155]
2.
höchst unangenehm auf das Empfinden wirkend
a)
das ästhetische Empfinden verletzend
Beispiele:
diese dicke, schmutzige Person ist mir widerlich
eine widerliche Fratze, Farbe
umgangssprachlichein widerliches Geklimper
b)
(moralisch) verabscheuenswürdig, höchst unsympathisch
Beispiele:
sein Verhalten, Benehmen, seine Handlungsweise ist mir (im höchsten Grade) widerlich
dieser aufdringliche Mensch ist mir einfach widerlich
ein widerlicher Heuchler, Charakter
so ein widerlicher Kerl, Angeber, Kriecher!
umgangssprachlich, abwertendso ein widerlicher Patron!
ein widerliches Getue
Mir sind Geldsachen zwischen Verwandten widerlich [ MoloEin Deutscher158]
c)
kaum ertragbar
Beispiele:
es war eine widerliche Situation
unter den widerlichsten Umständen etw. tun müssen
es ist widerlich, dass ich nicht tun kann, was ich will
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
wider · wieder · zuwider · widerlich · widern · erwidern · widrig · Widerhall · widerlegen · widerrufen · widerspenstig · widersprechen · Widerspruch · widerstehen · Widerstand · widerwärtig · Widerwille · widerwillig
wider Präp. ‘gegen, entgegen’. wieder Adv. ‘zurück, abermals, erneut’, mit konjunktionalem Charakter ‘umgekehrt, hingegen, anderer-, seiner-, ihrerseits’ Die seit dem 17./18. Jh. durch gelehrte Regelung orthographisch geschiedenen Wörter haben eine gemeinsame Herkunft. Ahd. widar Präp. ‘(ent)gegen, wider’ (8. Jh.), widar(i) Adv. ‘entgegen, zuwider, zurück, wiederum, abermals’ (um 800), mhd. wider (md. auch widder, weder) Präp. ‘gegen, wider’, wider(e) Adv. ‘(ent)gegen, zuwider, zurück, abermals’, asächs. wiðar Präp. ‘gegen, wider’, Adv. ‘zurück’, mnd. wed(d)er Präp. ‘gegen, wider’, wedder Adv. ‘zurück, abermals, wiederum, entgegen’, mnl. nl. weder, weer Präp. ‘wider, gegen’, Adv. (mnl. auch wēdere) ‘zurück, wieder, gegen’, afries. wither, aengl. wiþer Präp. Adv. ‘gegen’, anord. viðr Präp. ‘bei, gegen, wider’, got. wiþra Präp. ‘gegen, gegenüber’ (germ. *wiþra-) sind wie aind. vitarám ‘weiter, ferner’, awest. vītarəm ‘seitwärts’, vītara- ‘der seitlichere’ Bildungen mit dem Suffix ie. -tero-, setzen also ie. *u̯itero- voraus. Dessen Grundlage ie. *u̯ī̌- ‘auseinander’ findet sich in aind. ‘auseinander, abgetrennt, weg, fort’, awest. vī-, vi-, vy- ‘auseinander, abseits, entgegen’ und in den Weiterbildungen lit. vìsas ‘alle’, aslaw. vьsь, russ. ves’ (весь) ‘all, ganz’ (d. i. ‘nach allen Seiten auseinandergegangen’), lat. vitium (aus *u̯itiom) ‘Fehler, Gebrechen’. Neben den oben angeführten, germ. *wiþra- entsprechenden Bildungen stehen in einigen germ. Sprachen Kurzformen wie asächs. wið Präp., aengl. wiþ Präp., anord. við Präp., die sich in den modernen Sprachen durchgesetzt haben, vgl. engl. with Präp. ‘mit’, schwed. vid Präp. ‘bei, an, neben, auf’, zeitlich ‘gegen’, Adv. ‘etwa, ungefähr’. Die Bedeutungsentwicklung geht aus von räumlich verstandenem ‘auseinander, (ent)gegen’. Die Präposition steht daher für ‘gegen’ (räumlich, dann besonders im Sinne des feindlichen Entgegenwirkens, des Widerstandes) und für ‘im Gegensatz, im Widerspruch zu’; das Adverb steht für ‘zurück’ (d. h. ‘der eingeschlagenen Richtung entgegen’), woraus im zeitlichen Sinne ‘abermals, wiederum’. Alle Verwendungsweisen sind bereits im Ahd. entwickelt. In der Art einer adversativen Konjunktion ‘umgekehrt, hingegen, andrerseits’ (bereits bei Notker) wird wi(e)der besonders in neuerer Zeit gebräuchlich (er war freundlich, dann wieder unausstehlich). Adverbieller Gebrauch im Sinne von ‘(ent)gegen’ (der Wind war jnen wider, Luther) ist erhalten in der Erweiterung zuwider Adv. Präp. ‘entgegengesetzt, feindlich, widerwärtig’ (16. Jh.) und in zahlreichen Verbalkomposita (s. unten). – widerlich Adj. ‘ungünstig, schlecht, unangenehm, abstoßend’ (17. Jh.), älter ‘gegnerisch, feindlich’ (16. Jh.). widern Vb. ‘zuwider, unangenehm sein, anwidern’ (17. Jh.), älter ‘zuwider-, entgegenhandeln, ablehnen, unterbinden, sich weigern, widerstreben’, ahd. widarōn, widaren ‘zurückweisen, ablehnen, zu verhindern suchen, sich weigern’ (8. Jh.), mhd. wider(e)n ‘zuwider machen, verleiden, sich widersetzen, rückgängig machen, zurückweisen, verschmähen, vergelten’. erwidern Vb. ‘entgegnen, antworten, reagieren’, mhd. erwideren ‘entgegnen, antworten, ersetzen’, ahd. irwidarōn ‘zurückweisen, verwerfen, mißbilligen’ (9. Jh.). widrig Adj. ‘ungünstig, unangenehm, Widerwillen erregend’, spätmhd. widerig. Widerhall m. ‘reflektierter Schall, Echo’, spätmhd. widerhal. widerlegen Vb. ‘nachweisen, daß etw. nicht zutrifft, etw. als falsch erweisen’ (16. Jh.), mhd. widerlegen ‘erstatten, ersetzen, wiedergutmachen, vergelten, umbiegen, umlegen, Widerstand leisten’. widerrufen Vb. ‘eine Aussage zurücknehmen’, mhd. widerruofen, -rüefen ‘ab-, zurückrufen, zurücknehmen, absetzen, widerlegen’. widerspenstig Adj. ‘widersetzlich störrisch’ (Ende 15. Jh.), nach voraufgehendem mhd. widerspene, widerspān, -spæne; vgl. mhd. span und widerspān ‘Streitigkeit, Zerwürfnis’, eigentlich ‘(gegenseitige) Spannung’, zu der unter spannen (s. d.) dargestellten Wortgruppe. widersprechen Vb. ‘das Gegenteil vertreten, sich gegen etw. äußern’, ahd. widarsprehhan (10. Jh.), mhd. widersprechen ‘sich mit Worten gegen etw. wenden’; seit dem 17. Jh. auch ‘im Gegensatz stehen, nicht übereinstimmen, sich entgegenstehen’. Widerspruch m. ‘Einwand, Protest, (logische) Unvereinbarkeit’ (15. Jh.). widerstehen Vb. ‘Widerstand leisten, einer Neigung nicht nachgeben, zuwider, unangenehm sein’, ahd. widarstān, -stēn (8. Jh.), -stantan (9. Jh.), mhd. widerstān, -stēn. Widerstand m. ‘Gegenwehr, Weigerung, Behinderung’, mhd. widerstant; im Plural ‘Hemmungen, Hindernisse’ (18. Jh.); Widerstand leisten (18. Jh.), passiver Widerstand (Mitte 19. Jh.), nach engl. passive resistance. widerwärtig Adj. ‘abstoßend, unangenehm, ungünstig’, ahd. widarwertīg, -wartīg ‘feindlich, feindselig, entgegengesetzt, ungünstig’ (um 900), mhd. widerwertic, -wartic ‘entgegenstrebend, -gesetzt, widersetzlich, feindlich, unangenehm, zuwider’; zur Herkunft des Grundworts s. -wärts. Widerwille m. ‘Widerstreben, Abneigung’, mhd. widerwille ‘Zwist, Auflehnung, Unannehmlichkeit, Ungemach’. widerwillig Adj. ‘ungern, widerstrebend’, frühnhd. auch ‘sich auflehnend, feindlich entzweit’ (15. Jh.); vgl. mhd. widerwillicheit.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Brechreiz auslösend · Ekel erregend · abscheulich · abstoßend · ekelerregend · ekelhaft · ekelig · eklig · widerlich · widerwärtig  ●  unappetitlich auch figurativ · ungustiös österr. · bäh ugs., Babysprache · degoutant geh.
Assoziationen
Antonyme

Typische Verbindungen zu ›widerlich‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›widerlich‹.

Verwendungsbeispiele für ›widerlich‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Wahrscheinlich bildet sie es sich nur ein, aber der Mann lächelt, während er das anbietet, auf widerliche Art. [Krausser, Helmut: Eros, Köln: DuMont 2006, S. 272]
Am Ende des Aktes erscheint sie vor dem widerlichen Alten, der sie verführt hat, als Vision. [Witkowski, Georg: Von Menschen und Büchern, Erinnerungen 1863-1933. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1938], S. 5054]
Man kann solche Bilder widerlich finden; langweilig sind sie nicht. [Die Zeit, 16.04.1998, Nr. 17]
Wenn man immerzu in den Wald so hineinbrüllt, dann brüllt es eben irgendwann mal genauso widerlich moralisch zurück. [o. A.: VOLKSPOLEN – EIN SEHR NATIONALER KOMMUNISMUS. In: Marxistische Zeit- und Streitschrift 1980-1991, München: Gegenstandpunkt Verl. 1998 [1985]]
Die Arbeit ging nicht über meine Kräfte, aber sie war durch den Staub, der damit verbunden war, sehr widerlich. [Bischoff, Charitas: Bilder aus meinem Leben. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1912], S. 21571]
Zitationshilfe
„widerlich“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/widerlich>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
widerlegbar
widerlegen
widerleglich
Widerlegung
widerleuchten
Widerling
widermenschlich
widern
widernatürlich
Widernatürlichkeit

Worthäufigkeit

selten häufig

Geografische Verteilung

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Verteilung über Areale

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Verlaufskurve

Verlaufskurve 1600−1999
Verlaufskurve ab 1946

Bitte beachten Sie, dass diese Verlaufskurven nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind und Fehler enthalten können. Weitere Informationen dazu erhalten Sie auf dieser Seite. Klicken Sie auf die Verlaufskurve, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Weitere Wörterbücher

Belege in Korpora

Metakorpora

Referenzkorpora

Zeitungskorpora

Webkorpora

Spezialkorpora