wider Präp. ‘gegen, entgegen’.
wieder Adv. ‘zurück, abermals, erneut’, mit konjunktionalem Charakter ‘umgekehrt, hingegen, anderer-, seiner-, ihrerseits’ Die seit dem 17./18. Jh. durch gelehrte Regelung orthographisch geschiedenen Wörter haben eine gemeinsame Herkunft.
Ahd. widar Präp. ‘(ent)gegen, wider’ (8. Jh.),
widar(i) Adv. ‘entgegen, zuwider, zurück, wiederum, abermals’ (um 800),
mhd. wider (
md. auch
widder,
weder) Präp. ‘gegen, wider’,
wider(e) Adv. ‘(ent)gegen, zuwider, zurück, abermals’,
asächs. wiðar Präp. ‘gegen, wider’, Adv. ‘zurück’,
mnd. wed(d)er Präp. ‘gegen, wider’,
wedder Adv. ‘zurück, abermals, wiederum, entgegen’,
mnl. nl. weder,
weer Präp. ‘wider, gegen’, Adv. (
mnl. auch
wēdere) ‘zurück, wieder, gegen’,
afries. wither,
aengl. wiþer Präp. Adv. ‘gegen’,
anord. viðr Präp. ‘bei, gegen, wider’,
got. wiþra Präp. ‘gegen, gegenüber’ (
germ. *wiþra-) sind wie
aind. vitarám ‘weiter, ferner’,
awest. vītarəm ‘seitwärts’,
vītara- ‘der seitlichere’ Bildungen mit dem Suffix
ie. -tero-, setzen also
ie. *u̯itero- voraus. Dessen Grundlage
ie. *u̯ī̌- ‘auseinander’ findet sich in
aind. ví ‘auseinander, abgetrennt, weg, fort’,
awest. vī-,
vi-,
vy- ‘auseinander, abseits, entgegen’ und in den Weiterbildungen
lit. vìsas ‘alle’,
aslaw. vьsь,
russ. ves’ (
весь) ‘all, ganz’ (d. i. ‘nach allen Seiten auseinandergegangen’),
lat. vitium (aus
*u̯itiom) ‘Fehler, Gebrechen’. Neben den oben angeführten,
germ. *wiþra- entsprechenden Bildungen stehen in einigen germ. Sprachen Kurzformen wie
asächs. wið Präp.,
aengl. wiþ Präp.,
anord. við Präp., die sich in den modernen Sprachen durchgesetzt haben, vgl.
engl. with Präp. ‘mit’,
schwed. vid Präp. ‘bei, an, neben, auf’, zeitlich ‘gegen’, Adv. ‘etwa, ungefähr’. Die Bedeutungsentwicklung geht aus von räumlich verstandenem ‘auseinander, (ent)gegen’. Die Präposition steht daher für ‘gegen’ (räumlich, dann besonders im Sinne des feindlichen Entgegenwirkens, des Widerstandes) und für ‘im Gegensatz, im Widerspruch zu’; das Adverb steht für ‘zurück’ (d. h. ‘der eingeschlagenen Richtung entgegen’), woraus im zeitlichen Sinne ‘abermals, wiederum’. Alle Verwendungsweisen sind bereits im
Ahd. entwickelt. In der Art einer adversativen Konjunktion ‘umgekehrt, hingegen, andrerseits’ (bereits bei
Notker) wird
wi(e)der besonders in neuerer Zeit gebräuchlich (
er war freundlich, dann wieder unausstehlich). Adverbieller Gebrauch im Sinne von ‘(ent)gegen’ (
der Wind war jnen wider,
Luther) ist erhalten in der Erweiterung
zuwider Adv. Präp. ‘entgegengesetzt, feindlich, widerwärtig’ (16. Jh.) und in zahlreichen Verbalkomposita (s. unten). –
widerlich Adj. ‘ungünstig, schlecht, unangenehm, abstoßend’ (17. Jh.), älter ‘gegnerisch, feindlich’ (16. Jh.).
widern Vb. ‘zuwider, unangenehm sein, anwidern’ (17. Jh.), älter ‘zuwider-, entgegenhandeln, ablehnen, unterbinden, sich weigern, widerstreben’,
ahd. widarōn,
widaren ‘zurückweisen, ablehnen, zu verhindern suchen, sich weigern’ (8. Jh.),
mhd. wider(e)n ‘zuwider machen, verleiden, sich widersetzen, rückgängig machen, zurückweisen, verschmähen, vergelten’.
erwidern Vb. ‘entgegnen, antworten, reagieren’,
mhd. erwideren ‘entgegnen, antworten, ersetzen’,
ahd. irwidarōn ‘zurückweisen, verwerfen, mißbilligen’ (9. Jh.).
widrig Adj. ‘ungünstig, unangenehm, Widerwillen erregend’,
spätmhd. widerig.
Widerhall m. ‘reflektierter Schall, Echo’,
spätmhd. widerhal.
widerlegen Vb. ‘nachweisen, daß etw. nicht zutrifft, etw. als falsch erweisen’ (16. Jh.),
mhd. widerlegen ‘erstatten, ersetzen, wiedergutmachen, vergelten, umbiegen, umlegen, Widerstand leisten’.
widerrufen Vb. ‘eine Aussage zurücknehmen’,
mhd. widerruofen,
-rüefen ‘ab-, zurückrufen, zurücknehmen, absetzen, widerlegen’.
widerspenstig Adj. ‘widersetzlich störrisch’ (Ende 15. Jh.), nach voraufgehendem
mhd. widerspene,
widerspān,
-spæne; vgl.
mhd. span und
widerspān ‘Streitigkeit, Zerwürfnis’, eigentlich ‘(gegenseitige) Spannung’, zu der unter
spannen (s. d.) dargestellten Wortgruppe.
widersprechen Vb. ‘das Gegenteil vertreten, sich gegen etw. äußern’,
ahd. widarsprehhan (10. Jh.),
mhd. widersprechen ‘sich mit Worten gegen etw. wenden’; seit dem 17. Jh. auch ‘im Gegensatz stehen, nicht übereinstimmen, sich entgegenstehen’.
Widerspruch m. ‘Einwand, Protest, (logische) Unvereinbarkeit’ (15. Jh.).
widerstehen Vb. ‘Widerstand leisten, einer Neigung nicht nachgeben, zuwider, unangenehm sein’,
ahd. widarstān,
-stēn (8. Jh.),
-stantan (9. Jh.),
mhd. widerstān,
-stēn.
Widerstand m. ‘Gegenwehr, Weigerung, Behinderung’,
mhd. widerstant; im Plural ‘Hemmungen, Hindernisse’ (18. Jh.);
Widerstand leisten (18. Jh.),
passiver Widerstand (Mitte 19. Jh.), nach
engl. passive resistance.
widerwärtig Adj. ‘abstoßend, unangenehm, ungünstig’,
ahd. widarwertīg,
-wartīg ‘feindlich, feindselig, entgegengesetzt, ungünstig’ (um 900),
mhd. widerwertic,
-wartic ‘entgegenstrebend, -gesetzt, widersetzlich, feindlich, unangenehm, zuwider’; zur Herkunft des Grundworts s.
-wärts.
Widerwille m. ‘Widerstreben, Abneigung’,
mhd. widerwille ‘Zwist, Auflehnung, Unannehmlichkeit, Ungemach’.
widerwillig Adj. ‘ungern, widerstrebend’,
frühnhd. auch ‘sich auflehnend, feindlich entzweit’ (15. Jh.); vgl.
mhd. widerwillicheit.