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zuschreiben

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GrammatikVerb · schreibt zu, schrieb zu, hat zugeschrieben
Aussprache  [ˈʦuːʃʀaɪ̯bn̩]
Worttrennung zu-schrei-ben
Wortzerlegung zu- schreiben
Wortbildung  mit ›zuschreiben‹ als Erstglied: Zuschreibung  ·  mit ›zuschreiben‹ als Grundform: Zuschrift
eWDG und DWDS

Bedeutungen

1.
jmd. schreibt jmdm., einer Sache etw. zujmdn. als Urheber, Initiator bzw. etw. als Ursache (von etw.) ansehen; (jmdm.) zugutehalten, (zu dessen Gunsten) anrechnen oder zur Last legen
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: fälschlich, fälschlicherweise, irrtümlich, zweifelsfrei zuschreiben
mit Dativobjekt: [etw.] den Umständen, dem Zufall zuschreiben
mit Akkusativobjekt: [jmdm.] eine Mitverantwortung, die Schuld, die Urheberschaft, ein Verdienst zuschreiben
Beispiele:
der Verkehrsunfall war dem starken Nebel zuzuschreiben (= war durch den starken Nebel verursacht)WDG
dieses literarische Werk wurde lange Zeit B zugeschrieben (= man hielt lange Zeit B für den Autor dieses Werkes)WDG
Es sind Worte, die man nicht unbedingt einer Sozialdemokratin zuschreiben würde. [Südkurier, 18.05.2022]
Das Weihnachtslied »In dulci jubilo«, das Heinrich Seuse zugeschrieben wird, stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist eine Mixtur zweier Sprachen. [Badische Zeitung, 27.12.2013]
Dass die bisherigen Reformanläufe allesamt gescheitert sind, kann man […] nicht nur dem Parlament zuschreiben. [Neue Zürcher Zeitung, 11.09.2012]
Sein Erfolg ist […] nicht ganz allein seinem Unternehmergeist zuzuschreiben. [Der Spiegel, 30.12.2006]
Die positive Entwicklung der Stadt Homburg als Einkaufsstadt ist ganz wesentlich den Bemühungen des Homburger Gewerbevereins zuzuschreiben[…]. [Saarbrücker Zeitung, 20.12.1996]
Phrasem:
sich selbst etw. zuzuschreiben haben (= allein, selbst für etw. die Verantwortung, die Schuld o. Ä. tragen)
Beispiele:
das hast du dir selbst zuzuschreiben (= das ist deine eigene Schuld)WDG
die Folgen hast du dir selbst zuzuschreiben (= für die Folgen bist du selbst verantwortlich)WDG
Die Niederlage gegen Rostock haben sich die Löwen selbst zuzuschreiben: Einerseits, weil sie es nicht geschafft haben, eine schlagbare und wenig kreative Gäste‑Mannschaft zu bezwingen, andererseits hat aber auch Trainer Michael K[…] dazu beigetragen, dass es dieses Mal nicht funktioniert hat. [Es ist noch nicht vorbei, Löwen!, 08.02.2024, aufgerufen am 12.03.2024]
Bis ins Schlussviertel hinein sah es am Samstag ganz danach aus, als ob die MERLINS [in der Basketballbegegnung] gegen den Tabellenvierten aus Kaiserslautern eine Überraschung schaffen könnten. Dass daraus, nach zwischenzeitlicher 20‑Punkte‑Führung[,] nichts wurde, haben sie sich selbst zuzuschreiben. [Pro A: Merlins lassen sich Butter noch vom Brot nehmen, 05.02.2024, aufgerufen am 12.03.2024]
Verstehen Sie Fans, die ob der Skandale im Radsport nur schaumgebremst bei der Tour de France mitfiebern können? [–] Ich kann die Skepsis der Fans verstehen, aber das hat sich der Radsport selbst zuzuschreiben. [Kurier, 09.08.2023]
Der Nidwaldner habe sich vom mündlichen Vertrag zurückgezogen, weil er »kalte Füsse bekommen hatte« und nicht darauf vertraute, dass das Ehepaar die Abmachungen einhalten werde. »Dass er seinen Anteil der Aktien nicht erhalten hat, hat er sich selbst zuzuschreiben«, sagte der Anwalt. [Luzerner Zeitung, 07.09.2021]
Den Verlust von 3,9 Prozentpunkten [bei der Wahl] habe der Regierungschef sich selbst zuzuschreiben, so lautete der Tenor der Presse. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1997]]
Nein, hier kann es kein Mitleid geben. Leutnant W. macht der Frau nachdrücklich klar, daß der Junge durch ihre falsche Einstellung, ihre übergroße Nachsicht auf diesen Weg gekommen ist. »Daß er jetzt in ein Heim muß, haben Sie sich selbst zuzuschreiben«, sagt der Leutnant. Das sind harte Worte für eine Mutter. [Neue Zeit, 24.04.1965]
Seine Kinder wurden in der Schule angepöbelt, seine Frau beim Einkauf angerempelt. »Da kann ich Ihnen nicht helfen« – sagte ihm I[…] – »das haben Sie sich selbst zuzuschreiben«. [Der Spiegel, 06.10.1949]
2.
annehmen, glauben, dass jmd., etw. über etw. (bestimmte Eigenschaften, Fähigkeiten o. Ä.) verfügt
Beispiele:
dieser Quelle wird eine gewisse Heilkraft zugeschriebenWDG
ich schrieb diesem Ereignis keinerlei Bedeutung zu (= ich hielt dieses Ereignis für bedeutungslos)WDG
Zu Unrecht schreiben Eltern Jungen bessere Fähigkeiten zu. Eine Forscherin plädiert für höheren Frauenanteil in MINT‑Fächern (= Fächer im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) [Überschrift] [Hamburger Abendblatt, 14.10.2022]
»Sie [die Farbe Gelb] ist die hellste und kommunikativste Farbe von allen«, erklärt die Farbenlehre. Psychologen schreiben ihr eine belebende Wirkung zu, die zusätzlich Konzentration fördern, Klarheit bringen und den zwischenmenschlichen Austausch anregen soll. [Frankfurter Rundschau, 16.11.2019]
Beiden [Elementen des Yin-Yang-Symbols] werden verschiedene, aber sich ergänzende Eigenschaften zugeschrieben. [Aachener Zeitung, 28.03.2019]
Im antiken Mythos wurde dem Licht eine göttliche Funktion zugeschrieben. [Landshuter Zeitung, 27.12.2014]
Dem Rabbiner Jakob Ifergan schreiben seine Anhänger die Fähigkeit zu, Menschen mit seinen Augen durchleuchten zu können. Mit seinem Röntgenblick könne er Krankheiten erkennen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.2013]
3.
jmd. schreibt jmdm., einer Sache etw. zu(Besitz, Rechte o. Ä.) schriftlich, rechtsverbindlich zusichern, ¹übertragen
Beispiele:
jmdm. ein Grundstück zuschreiben (= ein Grundstück auf jmds. Namen eintragen) (lassen)WDG
die Summe, der Gewinn wurde seinem Konto zugeschriebenWDG
Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagte […], es sei offenkundig, dass es Regelungsbedarf bei der Triage‑Diskussion gebe. Denn die Richtlinien des Deutschen Ethikrats und der medizinischen Fachgesellschaften widersprächen sich in einem entscheidenden Punkt: Die Fachgesellschaften schrieben den Ärzten das Recht zu, bei einem Intensivpatienten die Therapie einzustellen, um einen anderen Patienten mit höherer Erfolgsaussicht zu versorgen, sagte Brysch. Ein solches Vorgehen halte der Ethikrat dagegen für rechtswidrig. [Coronavirus News am Dienstag, 21.04.2020, aufgerufen am 27.06.2023]
Die Franzosen bestehen darauf, das Mandat für den heutigen Libanon, aber auch für die Gebiete bis zum Tigris zu übernehmen; die Kontrolle über das dem heutigen Syrien entsprechende Land hatten sie sich im Sykes‑Picot‑Abkommen zuschreiben lassen. [Der Spiegel, 27.01.2014]
Vater und Bruder wurden nahezu das gesamte Erbe und die Rechte an den Büchern zugeschrieben[…]. [Schweriner Volkszeitung, 28.01.2010]
2010 sei das Grundstück der städtischen Wohnbaugesellschaft […] zugeschrieben worden. [Allgemeine Zeitung, 17.06.2016]
Sie [gleichgeschlechtliche Paare] haben allerdings heute schon die Möglichkeit, sich in gegenseitigen Verträgen alle Rechte zuzuschreiben, ohne dass es zusätzlicher Gesetze bedarf. [Hamburger Abendblatt, 20.07.2001]
Die Verwaltung wird die Summe den jeweiligen Konten zuschreiben[.] […] [Saarbrücker Zeitung, 15.07.1994]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
schreiben · Schreiben · Schrieb · Schreiber · abschreiben · Abschrift · anschreiben · Anschreiben · Anschrift · ausschreiben · beschreiben · Beschreibung · einschreiben · Einschreiben · verschreiben · vorschreiben · Vorschrift · zuschreiben · Zuschrift
schreiben Vb. ‘Buchstaben, Worte, Zahlen, Zeichen, Noten hervorbringen’, ahd. scrīban (8. Jh.), mhd. schrīben ‘(auf)schreiben, verzeichnen, beschreiben, anordnen, verordnen, nennen, schildern, malen’, asächs. skrīƀan, mnd. schrīven, mnl. scrīven, nl. schrijven, aengl. scrīfan ‘anordnen, bestimmen, Beichte hören, Strafe auferlegen’, engl. to shrive ‘beichten, die Beichte abnehmen’, aschwed. skrīva ‘schreiben’, schwed. skriva sind Entlehnungen aus lat. scrībere ‘mit einem spitzen Griffel eingraben, einzeichnen, schreiben, (schriftlich) auftragen, anordnen, befehlen, ernennen, festsetzen, (Soldaten) anwerben, ausheben’, die im Germ. starke (nur aschwed. mitunter auch schwache) Flexion annehmen. Der Übergang ins Germ. macht zwei Entlehnungsvorgänge wahrscheinlich, und zwar einen früheren im Sinne von ‘anordnen, bestimmen’ (s. oben aengl. scrīfan und vgl. asächs. biskrīƀan ‘sich kümmern, sich zurückhalten’) und einen späteren im Sinne von ‘(lateinische Schriftzeichen) schreiben’. Die engl. Sonderentwicklung (s. oben) führt dazu, daß für ‘schreiben’ engl. to write eingetreten ist, die alte germ. Bezeichnung für das Einritzen der Runen (s. reißen). – Schreiben n. ‘Schriftstück, Brief’ (16. Jh.), substantivierter Infinitiv; dafür umgangssprachlich oft die nach Art der Verbalabstrakta ablautende Bildung Schrieb m. (um 1900). Schreiber m. ‘wer schreibt’, ehemals Berufsbezeichnung, ahd. skrībāri (8. Jh.), mhd. schrībære, auch ‘Kanzler, Notar, Schriftgelehrter, Dichter, Tafelaufseher’. abschreiben Vb. ‘kopieren, aus einem Schriftstück streichen’ (seit mhd. Zeit), ‘eine Summe abbuchen, streichen, schriftlich absagen’ (15. Jh.), ‘ein Schreibgerät abnutzen’ (17. Jh.), mhd. abeschrīben. Abschrift f. ‘Kopie’, mhd. abeschrift. anschreiben Vb. ‘sichtbar aufschreiben’, mhd. aneschrīben; dann auch ‘(eine Geldsumme) zu späterer Bezahlung notieren, Waren auf Kredit geben’ (15. Jh.), daher gut oder schlecht angeschrieben sein ‘einen guten oder schlechten Ruf haben’ (17. Jh.); heute auch ‘an jmdn. schreiben’ (20. Jh.), möglicherweise Neubildung zu Anschreiben n. ‘Brief’ (16. Jh.). Anschrift f. ‘Briefaufschrift’ (17. Jh., Zesen). ausschreiben Vb. ‘herausschreiben, (eine vakante Stelle u. dgl.) bekanntgeben, nicht abkürzen’, mhd. ūʒschrīben ‘herausschreiben, bekanntmachen’. beschreiben Vb. ‘mit Worten schildern, darstellen, mit Schriftzeichen bedecken’, mhd. beschrīben ‘schreiben, aufzeichnen, schildern, schriftlich auffordern zu kommen’; Beschreibung f. ‘Schilderung’, mhd. beschrībunge. einschreiben Vb. ‘schriftlich eintragen’ (15. Jh.); Einschreiben n. seit 1875 für Rekommandation ‘eine durch Aushändigung einer Empfangsbestätigung besonders registrierte Postsendung’, eigentlich ‘eine (zur sorgfältigen Beförderung) empfohlene Postsendung’. verschreiben Vb. ‘verordnen, beim Schreiben versehentlich Fehler machen’ (17. Jh.), sich jmdm., einer Sache verschreiben ‘verpflichten, übergeben’ (18. Jh.), mhd. verschrīben ‘(auf)schreiben, verzeichnen, schriftlich festsetzen, beschreiben, schriftlich mitteilen, zuerkennen’. vorschreiben Vb. ‘als Muster schreiben, Anweisung erteilen’ (16. Jh.), älter ‘vor etw. schreiben’, ahd. furiscrīban ‘an den Anfang schreiben’ (11. Jh.), mhd. vorschrīben. Vorschrift f. ‘Muster zum Nachschreiben’ (17. Jh.), ‘Anweisung für Verhalten und Tun’ (18. Jh.); vgl. ahd. forascrift ‘Vorangeschriebenes, Überschrift, Titel’ (um 1000). zuschreiben Vb. ‘jmdn. für den Urheber von etw. halten, erklären, etw. auf jmdn. zurückführen, ihn mit etw. in Verbindung bringen’ (16. Jh.), ahd. zuoscrīban ‘schriftlich hinzu-, anfügen’ (10. Jh.), spätmhd. zuoschrīben ‘schriftlich zusichern, melden’. Zuschrift f. ‘Hinzugeschriebenes’ (16. Jh.), ‘eine Art Vorwort an den Leser eines Buches’ (17. Jh.), ‘Brief’ (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Linguistik/Sprache
(jemandem / einer Sache etwas) zuschreiben · (jemandem etwas) attestieren · (jemandem etwas) zusprechen · beimessen · zuerkennen  ●  attribuieren fachspr. · prädizieren fachspr.
Assoziationen

zurechnen · zuschreiben

Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›zuschreiben‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›zuschreiben‹.

Zitationshilfe
„zuschreiben“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/zuschreiben>.

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